Und von dort stammt auch ihre erste große Novität: Der „Vicoregio 36“ 2017 Chianti Classico Gran Selezione DOCG. Dies ist ein reiner Sangiovese, doch aus 36 Biotypen des Sangiovese hergestellt, davon 18 ausgewählte von uralten Weinbergen in Fonterutoli. Er ist das Ergebnis jener Umstellung, die mit der Ernte 2017 auf den Mazzei-Gütern erfolgte. Seither setzt man bei den auf Sangiovese basierenden Weinen eben auf jene Biodiversität, die dann jedem der drei Spitzenweine von den drei Chianti-Classico-Gütern seine unverwechselbare Note geben. Im Fall des Vicoregio 36 2017, der 18 Monate in 500-Liter-Fässern aus französischer Eiche lagerte (davon 50 % in neuen Fässern), kann man getrost von einem avantgardistischen Agrarprojekt sprechen, das diesen schon jetzt mit 92 bis 95 Punkten bewerteten Wein Intensität, reiche Farbe und ein prononciertes Bouquet verleiht. Und natürlich passt er zu allem Gebratenen, zu Wild, Steinpilzen und Trüffeln sowie zu reifem Käse. James Suckling bewertete die zweite Gran Selezione von den Weinbergen in Radda in Chianti, den nach einer kleinen romanischen Landkirche benannten „Badiola“ 2017 Chianti Classico Gran Selezione DOCG mit 96 Punkten sogar noch höher.
Dieser reine Sangiovese (aber aus drei verschiedenen Klonen) gedieh auf Galestro-Böden, reifte dann 16 Monate in französischer Eiche (500-l-Fässer, davon 30 % neue) und besitzt große Eleganz und Frische. Nur 3000 Flaschen gelangten auf den Markt! Und schließlich liefert auch der Hauptsitz Castello di Fonterutoli seine Gran Selezione, und zwar einen reinen Sangiovese aus sechs verschiedenen Klonen, dessen Trauben auf elf ausgewählten Parzellen wuchsen. 18 Monate musste der Wein in französischer Eiche (500-l-Fässer, 50 % davon neue) reifen und dann zur Finissage noch 4 Monate in den Zementtank. Das Ergebnis war der internationalen Weinkritik Höchstnoten wert. Der Decanter vergab sogar 97 Punkte. 40.000 Flaschen gelangten auf den Markt. Und natürlich ist auch dieser Extraklasse-Wein ideal zu Wildgerichten, zu Trüffeln und reifem Käse.
Und der Reigen der Superlative geht weiter. Da ist zum Beispiel der „Siepi 2018 Toscana IGT“, benannt nach jenem uralten Anwesen, das schon seit 1435 im Besitz der Familie Mazzei ist. Dieser Blend aus Sangiovese (50 %) und Merlot (50 %) entstand aus Trauben, die an 20 bis 33 Jahre alten Rebstöcken wuchsen. Die im September von Hand gelesenen Trauben wanderten für 18 Monate in kleine 225-l-Fässer aus französischer Eiche (davon 70 % neu). Und er ist als „Meditationswein“ mit Aromen von Holunder, Zwetschgen, Beerenfrüchten, Sandelholz und Tabak tatsächlich etwas für wahre Liebhaber. Die Weinkritik vergab hohe Punktzahlen, James Suckling sogar 97 Punkte! 38.000 Flaschen sind auf dem Markt.
Der kleine Weiler Fonterutoli, lange einer Bastion von Florenz, besitzt nicht nur einen phantastischen Blick auf Siena. Hier fanden 1202 und 1208 nach den Kriegen um das Chianti-Gebiet auch Friedensverhandlungen zwischen den verfeindeten Stadtmächten Florenz und Siena statt. Dabei soll auch erstmals das heutige Emblem des Chianti Classico-Gebietes, der schwarze Hahn, auf Florentiner Fahnen erschienen sein. Die Mazzei, die den Weiler seit Jahrhunderten ihr Eigen nennen, bewahrten bis heute den mittelalterlichen Charme der die wenigen Häuser, die Ende des 16. Jh. auf der alten Zitadelle erbaute Villa und die Kirche San Miniato. Und so ist Fonterutoli auch eine wirkliche Zeitkapsel! Tatsächlich wird auf Fonterutoli längst nicht nur Wein angebaut. Auf dem 650 Hektar großen Anwesen werden 117 ha für Weinberge in Höhenalgen von 220 bis 550 m über dem Meeresspeigel genutzt, die zudem in 120 weitere Parzellen aufgeteilt sind.
Da ist natürlich noch Platz für anderes, etwa die Olivenhaine. Und so gibt es zudem das großartige, geschützte Extra Vergine Olivenöl-Chianti Classico DOP. Dann wird ein wunderbarer Grappa aus Sangiovese und Cabernet Sauvignon hergestellt. Und auch Lavendel wird angebaut. Dafür sorgt Carla Mazzei, die aus den Lavendel-Essenzen Kosmetika ehrstellt, die unter ihrem Namen vertrieben werden. Um das gesamte Familiengut kümmert sich indes ein Triumvirat von drei Markgrafen. Chairman ist Lapo Mazzei, Jahrgang 1925. Und ihm zur Seiten stehen als Managing Directors Filippo und Francesco Mazzei, die auch für die Ausweitung der Mazzei-Aktivitäten in die toskanische Maremma (Weingut Belguardo, 1997) und nach Sizilien (Weingut Zisola, 2003) sorgten.
Doch vor allem gilt auch der Wahlspruch des Hauses. „Unsere Vergangenheit ist unsere Zukunft!“ In der Ahnenreihe steht da erst einmal jener Ser Lapo Mazzei, der als erster Autor überhaupt den Begriff „Chianti“ in einem schriftlichen Dokument benutzte. Das war 1398, doch die Mazzei glauben fest daran, dass ihre Verbundenheit zur Toskana und zum Wein sogar bis ins 11. Jh. zurückreicht. Das Jahr 1435 markiert dann die Hochzeit von Ser Lapo Mazzeis Enkelin Madonna Smeralda Mazzei mit Piero di Agnolo da Fonterutoli und die Begründung des Fonterutoli-Landgutes. Seither haben 24 Generationen Mazzei hier gelebt, Grund genug, auch Ser Lapo einen Wein zu widmen, dessen 2017er Edition James Suckling zur Vergabe von 95 Punkten verführte. Dieser „Ser Lapo 2017 Chianti Classico Riserva DOCG“ (90 % Sangiovese, 10 % Merlot) mit 13,5 5 Alkoholgehalt reifte 12 Monate in 225-l- und 500-l-Fässern aus französischer Eiche (die Hälfte davon neue Fässer). Ihm wird eine Langlebigkeit von mindestens zehn Jahren zugeschrieben.
175.000 Flaschen sind auf dem Markt. Und der Ser Lapo passt vorzüglich zu Gegrilltem zu Nudeln mit Wildsauce, etwa Pici mit Wildschweinsauce, und zu reifem Käse. Und natürlich kann man ihn auch in der Osteria Fonterutoli probieren, die vor Ort für Speis und Trank sorgt und so auch die Übernachtungsgäste des hauseigenen B&B Castello di Fonterutoli bestens mitversorgt. Berühmtester Ahn ist Ser Lapo indes nicht. Das ist Filippo (Philip) Mazzei (1730 – 1816), ein liberaler Vordenker und Freund von Thomas Jefferson, der in den USA ab 1773 wohl als erster den Weinbau einführte, und zwar in Virginia. Später kamen noch der Anbau von Oliven und die Seidenzucht hinzu. In jedem Fall gründete Philip Mazzei die erste Wine Company in der Neuen Welt.
Angeblich hat sich Thomas Jefferson bei der Abfassung der Unabhängigkeitserklärung bei dem Satz „Alle Menschen sind gleich erschaffen worden“ an den Schriften des Arztes, Kaufmanns, politischen Aktivisten, Agronomen, Önologen und frühen Weltbürgers Philip Mazzei orientiert, der seither auch als amerikanischer Patriot gefeiert wird. Dies behauptete kein Geringerer als John F. Kennedy in seinem Buch „A Nation of Immigrants“. Und selbstverständlich hat das Castello di Fonterutoli auch ihm einen besonderen Wein gewidmet: Der „Philip 2016 IGT Toscana“ ist ein reiner Cabernet Sauvignon mit 13,69 % Alkoholgehalt, dessen Trauben in Fonterutoli und auf dem Weingut Belguardo in der Maremma wachsen. 18 Monate müssen sie in französische und amerikanische (!) Eichenfässer von 225 Litern- Größe (30 % neue Fässer). Dieser intensive, voluminöse Wein, die „Quintessenz toskanischen Weins“, besitzt eine Langlebigkeit von mindestens 20 Jahren, erhielt von der Weinkritik bis zu 94 Punkte und wurde in 39 000 Flaschen abgefüllt. Dazu gibt es auch Magnum-, Drei- und Sechsliter-Abfüllungen.
Und natürlich bemüht man sich auf dem Castello di Fonterutoli auch um die Reduzierung des CO2-Fußabdrucks. Und man schützt die Kultur. So erinnert ein seit 1981 produzierter „Vorläufer der Supertuscans“, der Wein „Concerto di Fonterutoli 2018 IGT Toscana“ (80 % Sangiovese, 20 % Cabernet Sauvignon) auch an die seit 1896 bestehende Societa Orchestrale di Fonterutoli, an die auch in der hauseigenen Bar mit Lebensmittelverkauf erinnert wird. Und natürlich hat es auch einen echten, einfachen Chianti Classico, etwa den „Fonterutoli 2018 Chianti Classico DOCG“ (90 % Sangiovese, je 5 Colorino und Malvasia Nera). Dieser Bestseller von Mazzei reifte 12 Monate in französischer Eiche (225- und 500-l-Fässer), ist herrlich ausgewogen und ideal zu Pasta, Gegrilltem und Käse. Und das James Suckling ihm 92 Punkte verlieh, ist natürlich ebenfalls ein Garant für sehr, sehr gute Qualität (260 000 Flaschen im Verkauf).
Information:
Mazzei dal 1435 (Marchesi Mazzei SPA Agricola), www.mazzei.it/de/
Fotos: Castello di Fonterutoli