Vor dem alten Gutshaus tut sich ein weites Talrund auf, hinter dem sich wie die Kulisse eines Amphitheaters die Berghügel Monte Brusa (154 m), Monte Lonzina (234 m) und Monte Boscalbo (121 m) erheben. In diesen Anblick muss sich Roberto Gardina mit seiner Familie auf der Stelle verliebt haben. 2010 entstand der Wille, diese uralte Natur- und Kulturlandschaft wieder zu beleben und die Essenz dieses spektakulären Ortes zurück zu gewinnen: ein Weingut inmitten üppiger Natur – und voller Biodiversität.
Und von Anfang an entschied man sich, den geplanten Weinbau in vollem Respekt vor der Natur zu beginnen. Heute arbeitet Roberto Gardina auf allen seinen Weinbergen vollbiologisch. Die von der Sonne verwöhnten Weinberge befinden sich zudem in zwei der prominentesten Weingebiete der Colli Euganei. 7,5 Hektar sind hier in Luvignano, weitere 8,5 Hektar mit noch jungen Rebstöcken sind im Süden der Colli Euganei, ca. 20 Kilometer entfernt, in Baone, woher dank des mediterraneren Klimas derzeit die besten Rotweine der Euganeischen Hügel stammen.
Casa Clima Wine
Und natürlich stammen sämtliche Reben des Weingutes Quota 101 ausschließlich von diesen Weinbergen. So behält Roberto Gardina beständig alles unter Kontrolle. Stolz führt er durch die Weinberge und erwähnt, dass er natürlich auch Glück gehabt habe. Schon die ersten seiner edierten Weine wurden prämiert. Und dann steht da noch ein futuristischer Bau, der in den letzten fünf Jahren entstand – die neue Cantina. Zwei bis drei dieser fünf Jahre kostete der bürokratische Aufwand für den Bau, den Rest der Verzögerungen besorgte Corona. Die alte Kellerei dient nun als Barrique-Lager.
Die hingegen ist der Beweis für Gardinas Philosophie. Hier ist alles nachhaltig, jeder einzelne Ziegel. Natürlich ist alles höchst energieeffizient eingerichtet, so dass auch der Zertifizierung als „Casa Clima Wine“ nichts im Wege stand. Selbst bei den Verpackungen hat man auf den Umweltaspekt geachtet. Und natürlich gehört zur Zertifizierung auch, dass in allen Räumen bester mikroklimatischer und akustischer Komfort herrscht und die Gesundheit der Mitarbeiter hohe Priorität genießt. Heute kümmern sich neben Roberto und Gattin Natalias vor allem auch die zwei Töchter Silvia und Roberta um die weiter Fortschreibung dieser imposanten Erfolgsgeschichte.
Das halbvolle Glas
Dabei hilft ihnen das selbst zusammengestellte Manifest, das aus zehn Punkten besteht. Dazu gehört auch der Optimismus, exakt „das halbvolle Glas als Mittel einer kulturellen Verbindung“, keineswegs das halbleere. Der biologische Betrieb bringt natürlich auch mit sich, dass jeweils nur eine begrenzte Anzahl an Flaschen abgefüllt werden kann. Diese limitieren Weine werden indes mit großer Sorgfalt hergestellt.
Die hauptsächlichen Weine sind Serpino, Gobbetta (ein Frizzante sur lie), Manzoni Bianco, Chardonnay, Poggio Ameno (ein Blend aus Cabernet Franc und Cabernet Sauvignon), Silvano (Merlot) und der Spitzenwein Ortone (ein Blend aus Merlot, Cabernet Franc und Cabernet Sauvignon). Dann werden natürlich auch die beiden Schaumweine Fior d`Arancio Secco und Fior d`Arancio Spumante Dolce (jeweils aus Moscato Giallo-Trauben) und der Passito Gelso di Lapo Fior d`Arancio abgefüllt.
Aber damit sind noch längst nicht alle Aktivitäten beschrieben. Denn Quota 101 besitzt heute nicht nur hier den Weinladen vor Ort und bietet auch Online-Verkauf. Dazu gibt es einen Weinladen in Rovigo einen und in Arquà Petrarca. Dort bietet Roberto Gardina auch Übernachtungen in Appartements. Nur hier vor Ort sind indes Kellertouren und Degustationen auf Italienisch und Englisch durch die neue Kellerei möglich: Die Tour “Kostproben in Quota” dauert 90 Minuten und umfasst die Kellertour plus Degustation von drei Weinen plus Kostprobe des nativen Olivenöls. Die Tour “Postcard Quota 101“ dauert zwei Stunden und umfasst die Weinbergbegehung, die Kellertour und die Degustation von vier Weinen.
Abends genießen
Die Stimmung unter dem abendlichen Sternenzelt ist dank herrlicher Speisen und toller Weine von Quota 101 umwerfend gut. Denn Anfang macht als Aperitif der eisgekühlte weiße Quota 101 „La Gobbetta“, ein Garganega IGT Veneto 2021 und ein erstes großes Ausrufezeichen! Zum Open-air-Dinner folgt dann eingangs der Quota 101 Tai IGT Veneto 2019: prima! Es folgt einer der Renner des Hauses, der Quota 101 Malterreno. Und dieser ist, trotz des ungünstigen Namens, (Malterreno = „schlechtes Land, schlechter Boden“), eine echte Überraschung.
Unbestrittener Star ist aber der Quota 101 Ortone 2017 aus 50 % Merlot, 25 % Cabernet Franc und 25 % Cabernet Sauvignon. Perfekt zu Gegrilltem und Gebratenem, mit intensiven Aromen von roten Früchten, insbesondere Kirschen und mit 14,5 % Alkoholgehalt natürlich auch kräftig.
Gut auch, dass die 32 Winzer entlang der Weinstraße der Colli Euganei (im Weinkonsortium sind es ca. 150) auch eine eigene Enoteca unterhalten. Sie befindet sich hinter der Kassenhalle der Villa die Vescovi, der Villa der Bischöfe, nur einen Katzensprung entfernt in Luvigliano. Mittwochs bis sonntags 12 bis 18 Uhr lädt man hier zur Degustation (drei Weine 15, vier Weine 20 €), es werden zudem auch nichtalkoholische Getränke und kalte und warme Küche geboten. Natürlich sind die Produkte vorwiegend aus den Colli Euganei. Das Olivenöl ist von Cornoleda und Valnogaredo, die Speisezutaten stammen aus der Bio-Bäckerei, dem Bio-Forno Colli Euganei, von La Pignara und dem Salumificio Fontana aus Este (Schinken und Salamis).
Vor allem aber interessieren natürlich die „Vini Vulcanici“, die vulkanischen Weine aus den Euganeischen Hügeln. Neben Quota 101 sind hier 13 Winzer mit ihren Produkten vertreten: die Azienda Agricola Veronese, Borin Vini & Vigne, Ca`Lustra Zanovello, Il Mottolo, Il Pianzio, La Mincana, Le Volpi, Maeli, Podere Villa Alessi, Reassi, Salvan Vigne del Pigozzo, Vigne al Colle, Vignalta und einige mehr.
Züchtung aus Pinot Blanc und Riesling
Den Anfang der Verkostung machen eingie Weiße. Da ist der Terre d`Argilla“ Manzoni Bianco 2021 von Reassi zu nennen, der aus dem Norden der Colli Euganei stammt und 12,5 % Alkoholgehalt mitbringt. Apfelnoten und eine leichte Säure kennzeichnen ihn, der Abgang ist harmonisch. Bio und sehr, sehr gut ist indes der mit Zitrusfrucht-Noten aufwartende Corte Borin 2020 aus der Az. Ag. Borin aus Monselice. Und was ist nun ein Manzoni Bianco? Nun, eine Züchtung aus Pinot Blanc und Riesling! Dritter im Bunde ist dann der Sottovenda aus dem innovativen Renommierweingut Ca`Lustra Zanovello: der Manzoni Bianco bringt 13,5 % Alkoholgehalt mit.
Dann geht es zu den Rotweinen, zuerst ist der Merlot an der Reihe: Der Poggio alle Selote 2020 DOC Colli Euganei von der Az. Ag. Vigne al Colle macht den Anfang, besser schneiden aber der Merlot „Il Damerino“ IGT Veneto 2019 aus der Azienda Agricola Vigna Roda und der Merlot Maroneria 2017 Doc Colli Euganei der Tenuta La Roccola ab. Letzterer ist ein Blend aus Merlot (60 %), Syrah (10 %) und Cabernet (30 %). Unbestrittener Gewinner der Merlot-Runde ist indes das Weingut Il Mottolo aus Baone. Großartige Aromen und ein Jahr im Barrique machen den Baone IGT Veneto 2019 zum Favoriten. Jährlich werden 30.000 Flaschen abgefüllt.
Es folgen die Cabernets, die indes nicht so großartig überzeugen können wie die Merlot-Weine. Die spezielle Ausnahme bildet der ausgezeichnete „Coldivalle“ 2018, ein Cabernet Sauvignon von Borin. Knapp dahinter folgen der Reassi 2019, ein Blend aus Cabernet Sauvignon (70 %) und Cabernet Franc (30 %), der durch Frische überzeugende „Poggio Ameno“ 2019 von Quota 101 und der reine Cabernet Sauvignon des Gutes Il Pianzio.
Informationen:
Strada del Vino Colli Euganei (Weinstraße Euganeische Hügel): www.stradadelvinocollieuganei.it/en
Euganeische Hügel: www.collieuganei.it
Azienda Agricola Quota 101, www.quota101.com/de/home, www.collieuganei.it/cantine/quota-101
Enoteca Strada del Vino Colli Euganei, www.stradadelvinocollieuganei.it/schede/enoteca-strada-del-vino
Fotos: Jürgen Sorges