Foodie

Gemüse und Obst und Honig, Gänse, Schweine und Lämmer (Teil 2)

Und von hier aus dirigiert auch Pjotr Lenart seine kulinarischen „Schätze“. Eigentlich ist es ein schon sehr erwachsenes Projekt, das „Niech Cię Zakole“ heißt und gleichzeitig Slogan und Werbung zugleich für den kulinarischen Reichtum dieser Woiwodschaft ist. „Niech Cię Zakole“, als Projekt mit EU-Unterstützung 2016 gegründet, sollte man mit „Schau dich in unserer Speisekammer um“ oder „Dreh dich in unserer Speisekammer um“ übersetzen. „Zakole“ steht aber auch für die Biegung des Weichsel-Flusses an diesem Ort. „Niech Cię Zakole“ präsentiert Landschaft, Kultur Kulinarik und Traditionen des unteren Weichseltals und wird zurecht natürlich auch von der Tourismusorganisation der Woiwodschaft unterstützt.

„Niech Cię Zakole“ vereint lokale Erzeuger und Züchter, Restaurants, Hotels, touristische Attraktionen und fördert auch den Agrotourismus. Dazu zählen auch Reitställe. Dabei sind kurze Wege der Schlüssel zum Erfolg. Lokal ist Trumpf! Ganz vorne in der Hitliste steht natürlich die Kołuda-Gans, aber auch das lokale Merino-Lamm und vor allem eine besondere Schweinerasse, das freilaufende Złotnicka-Schwein sind top. Aber natürlich geht es auch um lokal produziertes Gemüse, um Honig und viel Käse, um Süßes und Bier – oder um Obst: Erst kürzlich kamen zum Pflaumenfest der Region 40.000 Gäste!

Aufgetischt! Foto: Ellen Spielmann

Macher und Koordinator Pjotr Lenart kümmert sich natürlich auch um die touristische Erschließung dieses kulinarischen Schatzes, den die lokalen Produzenten jährlich schaffen. Stets unter dem Motto: „Vom Bauernhof direkt auf den Tisch!“ Dazu gehören die Organisation von Picknicks mit Produkten lokaler Erzeuger, Kochevents und Kochshows, Catering-Angebote und vor allem die Einrichtung kulinarischer Routen. Eine dieser Routen, die u.a. auch zu den Mennoniten-Dörfern führen, ist der Szlak Kulinary Dolnej Wisley, die Kulinarische Route Untere Weichsel. Die geführte Tour (200 Zloty, ca. 50 Euro) führt zu jenen Erzeugern, die sich der lokalen Kooperative von Ostromecko und Umgebung angeschlossen haben und die höchsten Ansprüche der Vereinigung erfüllen.

Wer da nicht mitzieht, muss außen vor bleiben. Wer an einer solchen Tour teilnehmen möchte, sollte sich direkt an Pjotr Lenart oder noch besser ans Restauracja Ostromecka wenden und dieses in jedem Fall besuchen. Denn was hier tagtäglich serviert wird, gehört zum Erlesensten der kulinarischen überreichen Woiwodschaft. Dazu zählen auf der Speisekarte nicht nur Lendchen oder Schnitzel und Koteletts vom Złotnicka-Schwein, Rinderbraten, Gänsekeulen oder erstklassige Lebergerichte.

Schnitzel und Koteletts. Foto: Ellen Spielmann
Schnitzel und Koteletts. Foto: Ellen Spielmann

Auch Exotisches wie die höchst populäre lokale Spezialität Entenblutsuppe (Czernina) ist hier im Angebot. Sie ist übrigens in ähnlicher Form auch in Teilen Norddeutschlands und war in Ostpreußen als „Schwarzsauer“ bekannt. Theodor Fontane schwärmte schon 1820 von ihr. In Ost-Westfalen nennt man eine populäre Eintopf-Variante der Czernina auch „Blutgemüse“ bzw „Blutsuppe“. Und natürlich gehört auch, saisonal bedingt, Gemüse dazu. In unserem Fall gelbe Bohnen und Blumenkohl. Einmalig sind auch die hausgemachten Piroggen, vor allem die mit Gänsefleisch oder Pilzen gefüllten. Einmalig sind dann – Pech für Veggies wie Veganer – aber die opulenten Schlachteplatten.

Beginnen sollte man mit Zlotnicki Smalec, Schmalz vom Zlotnicka-Schwein – einfach eine Delikatesse, mit und ohne Grieben. Dazu zählen auch der weiße und der durchwachsene Speck vom Zlotnicka-Schwein oder die herzhaften Salamis. Herausragend ist dann der vermeintliche „Gänseschinken“! Tatsächlich handelt es sich um kalt bzw. bei Niedrigtemperatur über eine Woche in Etappen geräucherte Gänsebrust, polnisch „pierś z gęsi“ bzw. noch besser „półgęsek” genannt. Diese edle, von Hand zubereitete Delikatesse besitzt eine Haltbarkeit von mindesstens drei Monaten. Wir aber machen uns natürlich sofort darüber her! In Kombination mit dem weißen Speck und dem selbstgebackenen Brot des Restaurants ist diese Gänsebrust perfekt!

Deftige Schlachteplatte. Foto: Ellen Spielmann
Deftige Schlachteplatte. Foto: Ellen Spielmann

Und natürlich hat die Restauracja Ostromecka noch viel mehr zu bieten. Schließlich ist es ein Ort, der das kulinarische Erbe Kujawiens und Pommerns ausgezeichnet bewahrt. Und es ist auch Teil des Kujawsko-Pomorski Gesinowy Szlak Kulinarny, der touristischen Kujawisch-Pommerschen Gänse- bzw. Gänsefleisch-Route. Und da gibt es natürlich auch solche Delikatessen wie Pommerschen Kaviar (Brotaufstrich aus Gänseschmalz bzw. Gänsefett) bzw. Gänseflomen (auch Brotaufstrich) zu entdecken! Niemand sollte sich daher Ostromecko entgehen lassen!


Informationen:

Polnisches Fremdenverkehrsamt, www.polen.travel 

Kujawsko-Pomorska Organizacja Turystyczna, https://kujawsko-pomorskie.travel/

Touristeninformation Toruń, www.visittorun.pl/ 

Fotos: Ellen Spielmann

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