Als 1975 „Herr Rossi sucht das Glück“ (Originaltitel: Il signor Rossi cerca la felicità) auf den Markt kam, war die Kultfigur des Strebens nach dem Glück geboren. Schon ein paar Jahre vorher zog es einen anderen Italiener, Vincenzo Andronaco, nach Hamburg – und irgendwie war auch er auf der Suche nach seinem Glück. Als junger Mann auf Sizilien aufgewachsen, verließ er früh das Elternhaus, kam mit wenig Geld in der Tasche nach Hamburg.
Doch das ist alles Geschichte, Vergangenheit. Heute leitet der emsige Geschäftsmann aus dem Osten Siziliens ein Unternehmen mit gut 400 Mitarbeitern, hat die Marke „Andronaco“ als „Deutschlands Supermarkt für italienische Lebensmittel und Weine“ in Standorten von Hamburg bis Bielefeld und von Köln bis Hannover in elf Märkten positionieren können. Und mit 71 Jahren ist er noch immer im Business, hat noch immer die Fäden in der Hand.
Über 200 Sorten Käse
Wir treffen Vincenzo Andronaco in Apulien, in dem Land, wo er vermeintlich jeden kennt – wie wir bald merken. Der KULINARIKER war gerade auf Sizilien um eine Geschichte über das Weingut Donnafugata zu recherchieren. Und, auf das Weingut beim Schlendern durch die Weinfelder angesprochen, kannte er natürlich die Eigentümer. Ein schöner Moment um sich über Weine und Leute auszutauschen.
Denn Weine, das sind die „cashcows“ für sein Unternehmen, wie er jüngst medial kommunizieren ließ. Und Nudeln, Schicken und Käse. Dabei ist das Sortiment mannigfaltig, ganz Italien ist mit seinen Produkten bei ihm vertreten, weit über 200 Sorten Käse befinden sich im Sortiment. Aber natürlich ist Apulien weniger für Käse als vielmehr für Weine bekannt. Ein Grund, warum wir Vincenzo Andronaco in Apulien treffen.
Das größte Weinanbaugebiet Italiens
Gut 108.000 Hektar Rebfläche bietet die Region und ist damit das größte Weinanbaugebiet Italiens. Nicht ohne Grund gilt Apulien somit als „Weinkeller“ Italiens. Aus dieser Region kommen die gehaltvollen Rotweine wie zum Beispiel Primitivo, Negroamaro, Susumaniello, Malvasia Nera und Nero di Troia. Unschwer vorstellbar, dass gut 80 Prozent der Rebsorten roter Natur sind. Und die Zeiten der Quantität ohne Qualität scheinen auch vorbei zu sein. Ein Beleg dafür ist der höchst ausgezeichnete Rotwein Italiens, der Primitivo „ES“ von Gianfranco Fino.
DOC-Richtlinie
Mittlerweile haben es rund zwei Dutzend Anbaugebiete in der Region geschafft, den Anforderung der DOC-Richtlinie zu genügen. Fast zehn Millionen Hektoliter Wein schaffen es alljährlich auf den Markt – und dies seit nunmehr gut zwei Dekaden auch international. Denn bis zur Jahrtausendwende waren die Weine Apuliens eher ein „local hero“, wenig wurde für den Export produziert. Zumindest nicht als Trinkwein, vielfach jedoch zur Wermuterzeugung.
Wie auch in vielen anderen Regionen Italiens, gibt es vereinzelt interessante Weine die aus autochthonen Reben resultieren, wie zum Beispiel auf der Halbinsel Salento, wo mit der Sorte Negroamaro gute Ergebnisse erzielt werden. Ohnehin sorgen die leicht hügelige Landschaft und die unmittelbare Nähe zum Meer für ein Wachstum, dass ungewöhnliche Weine resultieren können. International haben sich nicht ohne Grund Weingüter wie die „Cantine Mehir“, „Feudi di San Marzano“, „Gianfranco Fino“, „Mocavero“ oder auch „Tomaresco“ gut positionieren können.
Due Palme
Ein ebenfalls in der oberen Liga mitspielender Produzent ist „Due Palme“, der inzwischen als eine der größten Genossenschaftskellereien den Markt ordentlich aufmischt. 1989 gegründet, ist Due Palme ein extrem bedeutender Wirtschaftsfaktor auf der Halbinsel Salento geworden. Regelmäßig fahren die Top-Produkte ihre drei Gläser im Gambero Rosso ein, obschon natürlich auch eine Menge an „Standardweinen“ das Weingut verlassen. Dennoch sind es oftmals Weine voller reifer Frucht und einer Unmenge an Gewürzaromen die hier produziert werden.
Wer ein wenig tiefer in die Region und in die Weine eintauchen möchte, sollte sich mal mit den Due Palme Produkten Salento Malvasia Nera, Salento Susumaniello, Primitivo Di Manduria oder auch – und vor allem – dem Primitivo Di Manduria Rosso Riserva (2018) auseinandersetzen. Letzterer ist ein neun Monate in Barriquefässern gereifter Riserva, der zusätzlich 15 Monate Flaschenreifung spendiert bekam. Tolle Noten dunkler Kirsche, feine Vanille und die charakteristischen Tabaknoten zeigen sich. Ein zusätzlicher Biss in eine dunkle Schokolade und der Abend ist rund!
Natürlich sind die Produkte wie der obige Primitivo ein Grund, warum Vincenzo Andronaco auch hier seine Fühler ausgestreckt hat. Der Weinkeller Italiens ist auch für das Hamburger Unternehmen ein wichtiger Lieferant. Schaut man in seinen Online Shop, folgen nach einer Suchanfrage Dutzende Produkte aus Apulien. Und natürlich finden sich im Shop auch Weine aus vielen anderen Regionen Italiens: Toskana, Sardinien u.v.m. …
Man kann wohl unumwoben sagen: Vincenzo Andronaco hat in Hamburg mit seiner Idee des Supermarkts für italienische Lebensmittel und Weine sein Glück gefunden!
Informationen:
www.andronaco.info
Fotos: Michael Schabacker