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Cashel, Burg, Stadt und Farm im County Tipperary

Der Heilige Patrick sorgte im 5. Jahrhundert für die Bekehrung der paganen irischen Herrscher, er taufte König Aengus und machte die Festung zum Bischofssitz. Der Legende nach entstand der Felsberg aus „Satans Biss“, einem Berg 30 km nördlich von Cashel, als St. Patrick Satan aus einer Höhle verbannte und dieser sich Kilometer entfernt sich auf dem 65 m hohen Hügel in den Fels von Cashel verwandelte. Ein Grund, warum der Rock of Cashel auch als St. Patricks Rock bekannt ist. 977 wurde Brian Boru in der Felsenburg zum Hohen König von Munster gekrönt. Interessanterweise waren einige der Königsdynastie in Cashel Geistliche. 1101 schenkte König Muirchertach Ua Brian die Burg der Kirche. Aus der frühen keltischen und mittelalterlichen Zeit dieses von Geistern und Feen umwobenen pittoresken Ensembles blieb wenig übrig.

Die heute zu bewundernde Ruinenarchitektur geht auf das 12. Und 13. Jh. zurück. Rock of Cashel gilt als eines der wichtigsten Wahrzeichen Irlands. Älteste erhaltenen Architektur sind die 1127 errichtete wunderschöne Kapelle im romanischen Stil und der gut erhaltene Rundturm (28 m). Der frei stehende Glockenturm stammt aus dem Jahr 1101. Beim Besuch Heinrich II von England im Zuge der Teileroberung Irlands schmeichelten ihm die Adligen und Geistlichen und erreichten die Selbstständigkeit der irischen Kirche. Cashel wurde zu einem der vier Erzbistümer Irlands. Infolgedessen konnte im 13. Jh eine gotische Kathedrale errichtet werden, die im 15. Jh. umgebaut wurde. Als Anbau gewissermaßen entstand an der Westseite der Kathedrale die Bischofsburg. In den folgenden Jahren durchlebte der Königs- und Bischofssitz eine wechselseitige Geschichte, mal war er in römisch-katholischer mal in anglikanischer Hand. Bei kriegerischen Auseinandersetzungen fanden Plünderungen religiöser Schätze und Zerstörung statt, so 1647 im Auftrag des englischen Parlaments.

Rock of Cashel gilt als eines der wichtigsten Wahrzeichen Irlands. Foto: Ellen Spielmann
Rock of Cashel gilt als eines der wichtigsten Wahrzeichen Irlands. Foto: Ellen Spielmann

Im 18. Jahrhundert setze definitiv der Verfall des Rock of Cashel ein nachdem die anglikanische Kirche den Sitz aufgegeben hatte. Die irische Kirche entschied, den Rang der Kathedrale auf die St. John-Kirche in der Stadt Cashel zu übertragen. Im 19. Jh. begann man, die Ruine des Rock of Cashel als nationales Denkmal zu erhalten. Ab 1975 fanden umfangreiche Ausgrabungen und Restaurierungsmaßnahmen statt, die bis heute anhalten.

Am Fuß des Rock of Cashel wartet das Kulturzentrum Brú Bóru, benannt nach dem hier gekrönten König von Munster, mit einer imposanten Ausstellung auf. Er fiel später bei kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Wikingern. Die Ausstellung »Sounds of History« führt packend in Irlands Geschichte ein.

Cashel Heritage Centre & Tourist Information Office. Foto: Ellen Spielmann
Cashel Heritage Centre & Tourist Information Office. Foto: Ellen Spielmann

Die Stadt Cashel, die unterhalb des Rock of Cashel liegt, hat heute 4420 Einwohner. Ihre religiös und geistig bewegte Geschichte, ihr Reichtum sind in der Architektur und im Flair bis heute präsent. Am zentralen Platz der Main Street liegt ein historisches Gebäude in dem das Cashel Heritage Centre & Tourist Information Office untergebracht sind. Vis-a-vis steht der schöne zum Hotel umgebaute restaurierte ehemalige Bischofspalast der anglikanischen Kirche. Gleich daneben befindet sich das Chapter House, Sitz der berühmten Bolton Library (1980 bis in die 2000er Jahre), die nach Bischof Theophilus Bolton, Bibliotheksgründer (18. Jh) benannt ist. Zu ihrem Bestand, 12.000 Objekte, Bücher, seltene Manuskripte, Handschriften, Landkarten, Drucke, gehören einzigartige mittelalterliche Enzyklopädien (1168-1220). Aus konservatorischen und wissenschaftlichen Gründen übersiedelte die Bibliothek in den 2000ern an die Universität Limerick.

Auch kulinarisch läuft die quicklebendige schöne Cashel zur Hochform auf. Im Restaurant Mikey Ryan`s Bar & Kitchen, an der Main Street, ist wochentags ab 10.30 Hochbetrieb. Sehr lecker die Zitronen-Tarte mit Johannisbeeren-Sorbet (8,50€) zum Kaffee, die auch auf der kleinen Strassenterasse eingenommen werden kann. Drinnen geht die lange Bar in eine gemütliche Kaminecke mit Torffeuer über. Das Restaurant selbst (mit offener Küche) erstreckt sich über mehrere Häuserzeilen. Serviert wird Brunch, Lunch und Dinner. Auch ansprechende vegetarische und vegane Gerichte sind im Angebot. Die moderne irische Küche des Mikey Ryans setzt auf regional Produkte aus dem County Tipperary, auf lokale Produzenten, die vorwiegend biologischem Anbau betreiben.

Gourmetkäse: Cashel Blue Cheese. Foto: Ellen Spielmann
Gourmetkäse: Cashel Blue Cheese. Foto: Ellen Spielmann

Nur 12 km von Cashel entfernt im golden Vale liegt die Beechmount Farm mit der weit über die Grenzen Irland berühmten Käserei Cashel Farmhouse Cheesemakers. Chefin, mover und shaker des erfolgreichen Familienbetriebs, nun in der zweiten Generation, ist Tochter Sarah Furna (sie ist mit einem Italiener verheiratet). Ihre Mutter, Jane Grubb, übersiedelte zusammen mit dem Gatten Luis aus Dublin in die Region, wo es familiäre Wurzeln und Landbesitz gab. Sie stiegen aus dem gut bürgerlichen Dubliner-Leben (er war Aktionär, sie eine arrivierte Geschäftsfrau) aus und Jane leistete Pionierarbeit im Käse machen. 1984 wurde der Cashel Blue Cheese (aus Kuhmilch, ein Mittelweicher Käse) aus der Taufe gehoben. Er ist heute das Flaggschiff des Hauses, gewann die Goldmedaille des World Cheese Awards über drei Jahre in Folge (2018-2020). Sie verstehen sich als Farmer und Farm-Käserei. Der Schulterschluss zwischen Landwirtschaft-Betreiben und Käse-Machen garantiert die hohe Qualität und ist das Erfolgsrezept.

Die Käserei liegt inmitten von Weideland. Am Eingang des modernen Neubaus hängt stolz die jüngste Trophäe: Prince Charles adelte kürzlich den lokalen Leckerbissen, den grandiosen Biokäse Cashel Blue Organic, mit dem Patron`s Award des Prince of Wales als »Best Artisan Cheese«. Im Unterschied zum Chashel Blue Cheese wird dieser seit 2015 eingeführte Biokäse nur saisonal produziert und er reift länger. Dritter Käse im Bunde ist der Crozier Blue aus Schafmilch, ein cremiger Weichkäse. Es ist der einzige Schafskäse aus Irland auf dem internationalen Markt. Nummer 4. „Shephard´s Store“, ein gereifter halbharter Käse, wurde 2016 ins Programm aufgenommen. Von der Machart ist er vergleichbar mit Manchego oder Pecorino, aber cremiger in der Konsistenz.

Sarah Furna. Foto: Ellen Spielmann
Sarah Furna. Foto: Ellen Spielmann

Sarah Furna trägt als einzige Irin (unter 33 Personen aus 13 Ländern) den prestigereichen Titel „Maître Fromage“. Die Kühe (Friesan Rasse) und Schafe der Farm weiden 9 Monate in freier Natur. Zukauf von Milch erfolgt maximal aus 25 km Entfernung. Fast alles, Dicklegung, Schleudern, Käsebruch, Salzen der Käseräder, Drehen, wird per Handarbeit gemacht. Besucher der Käserei können bei einer 40 Minuten Tour alles übers Käse machen und die Farm erfahren und natürlich auch die köstlichen Käsesorten kosten und kaufen. 

 

Informationen:

Irland Information/Tourism Ireland, www.ireland.com/de-de/ 

Fáilte Ireland, www.discoverireland.ie 

Tourism Northern Ireland, https://discovernorthernireland.com

Cashel Heritage Centre & Tourist Information Office, www.cashel.ie 

Fotos: Ellen Spielmann

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