Die „Étoile de Thau IV“ liegt ohne merkbare Bewegung im seichten und ruhigen Hafenbecken von Marseillan. Im Herbst ist der Hafen, der gesamte Ort, die angrenzenden Restaurants und eigentlich auch die gesamte Region ein Ruhepol. Nur vereinzelt sieht man Touristen, Einheimische sitzen vor den Restaurants.
Gegenüber vom Wermutpoduzenten Noilly Prat setzt sich das kleine Boot langsam in Bewegung, passiert die zahlreichen kleinen Boote des Hafens, ehe es hinaus geht in die Lagune Étang de Thau. Rechts sieht man den Hügel Saint-Loupvon Cap d`Agde und links den Hügel Saint-Clair von Sète. Dieser vorgelagerte Bereich ist hier in der Region durchaus als kleiner Wirtschaftsmotor zu sehen, ist es doch der Bereich, der von vielen Austernproduzenten genutzt wird.
Diese 22 Kilometer lange und fünf Kilometer breite Lagune mit einer geringen durchschnittlichen Wassertiefe von nur fünf Metern, ist das Areal von gut 220 Berufsfischern. Geangelt bzw. gefangen werden hier hauptsächlich Seezungen, Goldbrassen, Tintenfische, Aale oder auch Meeräschen. Aber auch Seeigel, Schnecken oder Muscheln werden von den Fischern täglich mit an Land gebracht.
Eine Besonderheit nennt die Lagune ihr Eigen: Abgesehen von vier schmalen Wasserverbindungen ist die Étang de Thau rundum geschlossen, was bedeutet, dass dieser Ort einen höheren Salzgehalt hat als das davor liegende Meer. Der optimale Standort für die hier angesiedelten Austernfischer, oder besser: Austernzüchter. Denn es geht nicht mehr in die Tiefe zu den Austern, sondern an die sogenannten „Tische“. Fast 3000 dieser Austerntische stehen hier in der Lagune, gut 600 Austernzüchter pendeln hier täglich zu ihren Austern.
Mit einer Länge von gut 50 und einer Breite von zehn Metern, werden die Tischbeine im Boden an alten im Wasser versenkten Gleitschienen verankert. Bis zu 1000 Leinen werden pro Tisch angehangen, an denen die Saataustern befestigt werden. Nach gut zwei Jahren können die Austern geerntet werden, es erfolgt eine Erntemenge von acht bis zehn Tonnen Austern pro Tisch! Bestenfalls. Denn der eine oder andere Räuber, wie zum Beispiel die Brassen, schnappen sich auch die eine oder andere Auster. Um sich vor diesen Räubern zu schützen, haben die meisten Austernzüchter Netze aufgespannt.
Was ebenfalls vielleicht verwundert, sind die Sonnenkollektoren auf den Tischen. Allerdings lässt sich leicht vorstellen, dass das Gewicht der Seile an denen die Austern hängen, unmöglich händisch bewegt werden kann. Die Solarpanel (und auch Windräder) liefern somit den Strom, um die Motoren zu betreiben, welche zur Ernte die Seile hochziehen.
Über viele Kilometer stehen hier die Tische in der Lagune und versorgen (auch) die verschiedenen Restaurants in der Region mit Austern. Wie bereits erwähnt, gibt es bereits im Hafen von Marseillan diverse kleine Restaurants. Allerdings befindet sich mit dem Tarbourich Le St Barth‘, etwa fünf Minuten von Marseillan entfernt und direkt am Wasser gelegen, das vielleicht urigste Restaurant an der Lagune direkt in der Nähe.
Von außen ist das kleine Restaurant kaum als ein solches zu erkennen. Einer Bretterbude gleich, ist die Fassade schon ein Hingucker. Im Innenbereich folgt neben verschiedenen Becken um die Austern frisch zu halten eine große Küchenzeile, ehe man im Außenbereich auf Plastikstühlen zwar einfach sitzt, aber mit dem Ausblick ist dies schnell vergessen.
Mit Sicht auf die eben noch mit dem Boot passierten Austerntische, ist es ein fast einmaliges Erlebnis. Und klar dürfte sein: Meeresfrüchte nebst den frischen Austern aus der Lagune Étang de Thau stehen hier ganz oben auf der Speisekarte!
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Fotos: Michael Schabacker