Foodie

Einst Bratkartoffeln und Sülze – heute Gourmetküche

Während die Adresse früher für Hausmannskost, wie Sülze mit Bratkartoffeln bekannt war, gilt der Name inzwischen als Garant für ein erstklassiges Speiseerlebnis.

Heute sind die Brüder Frank und Rolf Müller in der Küche anzutreffen, währenddessen sich ihre Frauen Grit und Anette Müller um die Weine und den Service kümmern. Leidenschaft für Kulinarik in Verbindung mit gelebter Gastlichkeit scheint für das gesamte Team selbstverständlich. Empathie für immer wieder neue Kreationen, in Verbindung mit handwerklicher Perfektion ist dem erfolgreichen Küchenduo bei jeder Speise anzumerken.

Verwendet werden für die Gerichte nur hochwertige Produkte von ausgewählten Lieferanten. Dazu begeistert eine umfangreiche Weinkarte mit rund 300 Positionen. Ein Fokus liegt auf erstklassigen Weinen von deutschen Winzern. Zur Auswahl stehen neben den Speisen à la carte drei Menüs: Geschmäcker der Welt, das Klassiker-Menü und ein vegetarisches Menü.

Hochwertige Produkte werden beim Gasthaus Müller kunstvoll zubereitet. Foto: Carola Faber
Hochwertige Produkte werden beim Gasthaus Müller kunstvoll zubereitet. Foto: Carola Faber

Weltgeschmack

Nach einem delikaten Gaumenschmeichler aus Ravioli, Schafskäse und Tomatensalsa begeistert schon der erste Gang. Taubenbrust auf Linsen, Gänseleber, Apfel, Rote Bete und warmes Brioche.

Dazu mundet ein 2011 „Ancestrale“ Riesling vom Weingut Bassermann-Jordan. Die edle Speise, die nicht überbordend süß ausfällt, sondern sensibel abgeschmeckt ist, erfährt durch den vollmundigen Riesling aus handverlesenen Trauben eine wunderbare Ergänzung. Der Riesling mit seiner schönen Mineralität und erquickenden Fruchtsäure stützt die Aromen im Apfel, wie Lorbeer, Nelken und Zimt.

Es folgen Krautwickel vom heimischen Reh, Wirsing, Pilzkraftbrühe und Blumenkohl auf zweierlei Art, als Püree und kross. Getoppt wird die Delikatesse mit Dörrobstragout und Trüffelspänen. Hervorragend dazu gewählt ist ein bemerkenswerter 2018 Rosé fumé vom Weingut Dr. Heger. Das Bukett aus Waldfrüchten, Kirschen, Hagebutten und zarten Gewürzen verschmilzt mit dem Gang, führt zu einem erweiterten Geschmackserlebnis. Die fein dosierte Dramaturgie des Menüs wird fortgeführt durch Hummerschwanz und Ravioli vom Zitronenthymian, französischen Erbsen und einer exzellent abgeschmeckten Hummer Currysauce.

Eine Freude dazu der 2018 Arbois Chardonnay les Voisines von der Domaine la Touraize. Diesen ungewöhnlichen, frischen Chardonnay hat Winzer André-Jean Morin nicht oxidativ, sondern für 18 Monate auf der Feinhefe in gebrauchten Fudern ausgebaut. Das vielfältig angerichtete Flank Steak vom US-Beef wird mit Schalotten, Süßkartoffel, Wurzelgemüse und milde BBQ Jus ergänzt. Auch hier wird wieder die Kunstfertigkeit der Köche in der Zubereitung ihrer Saucen deutlich. Die ausgeprägte Aromenvielfalt wird ergänzt durch einen saftigen 2018 Mar i Muntanya Rouge Domaine de l’Horizon. Der Wein mit leichten Aromen würziger Bergkräuter und Schattenmorellen ist noch lange am Gaumen zu vernehmen.

Jahrzehntelange Erfahrung spielt bei den geschmacklich hervorragend kombinierten Gerichten eine große Rolle. Foto: Carola Faber
Jahrzehntelange Erfahrung spielt bei den geschmacklich hervorragend kombinierten Gerichten eine große Rolle. Foto: Carola Faber

Nach dem Pré Dessert, ein Kleinod aus Creme Brulée, weißer Schokolade, Heidelbeere, Quittengelee und Minze folgt der finale Gang. Auch hier zeigt das eingespielte Küchenduo wieder Gespür für ein Dessert mit fast herzhaften Nuancen. Panna Cotta, pikante Preiselbeeren, Kürbiskrokant, Kürbiseis und Kürbisöl. Gewürzt mit etwas Chili, Orange und Ingwer. Mit dem aromatischen 2016 Gewürztraminer Reserve der Domaine Boxler wird wieder eine harmonische Weinbegleitung gereicht. Die Käseauswahl wird durch eine vollendete, elegante 2005 Riesling Auslese vom Schlossgut Diel begleitet. Ausdrucksstark!

Fazit: Ein unvermutetes Gourmetparadies mitten zwischen Rübenäckern, an den Ausläufern des Deisters.

 

Information:

Gasthaus Müller, https://www.gasthausmueller.de

Fotos: Carola Faber

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