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„Follow the Hops!“

Von Süden rauscht der Verkehr von Sligo und Ballyshannon an, wo Irlands Star-Gitarrist und Singer-Songwriter Rory Gallagher (1948 – 1995) geboren wurde. Von Norden stößt die N 15 mit Verbindungen über Lifford nach Nordirland sowie über Letterkenny nach Derry/Londonderry hinzu. Und auch von und nach Westen, in Richtung Killybegs, gibt es kein Ausweichen! Und so findet sich fast jeder Tourist irgendwann auf dem Marktplatz von Donegal Town, dem berühmten, in Kleeblattform angelegten The Diamond mit dem hochaufragenden Obelisken jener Four Masters, der vier Mönche wieder, die dank ihres Books of the Four Masters für ein Gutteil der irischen Früh- und Mittelaltergeschichtsschreibung verantwortlich sind.

Ruinen des 1474 gegründeten Franziskanerklosters und Friedhof am Hafen von Donegal Town. Foto: Ellen Spielmann
Ruinen des 1474 gegründeten Franziskanerklosters und Friedhof am Hafen von Donegal Town. Foto: Ellen Spielmann

Aber erst einmal zieht es uns an den Hafen, wo wie auch östlich des Diamond genügend Parkplätze vorhanden sind, um ohne Blechkarosse auf Erkundung zu gehen. Am Hafen legt das Ausflugsschiff »Tipperary« der hochfrequentierten Donegal Bay Waterbus Company ab. Viele Besucher leisten sich den Spaß und gehen für ein paar Stündchen auf große Fahrt. Aber dies ist auch nicht der Grund, warum »Donegal« übersetzt »Festung der Fremden« bedeutet. Dies hat mehr damit zu tun, dass hier im 11. Jh. Wikinger landeten und sich den Hafen als Stützpunkt aneigneten. Gegenüber der Hafenmole imponieren Abteifriedhof und Ruinen der 1474 gegründeten Franziskanerabtei von Donegal Town.

Und gleich gegenüber ragt das silbern glänzende Denkmal eines martialischen Helden auf: es zeigt Red Hugh O`Donnell und wurde 2007 vom Bildhauer Maurice Harron (geb. 1946) aus Derry/Londonderry geschaffen. Man weiß es nicht genau, aber vermutlich ist dieser 1505 verstorbene Red Hugh O`Donnell auf dem Abteifriedhof, eher aber unter den Ruinen der Abteikirche beerdigt. In jedem Fall gehört der Recke zu den imposantesten Mitgliedern jenes Clans, der vom 15. Bis mindestens ins 17. Jh. die Geschicke der Grafschaft bestimmte: der O`Donnells!

Teil von Donegal Castle, einem Tower House (Burg) aus dem 15. Jahrhunder. Foto: Ellen Spielmann
Teil von Donegal Castle, einem Tower House (Burg) aus dem 15. Jahrhunder. Foto: Ellen Spielmann

Die O`Donnells waren die ersten, die sich von Saint Patrick zum Christentum bekehren ließen, sie waren aber wohl auch die ersten, die sich gegen die Wikinger stemmten. Und sie waren die letzten, die sich noch vehement gegen die Usurpatoren aus England auflehnten. Irischer Freiheitsgeist pur – und die Festung der Fremden war und ist eher die Festung der O`Donnells und Donegals schlechthin!

Vom Hafen zum The Diamond sind es nur fünf Minuten, so dass man dort am Platz bequem und gut Quartier im altehrwürdigen Central Hotel Quartier nehmen kann. Hier, mit Blick auf den Obelisken der vier Geschichtsheroen, um den herum regelmäßig Live Musik ertönt, tobt natürlich auch das sonstige soziale Leben. Da ist tagsüber erst einmal der sehr gute Laden Simple Simons Health Food zu nenne, wo im angeschlossenen Hofcafé die frischen süßen wie salzigen Bio-Teigwaren auch perfekt vor Ort verzehrt werden können.

Lough Eske Castle Hotel, Frontansicht. Foto: Ellen Spielmann
Lough Eske Castle Hotel, Frontansicht. Foto: Ellen Spielmann

Und da ist natürlich das weit über Irland hinaus berühmte Traditionsgeschäft Magee of Donegal, Irlands allererste Adresse für Tweed und Wollwaren, und dies seit 1866! Das Angebot hat sich mittlerweile sogar noch erweitert. Doch für eine echte Tweedjacke vom Feinsten können hier durchaus 1000 Euro oder mehr über den Ladentisch gehen. Etwa günstiger ist linkerhand der Laden von Triona, ein Familienbetrieb in fünfter Generation, der für alles Handgewebte steht. Ebenfalls top!

Allererste Food-Adresse ist indes die Olde Castle Bar & Seafood Restaurant an der Castle Street. Hier, auf dem Weg zum altehrwürdigen Donegal Castle, einem Tower House (Burg) aus dem 15. Jh., treffen sich drinnen wie draußen die Seafood-Gourmets. Das zigfach preisgekrönte Lokal ist aktuell die beste Adresse für Fischgerichte jedweder Art in Donegal. Und noch dazu wird in herrlicher Pub-Atmosphäre auch Craft Beer der Brauerei Kinnegar aus Letterkenny frisch gezapft! Kinnegar braut Farmhouse-Biere und wirbt mit einem lustigen, weil doppeldeutigen Werbespruch: „Follow the Hops“, „Folge dem Hopfen“, bezieht sich naturgemäß aufs Bier, doch gemeint ist auch „Folge dem Hopsen des Hasen“, den ein solcher hopsender Meister Lampe ziert auch das Etikett der Brauerei.

Blick auf die Garden Lodge an der Einfahrt zum Lough Eske Castle Hotel. Foto: Ellen Spielmann
Blick auf die Garden Lodge an der Einfahrt zum Lough Eske Castle Hotel. Foto: Ellen Spielmann

Aber natürlich gibt es auch alle anderen irischen Standard-Biere und auch eine gute Weinkarte. Ein Muss ist der preisgekrönte Killybegs Seafood Pie – eine delikate Auswahl an Fisch, Atlantik-Garnelen, cremiger weißer Chowder, paspeliertem Kartoffelgratin und mit Honig versetzter Pastinaken-Karotten-Saute. Das Ganze kostet für irische Restaurantverhältnisse eher schlappe 18 €! Insider schwören indes auf die Premium Homemade Fishcakes: frisch zubereitet mit Qualitätsfisch (keine Schalentiere), Haferflockenkruste, Salat-Garnierung und dünnen Pommes Frites für ebenfalls 18 €.

Wer so gestärkt ist, fällt nach einem langen Besichtigungstag womöglich gleich ins Hotelbett, dürfte aber bei der Versuchung, die gleich am anderen Ende des Zebrastreifens am Central Hotel wartet, nicht Nein sagen können. Denn in Mc Cafferty`s Bar tobt der Bär in gleich fünf Sälen und auf der Hofterrasse – schon nachmittags! Bei Live Music-Sessions kommen gleich Dutzende Gäste in Bewegung, trinken und Singen und sorgen für unvergessliche irische Atmosphäre.

Eine erstklassige Alternative zur Innenstadt von Donegal Town, aber auch für Freizeitaktivitäten nahebei ist der 6 km von Donegal Town entfernte stille Lough Eske. Stadtauswärts geht es vorbei an der katholischen Saint Patrick`s Church of the Four Masters, deren charakteristischer Kirchturm in Form eines uralten irischen Round Towers 1930 bis 1935 vom damaligen Dubliner Stararchitekten Ralph Byrne in einem Mix aus irischer Neoromanik und irischer Neogotik errichtet wurde. Nebenan liegt der Paupers Graveyard (Armenfriedhof), auch Famine Graveyard (Hungerfriedhof) genannt, wo die Toten des Großen Hungers 1845 – 1849 bestattet sind.

Blick auf den See Lough Eske nahe Donegal Town. Foto: Ellen Spielmann
Blick auf den See Lough Eske nahe Donegal Town. Foto: Ellen Spielmann

Dann ist man auch schon am Lough Eske. Allein schon die Rundfahrt um den See mit seiner überbordenden Natur, dem Baumbestand ringsum und seinen schmucken Landhotels ist ein Erlebnis. Topadresse ist natürlich das Lough Eske Castle Hotel. Erst einmal muss man aber an seiner perfekt restaurierten, auch zu mietenden Garden Lodge direkt am Beginn der langen Zufahrt vorbei. Dann grüßt ein phänomenaler bronzener Flugdrachen auf dem Castle Green, ehe die imposante Hauptfassade des Lough Eske Castle Hotel samt Springbrunnen vor dem Hauptportal vollends in den Bann zieht.

Auch im weiteren Bereich des Hotels finden sich zahlreiche Skulpturen, so im neuen Spa-Bereich, den die Gäste eifrig frequentieren. Das Schloss hat eine lange Geschichte. Doch nach einem verheerenden Brand in den 1930er Jahren fiel es in den Dornröschenschlaf, ehe es mit Millionen Euro aus staatlichen Fonds wieder auferweckt wurde und nun wieder floriert.

Allererste kulinarische Adresse im Traditionshaus mit Flair ist das Cedars Restaurant. Hier setzt der neue Head Chef Gavin O`Rourke die akribisch aufgebaute Qualitätstradition seiner Vorgänger fort. Die Kleiderordnung ist „small casual“, die Kellner livriert. Und zu einer Flasche des Topweißweins Vignoble Muret Picpoul de Pinet Appelation D`Origine Protégée 2019 vom Weingut Domaine de Castelnau aus Castelnau-de-Guers aus der französischen Region Okzitanien wählt man z. B. Jakobsmuscheln mit grünem Spargel, Sellerie- und Kartoffelpüree und Trüffelschnee. Sehr gut ist auch der geräucherte Schellfisch. Oder man entscheidet sich für den tagesfrischen Fisch vom Markt, in diesem Fall Kabeljau mit geröstetem Blumenkohl, Haselnuss, Kapern, Meereskräutern und Estragon-Velouté (38 €).

Cedars Restaurant, Lough Eske Castle Hotel: Market Fish, in diesem Fall Kabeljau, mit geröstetem Blumenkohl, Haselnuss, Kapern, Meereskräutern und Estragon-Velouté. Foto: Ellen Spielmann
Cedars Restaurant, Lough Eske Castle Hotel: Market Fish, in diesem Fall Kabeljau, mit geröstetem Blumenkohl, Haselnuss, Kapern, Meereskräutern und Estragon-Velouté. Foto: Ellen Spielmann

Ein Muss im Lough Eske Castle Hotel ist danach dann der Whiskey in der Father Browne Bar: Father Francis Browne war jener berühmte Priester, der in Cobh, dem Hafen von Cork in Südirland, wieder von der Titanic herunter musste, weil seine Vorgesetzten ihm dies befahlen. So entging er höchst unfreiwillig der Katastrophe des Untergangs der Titanic. Dennoch war er an Bord und hat zig Titanic-Fotos hinterlassen, dank derer er weltberühmt wurde. Später machte er überall in Irland Aufnahmen und wurde auch als Sozial-Fotograf bekannt. 200 Fotos von ihm hängen hier in der Father Browne Bar, die ebenfalls warme Küche anbietet.


Informationen:

Irland Information/Tourism Ireland: www.ireland.com

County Donegal/Donegal Town: www.govisitdonegal.com

Cedars Restaurant: www.lougheskecastlehotel.com/donegal-restaurant-dining/cedars-restaurant

Mc Cafferty`s Bar: www.mccaffertysdonegal.com, www.mccaffertysbars.com

Olde Castle Bar & Seafood Restaurant: www.oldecastlebar.com

Central Hotel Donegal: www.centralhoteldonegal.com

Lough Eske Castle Hotel: www.lougheskecastlehotel.com

Fotos: Ellen Spielmann

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