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Ferrari und jede Menge Perlage

Mit der nötigen Ausbildung des Studiums an der Landwirtschaftsschule San Michele all´Adige im Gepäck, folgten für Giulio Ferrari Monate am Weinbauinstitut in Montpellier und in Geisenheim um mit dem erreichten Wissen im Norden Italiens unweit des Gardasees ein Weingut zu errichten, um in diesem einen besonderen Schaumwein zu produzieren. Einen Schaumwein, der entlang der Richtlinien des französischen Champagners, also mit der Méthode Champenoise, produziert werden sollte.

Na klar, auf dem Etikett durfte und darf der Begriff nicht gespiegelt sein. Seit 1994 ist die Méthode Champenoise mittels EU-Verordnung geschützt, darf also nur auf „echten“ Champagnerflaschen vermerkt sein. Das dürfte die Macher der Ferrari-Schaumweine heutzutage kaum noch stören. Denn die Produktionsweise ist entscheidend, bedeutet: die zweite Gärung des Weins erfolgt in der Flasche, nicht im Tank.

Winery Ferrari in Trento. Foto: Michael Schabacker
Winery Ferrari in Trento. Foto: Michael Schabacker

Weingut an Bruno Lunelli

Ohnehin haben die Produkte Ferraris mittlerweile nur noch wenig mit dem Namensgeber zu tun. Denn bereits 1952 verkaufte Giulio Ferrari das Weingut an Bruno Lunelli, einen Weinhändler aus Trento. Und dessen Familie wirkt und produziert im Weingut Ferrari heute noch – und dies äußerst erfolgreich. Schaut man auf die nackten Zahlen, setzt sich mit der Produktion und der Menge an eingelagerten Flaschen auseinander, dürfte dies schnell ersichtlich sein. Stellte Ferrari 1952 noch 9000 Flaschen jährlich her, hat alleine 2024 die lediglich eingelagerte Menge an Schaumweinflaschen Ferraris die 20 Millionen-Grenze geknackt.

Fast nicht vorstellbar, die Menge erscheint immens. Bei einer Begehung des Kellers kommt man entsprechend kaum aus dem Staunen heraus. Aber es ist eben Qualität, die sich im Laufe der letzten Jahrzehnte sukzessive hat auf dem Markt nicht nur präsentieren, sondern auch durch die verschiedensten Produkte auf einem Spitzenplatz hat festsetzen können.

Weinkeller von Ferrari – gut 20 Millionen Flaschen... Foto: Michael Schabacker
Weinkeller von Ferrari – gut 20 Millionen Flaschen... Foto: Michael Schabacker

Die Vielzahl der verschiedenen Schaumweine, Spumante strenggenommen, ist mannigfaltig. Eine Linie dürfte jedoch durchaus im Sinne des Gründers sein: Trento Extra Brut DOC Giulio Riserva del Fondatore Ferrari. Mit verschiedenen Vintages kommt dieser Schaumwein daher, und dürfte preislich mehr als nur der kleine Bruder der Flagship-Champagner sein. Der 2010er, natürlich ein reiner Chardonnay, kann als Magnum, wenn überhaupt noch erhältlich, schon Mal gut 450 Euro von der Kreditkarte fordern. 

Perlé-Linie

Das ist natürlich nur die eine Seite Ferraris, viele weitere Produkte kommen aus den Kellern dieses Weinguts. Von der klassischen Linie, dem Brut, Demi-Sec und dem Rosé, über die „Maximum Line“ (Blanc de Blancs und Co.) bis hin zu den absoluten Klassikern, den Perlé-Weinen. Der Erfolg des Unternehmens dürfte mit eben diesen Produkten eng verbunden sein, ist es doch der Spumante, den die halbe Weinwelt kennt. Ob Bianco oder Nero, Rosé oder Zero: jedes bessere Restaurant mit dem Anspruch auf Qualität dürfte zumindest diese Perlé-Linie im Weinschrank stehen haben.

Die verschiedenen Linien von Ferrari. Foto: Michael Schabacker
Die verschiedenen Linien von Ferrari. Foto: Michael Schabacker

Locanda Margon

Doch was wäre der beste Spumante ohne Essen? Nichts – oder wenig. Folgerichtig hat sich das Unternehmen mit dem Sternerestaurant Locanda Margon auch ein Stückchen des Restaurant-Kuchens der Region gesichert. Umgeben von Weinhügeln können Spumante-Liebhaber natürlich die mannigfaltige Produktlinie des Unternehmens zu feinsten Speisen genießen. 

Unter der Regie von Chefkoch Edoardo Fumagalli, der seit 2019 die Geschicke des Gourmettempels leitet, weht ein kreativer Wind durch die Räumlichkeiten des Locanda Margon. Kein Wunder, ist der 34-jährige Italiener doch trotz seines jungen Alters mit Berufserfahrungen aus Paris, Edinburgh, Mailand oder auch New York international geprägt. Im Locanda del Notai in Como erkochte er nach nur einem Jahr seinen ersten Michelin-Stern und wurde 2017 im San Pellegrinos Young Chef Wettbewerb zum „Besten aufstrebenden Koch Italiens“ gewählt.

Chefkoch Edoardo Fumagalli. Foto: Michael Schabacker
Chefkoch Edoardo Fumagalli. Foto: Michael Schabacker

„Kreativität ist wie Marmelade, sie muss auf einer stabilen Scheibe Brot verteilt werden“, sagt Fumagalli über seine Arbeitsprozesse. Nun, richtig interpretiert dürfte dies bedeuten, dass kreative Prozesse nur auf einer guten Grundlage gedeihen können. Und das ist zumindest spürbar. Oder besser: essbar. Denn die leichte und frische Küche des Italieners ist nicht nur aromenreich und auf den Punkt gebracht, es ist das Eintauchen in die Region durch die verschiedensten Zutaten gemischt mit komplexen und durchaus auch Mal farbenfrohen Gerichten.

Das Spiel mit den Aromen lässt sich im Restaurant gut am Risotto-Gang beschreiben. Na klar, zunächst ein einfaches Gericht, lässt es sich allerdings durchaus komplex kredenzen. Erstellt mit Ziegenmilch, die das Gericht absolut dezent unterstützt, sorgt Zitronenschale von Früchten vom Gardasee für die nötige Spritzigkeit und Säure. Kürbiskernöl und Kürbiskerne ergänzen das Risotto wunderbar.

„Roasted duck breast“... Foto: Michael Schabacker
„Roasted duck breast“... Foto: Michael Schabacker

Selbst das Gericht „Potato Foam“ kann trotz seiner Einfachheit komplett überzeugen und liefert mit feinen Trüffelaromen ab, ohne dabei zu dominant zu sein. Cocoa crumble und roter gesmokter Quinoa sorgen für ein schönes Aroma und eine Menge crunch. Final hinterließ der Gang „Roasted duck breast“ vor allem durch seine fantastische Sauce mit Bergpfeffer einen bleibenden Eindruck. Und natürlich serviert mit der nötigen flüssigen Begleitung aus dem Hause Ferrari. 

Vom Perlé 2018, über den Riserva Perlé Rosé 2017, einen 2017er Riserva Perlé Nero bis zum Riserva Lunelli 2015 erfolgte eine wahrhaft gelungene Weinbegleitung. Der Riserva Lunelli als 100%iger Chardonnay liefert mit toller Struktur ab – kein Wunder wird doch für diesen Spumante Eichenholz eingesetzt. Eine tolle Balance mit viel Charakter resultiert aus sechs Jahren auf der Hefe. Ein absolut zu empfehlender Tropfen aus dem Trentodoc-Haus.

Die passenden Ferrari Weine zum Menü. Foto: Michael Schabacker
Die passenden Ferrari Weine zum Menü. Foto: Michael Schabacker

Gruppo Lunelli

Doch das Unternehmen hat mit dem erreichten Status scheinbar noch lange nicht das Ende des Weges beschritten. Mittlerweile hat sich im Rahmen der Gruppo Lunelli zu dem Spumante noch das eine oder andere Unternehmen gesellt. Diversifikation dürfte da wohl das passende Schlagwort lauten. Vom Mineralwasserunternehmen, über ein Weingut in der Toskana, bis hin zu Bisol, einem Prosecco-Produzenten, einer Destille oder sogar einem Soft Drink Unternehmen hat sich das Unternehmen durchaus breit aufgestellt.

Klar dürfte allerdings auch sein: die Kernkompetenz und das Zugpferd ist und wird wohl auch über lange Zeit die Produktion des Spumante bleiben. Gut 120 Hektar eigene Rebfläche und etwa 600 Zulieferer für Reben lassen die Stahltanks in dem mittlerweile um 12.000 Quadratmeter erweiterten Keller wohl kaum leerlaufen…


Informationen:

www.ferraritrento.com

Fotos: Michael Schabacker

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