Die Straßenoper „Le gardien du Temple – Opus II“ ist ein spektakuläres Open-Air-Event, das mit monumentalen Maschinen, Theater und Musik die Straßen und Plätze von Toulouse in eine fantastische Welt verwandelt. Im Zentrum der Aufführung steht ein imposanter, 14 Meter hoher und 42 Tonnen schwerer mechanischer Minotaurus, begleitet von der gigantischen Spinne namens Ariane und der feuerspeienden Lilith, der Hüterin der Dunkelheit. Diese beeindruckenden Maschinen – Meisterwerke aus der Halle de la Machine – faszinieren das Publikum durch ihre lebensechten Bewegungen, ihre schiere Größe und ihre zugleich filigranen Details.
Organisiert von Toulouse Métropole und konzipiert von François Delarozière und der Compagnie La Machine, knüpft diese monumentale Show mit Fackelschein und Schaum-Schneeflocken an den ersten Teil aus dem November 2018 an.

Die Oper erzählt eine poetische und kraftvolle Geschichte vom „Hüter des Tempels“ und spielt mit uralten Mythen und modernen Erzählweisen. Lilith, die Skorpionfrau, wurde aus dem Garten der Hesperiden vertrieben und hat in den Tiefen der Erde Zuflucht gefunden. Von Hades, dem König der Unterwelt, befreit, wandert sie von Stadt zu Stadt auf der Suche nach verfluchten Seelen, um ihre Anhängerschaft und ihre Macht zu vergrößern. Sie ist mächtig und furchterregend und beherrscht die Elemente: Wind und Feuer. In der labyrinthischen Stadt Toulouse sucht sie neue Anhänger, indem sie wundersame Symbole zusammenstellt.
Le gardien du Temple – Opus II“ ist ein beeindruckendes Erlebnis, das die Zuschauer in eine Welt zwischen Realität und Fantasie entführt sowie die Grenzen zwischen Kunst und Technik hautnah erleben lässt – ein Spektakel, das niemanden unberührt lässt. So wird Toulouse, die Ende Oktober das UNESCO-Label „Creative City – City of Music“ erhielt, einmal mehr als Zentrum kreativer Kultur bestätigt.

Der Nutzen des Unnützlichen
Die Halle de la Machine in Toulouse, dem Zentrum der mechanischen Wunderwerke und weiteren spektakulären Installationen, lohnt das „Déjeuner des Petites Mécaniques“. Dieses außergewöhnliche kulinarische Event verbindet Kunst, Technik und Genuss. Es verzaubert Menschen vor der eindrucksvollen Kulisse. Begleitet von den rhythmischen Klängen und Bewegungen von Maschinen wird den Gästen ein Menü mit fein abgestimmten Speisen serviert, die von regionalen und saisonalen Zutaten inspiriert sind. Ein wenig Comedy, Artistik und vor allem Spaß stehen im Vordergrund. Mit komplizierter Mechanik werden Gläser gefüllt und Speisewagen auf Schienen durch die Tischreihen geschoben. Wieder durch eine andere Konstruktion, eine Art Kran, an dem ein Akteur schwebt, wird den Gästen aus der Vogelperspektive auf Wunsch Pfeffer über die Gerichte gestreut.
Das kreative Event mit Witz und Pfiff lädt dazu ein, Technik und Mechanik in einem völlig neuen Kontext zu erleben: Während die Funktion der Maschinen fasziniert, entfaltet sich vor den Augen und Gaumen der Gäste eine köstliche Reise durch die Welt der französischen Kulinarik. „Déjeuner des Petites Mécaniques“ ist ein Erlebnis für alle, die die Verschmelzung von Kunst und Gastronomie lieben und das Zusammenspiel von Mensch und Maschine hautnah erleben möchten.

Als Amuse-Bouche wird eine herbstliche Kastaniencreme mit Topinambur und Walnusssplittern serviert. Diese feine Komposition weckt die Geschmackssinne und bereitet auf das kommende Menü vor. „Darf ich vorstellen: Diese Crevette heißt Marie Anoinette, Yvonne,…“ Mit einem Augenzwinkern wird die Vorspeise, ein farbenprächtiges Millefeuille aus roter Bete mit Garnelen, gereicht. Als Hauptgericht wird ein „Cordon Bleu aus dem Meer“ serviert – eine kreative Variation mit Schafsjoghurt, Safran und Lavendelhonig. Dazu gibt es ein Karottengratin mit kunstvoll geschnittenen Radieschenscheiben und einem Hauch von Limette, was der Speise eine frische Note verleiht.
Als Käsegang folgen Pavé Toulousain und in milder Gâtinais de Chèvre – eine würzige Pause, die perfekt zum französischen Flair des Menüs passt. Das Dessert (Quinoa-Creme mit Schokolade und in Hibiskus marinierter Birne sowie Zimtsahne) schwebt von oben in einem überdimensional großen Leuchter herab. Es ist ein ungewöhnlich präsentiertes Finale, passend zu einem außergewöhnlichen kulinarischen Erlebnis inmitten der mitreißenden Welt der Maschinenkunst.

Toulouse mit den Augen des Kochs
Gourmets werden in der farbenfrohen, quirligen Stadt von der köstlichen Seite der Stadt begeistert sein. Bei der Toulouse-Gourmet Tour kreiert von Chefkoch Alejandro Javaloyas mit jeweils 6 Stationen, Geschichten und Kostproben ist viel über die reiche Geschichte in Verbindung mit kulinarischen Spezialitäten, die sich in den einzigartigen Aromen und Geschichten der einzelnen Viertel widerspiegeln, zu erfahren. Am Hôtel d’Assezat berichtet Alejandro Javaloyas von dem Wohlstand des 16. Jahrhunderts, der durch den Export von Bleu de pastel entstand und das den Bau über 200 prächtiger Stadtpaläste, darunter das Hôtel d’Assezat, ermöglichte.
So lockt an dem Platz eine köstliche Chocolatine von Maison Pillon, die dort seit 1967 verführerische Backwaren anbietet. In der Rue Maletache erforschte der Koch die Auswirkungen des großen Brandes von Toulouse im Jahr 1463, nach dem die Stadt mit Terrakotta-Ziegeln wiederaufgebaut wurde und ihren Beinamen „La Ville Rose“ erhielt.

Ein Macaron craquelé à l’ancienne von Au Poussin Bleu, nach altem Rezept der Karmelitinnen, krönte die historische Atmosphäre. Am Place du Salin ist Spannendes über das Château Narbonais, einst das südliche Stadttor in römischer Zeit, sowie eine Salzsteuer aus dem Mittelalter, zu erfahren. Bei Maison Garcia wird vor Ort köstliches Rillettes d’Oie auf einem traditionellen Baguette von Maison Beauhaire vor gereicht. Es ist verfeinert mit Feigenkonfit, Radieschen und eingelegtem Gemüse. Vom Karmeliterkloster über einen Jugendstil-Markt bis zur brutalistischen Betonstruktur der 1960er Jahre, die Geschichte des Marché des Carmes faszinierend.
Dort wird ein weiteres Highlight mit dem Ziegenkäse AOP Pélardon, Laguiole-Kuhmilchkäse und dem berühmten Blauschimmelkäse Roquefort Baragnaudes zu einem prickelnden Vertigo, einem Mauzac-Schaumwein aus Gaillac, gereicht. Die „Affäre Calas“ und Voltaires Einsatz für Gerechtigkeit, die in den 1760er Jahren die Stadt bewegte, weckten schon lange das Interesse Alejandro Javaloyas. In der Nähe von Notre-Dame de la Dalbade wurde deshalb die echte Saucisse de Toulouse auf einem weißen Bohnensalat von Maison Garcia, begleitet von frischen Kräutern und Gemüse zubereitet.
Zum Abschluss stand an der Cathédrale Saint-Étienne die Erzählung über das Martyrium des ersten Christen in Toulouse, Saint Sernin, auf dem Programm. Ein süßes Highlight war der Gâteau Fénétra aus der Pâtisserie Conté, das älteste Gebäck der Stadt, das auf eine Rezeptur aus der Römerzeit zurückgeht.
Fotos: Carola Faber