Foodie

Goldener Schimmer über Trondheim

Trondheim am Trondheim Fjord und Nidelva Fluss ist Anziehungspunkt sowohl für die St. Olavsweg-Pilger als mittlerweile auch für Gourmets. Die Studenten der technischen Universität, die der Stadt u.a. eine Fahrradtreppe zur Höhenüberwindung beschert haben, werden dort schon früh auch zu kulinarischen Experten.

Es war im März deutlich zu spüren: Trondheim ist im Bocuse d’Or-Fieber. Die Gastgeberschaft für die Vorentscheid-Veranstaltung des Europa Finale 2025 in Lyon löst riesige Vorfreude, Begeisterung, Anteilnahme und Kochgelüste aus. Plakate, Flaggen der teilnehmenden Nationen und kleine „Völkerwanderungen“ zum Veranstaltungsort, dem „Trondheim Spektrum, einer hochmodernen Mehrzweckhalle.

Das TOLLBUA, ist seit Kurzem einer DER Gourmet-Hotspots in Trondheim. Foto: Wil Lee Wright
Das TOLLBUA, ist seit Kurzem einer DER Gourmet-Hotspots in Trondheim. Foto: Wil Lee Wright

Großer Jubel für die Chef Teams

Dort ist eine Stimmung anzutreffen wie bei einem WM-Handball-Finale: Fans aus ganz Europa, allen Voran die Norweger, schwenken Fahnen, machen Blasmusik, singen und feuern ihr Koch-Team an. 20 Teams, unter denen nur sechs Frauen auszumachen sind, haben unten auf der „Spielfläche“ jeweils eine Küche, drei Teilnehmer und einen Coach. Es wimmelt nur so von „Toques Blanche“. Die Köche sind vertieft in knifflige Vorbereitungen für die Aufgabe, ein Drei-Gang-Menü mit bestimmten Zutaten, die für alle gleich sind, zu kreieren.

Alle Restaurants der Stadt hatten sich auf dieses Ereignis eingestellt und geben ihr Bestes mit den heimischen Ingredienzien. Beim Schlendern durch die Universitätsstadt ist ein gewisser Vibe zu spüren. Kultur und Musik gehören überall in Norwegen zum guten Ton. Bemerkenswert neben vielen Musikclubs sind das Ringve-Musikmuseum in einem historischen Herrenhaus und im Kontrast dazu das spektakuläre „Rockheim“ für Popmusik in einem ehemaligen Hafenspeicher.

Feinste Küche in einer ehemaligen Zollstation von 1910

Genau gegenüber hat jüngst im Februar ein kulinarischer Hotspot eröffnet, das „Tollbua“. „Wir sind ein nordisches, verspieltes Gourmet-Bistro, das Vier- und Sechs-Gänge-Menüs serviert“, sagt der mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Küchenchef Christopher Davidsen, der zuvor u.a. im legendären „Speilsalen“ des Luxushotels „Britannia Hotell“ gekocht hat. „Wir arbeiten mit den besten lokalen Zutaten und Aromen aus der ganzen Welt – authentisch und innovativ, mit einem klaren und konsequenten Fokus auf Qualität“.

Im Tollbua Restaurant... Foto: Wil Lee Wright
Im Tollbua Restaurant... Foto: Wil Lee Wright

Gemeinsam mit dem Chef arbeiten mit Allastair Benham und Henrik Dahl Jahnsen, beste Sommeliers: „Wir haben einen der besten Weinkeller der Stadt“, darauf sind sie stolz. Diesen Ruf wird auch geteilt mit der spontan Vinbar. Die perfekt organisierte Küche der engagierten Gastronomen ist einsehbar wie eine Showbühne.   Atemberaubend, in welch’ hohem Tempo sie ihre Spezialitäten zubereiten… lautlos und perfekt!

Klein und fein die Portionen, „Back to Basics“ ist ihr Motto! Dazu gehört Skrei, zart gedünstet mit Spargel. Auch die gegrillte Bergforelle mit Kürbis, gelben Gewürzen und Jalapeño überzeugt restlos. Unentbehrlich auf der Karte sind auch hier wie überall in der norwegischen Gastronomie die frischen, „handpicked“ Scallops, die Christopher zu einem Gaumenevent veredelt. Die berühmten, einheimischen Hardanger-Äpfel bilden das Dessert, alles      überzeugend schlicht angerichtet, köstlich abgeschmeckt. Hinzu kommt in der angesagten Fabrikhallen-Atmosphäre der exquisite Service, punktgenau! Zu jedem Gang die passende Weinbegleitung, durchgehend mundet aber auch der feine „Sanger Champagner“.

Team Dänemark vor dem Start des Vorentscheids Bocuse d’Or in Trondheim 2024. Foto: Bocuse d'Or BERRE
Team Dänemark vor dem Start des Vorentscheids Bocuse d’Or in Trondheim 2024. Foto: Bocuse d'Or BERRE

Count Down im Spektrum

Im „Spektrum wird derweil im Schweiße vieler Angesichter u.a. Elchfleisch, Scallops/Jakobsmuscheln, Skrei/arktischer Kabeljau) und Stockfisch verarbeitet, veredelt. Mit dabei der berühmte „Lysholm Linie Aquavit. Drum nennt das Team aus Tschechien einen Gang einfach: „Drunken Rudolph the Reindeer“.

Die Übertragung per Screen lässt die Kochfans an allen Details teilnehmen. Für einen gepfefferten Preis kann man sich am Spielfeldrand einen Platz an einem Tisch buchen, wo ein Drei-Gang-Menü serviert wird. Moderatoren holen die einzelnen, prominenten „Spieler“, die Chefs vor das Mikrofon, denn alle haben viel Interessantes zu sagen, führen ein eigenes Restaurant oder sind dort Teil des Teams. 

Team Deutschland um Marvin Böhm, Souschef im 3-Michelin-Sterne-Restaurant AQUA im Wolfsburger Ritz, erreichte den 18ten von 20 Platzierungen. Mit der Fahne: Sein Jungkoch Hannes Hensel. Foto: Bocuse d'Or BERRE
Team Deutschland um Marvin Böhm, Souschef im 3-Michelin-Sterne-Restaurant AQUA im Wolfsburger Ritz, erreichte den 18ten von 20 Platzierungen. Mit der Fahne: Sein Jungkoch Hannes Hensel. Foto: Bocuse d'Or BERRE

Am zweiten Tag dasselbe Bild, aber heute verkostet eine Jury aus 24 internationalen Sterneköchen die Ergebnisse auf den Tellern – in einer präzisen Choreographie werden sie hereingetragen. Manch ein Juror macht sich Notizen per Hand oder am Tablet, wählt schließlich sein persönliches Favoritenmenü. Draußen in den Gängen präsentieren unterdessen norwegische Produzenten ihre Spezialtäten zum Kosten. Für die Zuschauer.

The winner is…

Dann ist es soweit: Norwegen erreicht mit Chef Håvard Werkland, aktuell stellvertretender Küchenchef im renommierten Michelin-Restaurant „Speilsalen“ im Trondheimer „Britannia Hotell“ und Filip August Bendi, Kreativentwickler bei Thon Hotels mit Sitz im Hotel Bristol in Oslo, dem 20-jährigen Leon Haarberg Nilsen vom Hotel Britannia und Trainer Christopher W. Davidsen, Chefkoch ebenda souverän den dritten Platz! Zweiter wird das Team aus Schweden, Sieger wird schließlich Dänemark. Sebastian Holberg Svendsgaard ist es gelungen, so die Jury, ein Gericht auf die Teller zu bringen, dass die Fülle der dänischen Spätwinterernte feiert. Das dänische Team habe mit organischen Formen gespielt, die an Wellen, gekräuselten Sand sowie Blätter und Blumen erinnern.

Das Dessert des spanischen Teams. Foto: Bocuse d'Or BERRE
Das Dessert des spanischen Teams. Foto: Bocuse d'Or BERRE

Seit der ersten Austragung im Jahr 1987 hat Norwegen im globalen Wettbewerb fünf Gold-, vier Silber- und vier Bronzemedaillen gewonnen. Norwegen ist ein Kraftpaket im Bocuse d’Or und das Land mit den meisten Siegen in der Wettbewerbsgeschichte mit fünf Goldmedaillen im globalen Wettbewerb und fünf Goldmedaillen im Europapokal Wettbewerb. Skandinavien hat offenbar wieder die meisten Juroren überzeugt, Freude der Jubel aber sind grenzenlos!

Britannia Hotell Trondheim – im Partyrausch

Das Hotel ist eine Legende! Ein feiner Ort, der Stadt ganzer Stolz, mit großartiger Gastgeber-Tradition! Nach mehreren Jahren Komplettrestaurierung für 150 Millionen US-Dollar wurde es aufgenommen in die jährliche Liste der besten neuen Hotels der Welt von Travel + Leisure. erlebt man hier weiterhin die vollendete Form der Gastfreundschaft.

Es beginnt sogleich nach Eintritt, formvollendet Head Concierge Sten Stensrud, der mit seinen Aufgaben verschmilzt. Er ist auch Vizepräsident des legendären „Les Clefs d’Or“ Schweden, Grand Hotel feeling at its best. 

Zum dem Hotel Britannia gehört auch die BRASSERIE mit internationalen Leckerbissen, aber auch grundsoliden norwegischen Gerichten. Foto: Dreyer & Hensley
Zum dem Hotel Britannia gehört auch die BRASSERIE mit internationalen Leckerbissen, aber auch grundsoliden norwegischen Gerichten. Foto: Dreyer & Hensley

Große Story am Rande: Eines der Biere der „Ansnes Bryggeriet“, das „Blonde“, was gern als weich, hopfig, mit blumigen und zitronigen Aroma sowie einer leichten Bitterkeit charakterisiert wird, trägt den Namen ‚Cecilie Claussen’. Das Portrait der Lady prangt auf der eigens designten schwarzen Dose. Sie war es, die kurz nach der Gründung als Hoteliersgattin von Peter Albert Claussen neue Luxusmaßstäbe in der Hotellerie setzte in Sachen Ästhetik, Bequemlichkeit und auch zukunftsweisender Technik – als eine der ersten Frauen in dieser Branche überhaupt. Heute wird Ihre Inspiration aufgegriffen und fortgesetzt durch die Designerinnen Linda Gram Egede-Nissen und Hanne Gathe.

Dort im prunkvollen „Palmehaven“ Ballsaal und eleganten „Speilsalen“-Restaurant des Britannia Hotell steigt auch die Bocuse d’Or After Show Party! Ein Buffet-Marathon mit den allerfeinsten Speisen, geradezu königlich! Exquisite Neuigkeiten und Patisserie-Kunstwerken. Man flaniert von Spezialität zu Spezialität, in der Mehrzahl norwegische Ingredienzien, mit Raffinesse angerichtet. Besonders ins Auge fielen die Patisserie-Kunstwerke. 

Finger food Dessert von Bienenhonig im „Speilsalen". Foto: Kristoffer Wittrup
Finger food Dessert von Bienenhonig im „Speilsalen". Foto: Kristoffer Wittrup

Als die Musik erklingt, füllt sich die Tanzfläche – was für ein Fest für die Kochkunst! Die Party wollte beinahe kein Ende nehmen, die besten Tropfen aus dem „Britannia“ -Weinkeller des wurden entkorkt. Was für eine Freude in ganz Trondheim. Da sage noch einer, die Norweger könnten nicht feiern… denn auch 2024 wird Trondheim Bocuse d’Or Gastgeber sein. Erst am frühen Donnerstagmorgen gingen die Lichter in Trondheim langsam aus!

So in etwa muss man sich auch das Europa-Finale des Bocuse d’Or events im Januar 2025 im französischen Lyon vorstellen. Da können sich die „Lyonnais“ schon mal drauf freuen!

 

Informationen:

www.tollbua-trondheim.no

www.bocusedor.com

www.britannia.no

www.exploretrondelag.com

www.visittrondheim.no

www.visitnorway.no

Fotos: Wil Lee Wright, Kristoffer Wittrup, Bocuse d’Or BERRE, Dreyer & Hensley

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