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Champagne Nicolas Feuillatte auf dem Bio-Pfad

Und eben dieses Modell ist eine Erfolgsgeschichte, wie sie fast kaum vorstellbar ist. Denn jährlich verlassen gut zwölf Millionen Champagnerflaschen das Haus in der Champagne. Nicolas Feuillatte ist mittlerweile der am meisten verkaufte Champagner Frankreichs, weltweit belegt das Haus den dritten Rang aller Champagnerproduzenten.

Feuillattes Weg zur Führungsrolle im internationalen Weinbusiness

Dass es überhaupt zu solch imposanten Zahlen und einer Führungsrolle im internationalen Weinbusiness kommen konnte, ist hauptsächlich zwei Männern zu verdanken. Natürlich ist der Gründer, Nicolas Feuillatte, der wichtigste Architekt des Champagner-Gebildes „Champagne Nicolas Feuillatte“. 1960 wurde er zunächst der erste Importeur von afrikanischem Kaffee in den Vereinigten Staaten, ehe er 1966 sein Geld nahm und in Weinberge in der Champagne investierte. 1976 resultierte der erste Champagner mit seinem Namen.

Der Name der zweiten Triebfeder im Gebilde dürfte den meisten Kennern ebenfalls ein Begriff sein, obschon vielleicht nicht ganz so bekannt wie der des Gründers: Henri Macquart, von 1946 bis 1960 Präsident des „Allgemeinen Winzerverbandes“. Er gilt als der Vater des Gedankens eine genossenschaftliche Vereinigung in der Chamapgne zu erschaffen.

Gut 12 Millionen Flaschen Champagner verlassen alljährlich das Unternehmen in Chouilly. Foto: Michael Schabacker
Gut 12 Millionen Flaschen Champagner verlassen alljährlich das Unternehmen in Chouilly. Foto: Michael Schabacker

Zunächst gelang mit wenigen Winzern zu Beginn der 1970er Jahre eine Einigung um diese Idee zu umzusetzen. Und so finalisierten sich die ersten Gedanken und Kooperationen bereits 1972 mit der Gründung des Centre Vinicole de la Champagne (Weinbauzentrum der Champagne) im Herzen der Côte des Blancs. Der Grundstein der heutigen Genossenschaft war gelegt.

Qualität – und Quantität – gesetzt

Das ist alles Geschichte, aber wichtig, um das Konstrukt Nicolas Feuillatte einzuschätzen. Denn fallen Begriffe wie Genossenschaft, Kooperative oder Massenproduktion, ist der Gedanke zu vielleicht nicht allerhöchster Qualität oftmals naheliegend. Im Falle Feuillattes braucht dieser Gedanke allerdings kaum aufkommen. Denn, so versichert uns Kellermeister Guillaume Roffiaen, „Qualität steht bei uns an erster Stelle. Unsere Winzer befolgen bestimmte Richtlinien, anhand derer sie anbauen, ernten und produzieren“.

Welche Dimensionen sich um das Unternehmen ranken, lässt sich zumindest durch die enorm hohe Zahl der Winzer und Weinbauern erahnen. Diese verteilen sich über verschiedene Areale der 35.000 Hektar großen Champagne Region, von der in etwa 2000 Hektar für das Unternehmen in Chouilly mit verschiedenen Rebsorten alljährlich in den Ernteprozess für die Genossenschaft eingehen. Für die oben erwähnten 12 Millionen Flaschen benötigt Feuillatte in etwa 4000 Kilogramm Trauben.

Kellermeister Guillaume Roffiaen: Qualität steht bei uns an erster Stelle. Foto: Michael Schabacker
Kellermeister Guillaume Roffiaen: Qualität steht bei uns an erster Stelle. Foto: Michael Schabacker

Collection Organic Extra Brut

In Paris präsentierte Roffiaen jüngst das neueste Produkt des Unternehmens, dass unumwunden als Meilenstein Feuillattes angesehen werden kann: die Collection Organic Extra Brut. Bereits 2009 begann die Geschichte dieser Cuvée, denn eben in diesem Jahr wurden die ersten Bio-Weinlesen für Feuillatte eingebracht. „Zunächst waren es nur wenige Winzer die an diesen Prozessen teilnahmen. Aber wir haben schon früh versucht unsere Lieferanten für dieses Thema zu sensibilisieren, ihnen einen neuen Weg aufzuzeigen“, erklärt uns der Kellermeister. „Allerdings hat es gut weitere drei Jahre gebraucht, ehe es zu einer Bio-Richtline im AOC kam.“

Die Richtlinie und die Voraussetzungen zur Produktion sind das eine, allerdings müssen, so denn ein Produkt lanciert werden soll, auch genügend Winzer an solchen Prozessen teilnehmen und diese auch aktiv gestalten. Und da nur etwa drei Prozent der 5000 Winzer bio-zertifiziert sind, kann man sich unschwer vorstellen, dass es sich bei der Collection Organic Extra Brut um ein recht exquisites Produkt handeln muss.

Für diese Cuvée wurden zwei der drei Hauptrebsorten in der Champagne verarbeitet. 60 Prozent Pinot Noir vereinen sich mit stolzen 40 Prozent Chardonnay. Und wie immer spielt natürlich nicht alleine die Rebsorte eine Rolle, sondern auch das Terroir ist von entscheidender Bedeutung. „Gut dreiviertel der Trauben kommen aus dem Barséquanais, also aus dem Süden des Département Aube. Die restlichen 25 Prozent entspringen dem Marne-Tal (Vallée de la Marne), dem allgemein wichtigsten Lieferanten für Grundweine der Assemblagen“, so Roffiaen weiter.

Collection Organic Extra Brut: Meilenstein Feuillattes. Foto: Michael Schabacker
Collection Organic Extra Brut: Meilenstein Feuillattes. Foto: Michael Schabacker

Bereits ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden in eben dieser Region viele Grundweine für die Assemblagen hergestellt – und dies ist bis heute noch so: Etwa 5500 Weinbaubetriebe sitzen in dieser Region und bauen ihre Trauben an. Dabei beginnt das Vallée de la Marne bei Aÿ und reicht gut einhundert Kilometer bis in das Département Aisne.

Doch dies nur als Randnotiz, ehe es zu den entscheidenden Notizen kommt, den Verkostungsnotizen. Die Cuvée kommt durch die beiden Rebsorten Pinot Noir und Chardonnay fast klassisch daher: Die Pinot Noir Traube sorgt durch seine gerbstoffarme Charakteristik für eine angenehme Samtigkeit – und der Chardonnay liefert klassisch fein im Bereich Vanille, Rosenblatt und Himbeere ab.

Nun, der Kellermeister selbst spricht von Quittengelee und Kirschkernen, mit Aromen von frischem Brioche. In aller Regel sind Feinheiten dann doch recht subjektiv. Was allerdings ohne Zweifel erkennbar wird: Die niedrige Dosage von 4,3 g/l der ausgesuchten Weine der Lese von 2013 und fünf Jahre Reife aus dem Feuillatte-Keller generieren ein rundes Geschmacksbild. Ein Champagner für viele Gelegenheiten – und immer mit Bio-Bewusstsein im Gepäck!


Information: 

www.feuillatte.de

Fotos: Michael Schabacker

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