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Capoliveri auf der Insel Elba

Kaum mehr als 2000 Einwohner zählt das Dorf Capoliveri im Südosten Elbas. Erst 1906 erhielt es den Status einer Gemeinde, durch Abtrennung von Elba. Seinen Namen verdankt es dem antiken römischen Caput Liberum (Kap der Freien). 2022 zählt man in Capoliveri über eine Million Übernachtungen: sensationell Platz drei in der Rangliste der beliebtesten Urlaubsziele an der toskanischen Riviera. Doch was im ersten Augenblick nach „Overtourism“ aussieht, entpuppt sich rasch als weitaus weniger dramatisch.

Denn das Gemeindegebiet ist groß, umfasst die komplette Halbinsel Calamita, auf der Wanderer, Radler im Bike Park und ebenso für Reiter, die etwa bei Ausflügen von der Tenuta delle Ripalte, übrigens auch einem exzellenten Weingut mit Hotel an der Südspitze von Calamita, das Umland erkunden können. Dazu locken auf Calamita das Minenmuseum und die Begehung der alten Mine an der Südküste sowie der Orchideenwanderweg.

Zudem öffnen sich ungezählte Buchten mit kleinen Sandstränden – etwa am Lido di Capoliveri, wo die Traditionszuckerbäcker Zuckerbäcker Gabriele und Angelica Messina von Elba Magna ihre Bäckerei haben. Ihr Laden öffnet in Capoliveri-Dorf. In die Bucht von Pareti südlich von Capoliveri-Dorf bittet hingegen das Hotel Dino, ein an den Hang der Bucht gebautes Traditionshotel für seine Gäste: 30 Zimmer, zwei Apartments, einige Ferienhäuser, dazu ausreichend Parkplätze, ein kleiner Privatstrand sowie der Strand von Pareti selbst, dazu etwas gastronomische Infrastruktur in Pareti und die sehr gute Küche im Hotel.

Gasse in Capoliveri. Foto: Ellen Spielmann
Gasse in Capoliveri. Foto: Ellen Spielmann

Dort wird man zum Dinner nicht nur mit sehr gutem Rosé oder Weißem Elba DOC verwöhnt. Aufgetischt werden auch wunderbarer Tunfischsalat, leckere Paste und Schwertfischsteaks. Gratis gibt es die wunderbare Aussicht auf die Bucht und atemberaubende Sonnenuntergänge dazu. Von der Bushaltestelle in der Ortskurve von Pareti fährt sommertags der „Marebus“ auch abends ins Dorf Capoliveri, wo man sich an der zentralen Piazza Matteotti etwa in Controvento Café, dem Café „Gegenwind“ trifft.

Das schmucke Dorf hat viel Attraktives zu bieten, etwa das als Kino genutzte kleine Teatro, das Museo del Mare mit Relikten des im 19. Jh. gesunkenen Luxusdampfers “Pollux” und die vielen schmalen Gassen, auf Elba „chiassi“ genannt. Vor allem aber dominiert hier das gastronomische Angebot. Capoliveri-Insider schwören hier zum Beispiel auf den frischgefangenen Fisch und die Fisch-Snacks bei „La Antonietta“ am nördlichen Ortseingang an der Via Vittorio Veneto 27.

Eine ausgezeichnete Adresse ist auch das Laboratorio Artigianale „Cibo“ an der Hauptflaniermeile, der Via Roma 94. Hier erwirbt man nicht nur Delikatessen, hier kann man in der angeschlossenen Café Bar an den wenigen Tische draußen vor der Tür auch ausgiebig die hausgemachten köstlichen Produkte verspeisen.

Gourmets werden natürlich auch außerhalb von Capoliveri fündig. Da ist vor allem das schon auf dem Gemeindegebiet von Porto Azzurro an der Via Provinciale Ovest 73 liegende Weingut Sapereta zu nennen. Es bietet zudem Agriturismo mit schicken Apartments und Pool und ein wunderbares Ristorante, das Spitzenkoch Sante Vaiti, Gatte von Danae und Schwiegersohn von Italo Sapere herausragend führt. Hier wird höchst anspruchsvolle Elba- und Toskana-Küche geboten, die dank ihrer Raffinesse besticht. Erst einmal gebührt aber das Lob dem Gutsaufbauer Italo Sapere, der bis heute arbeitsam in der angeschlossenen Cantina zu finden ist.

Zwischendurch ein Pulpo-Salat... Foto: Ellen Spielmann

Der Diplom-Agronom besann sich schon frühzeitig auf „bio“ und Nachhaltigkeit, entwickelte den Olivenanbau und das Weingut und sorgte so für einen echten Trumpf im an Attraktionen reichen Capoliveri. Ein Museum im Haus (Eintritt frei) mit 400 Ausstellungsobjekten zur Geschichte der Landwirtschaft auf Elba gehört heute ebenso zum Anwesen wie die Verkostung der wunderbaren Weine. Anschließend kann man (auch online), Olivenöl, Grappa, Artischocken- oder Olivencreme, Marmeladen und Konfitüren, zehn verschiedene Honigsorten oder Elbas „betrunkene“ Torte, die Schiaccia Briaca erwerben.

Die größte Aufmerksamkeit gilt aber den Weinen. Hier experimentiert Italo Sapere neu auch mit Terrakotta-Amphoren. Noch aber, so Schwiegersohn Sante Vaiti, ist man vom Ergebnis nicht so überzeugt, wie man anfangs erwartete. Sapereta, dem Konsortium der Winzer entlang der Etruskerküste mit dem Rundweg Elba (Vino Costa degli Etruschi – itinerario isola d`Elba) angeschlossen, produziert für seine Likörweine mit teils rosinierten, teilgetrockneten Trauben aus der Aleatico-, Moscato- und Ansonica-Rebe, für seine Weißweine Elba Bianco DOC mit Vermentino-, Trebbiano-, Ansonica- und Chardonnay-Trauben, schließlich für den Elba Rosso DOC mit Sangiovese und Syrah.

So entstehen hervorragende Weine wie der Elba Bianco „Le Stipe“ (80 Procanico-Trauben, 20 % Vermentino), der Bioweißwein Elba Bianco DOC „Vigna Tea“ (Viognier, Chardonnay, Procanico) oder der herrliche Vermentino DOC (100 %). Großartig ist vor allem der „Ambrantica“, ein Ansonica dell`Elba DOC, der den eigentlichen Ansonica DOC von Sapereta deutlich überragt. Ihn gibt es auch als Rosato!

Ein Gedicht ist dann der neue Sapereta „Kalliope“, ein IGT Toscana, der experimentierfreudig in der Amphore reifte. Mit 25 € pro 0,75-l-Flasche (Limited Edition) ist er der teuerste Wein des Hauses. Mit Ausnahme des Passito (0,375-l-Flache 25,50 €): Und dieser Passito Aleatico dell`Elba ist ein Muss! Im Ristorante offerieren Sante Vaiti und Team dann solche herausragenden Gerichte wie gebratene Taube mit Leber und Clementinen-Senf, Kabeljau mit klassischer toskanischer Pappa al pomodoro oder das T-Bone-Steak vom 30 Tage gereiftem Rindfleisch (Minimum: 1,2 kg!) für 75 Euro pro Kilo! Prima sind aber auch die
Wachteln, das Entenfleisch als Entree oder die Spinat-Gnocchi mit Ricotta, Miesmuscheln, Zucchini und Kirschtomaten.


Informationen:

Hotel Dino: www.elbahoteldino.com

Weingut/Agriturismo Azienda Agricola Sapereta: www.sapereta.it/de

Ristorante Az. Ag. Sapereta: www.ristorantesapereta.it

Capoliveri, Elba und Parco Nazionale Arcipelago Toscano: www.parcoarcipelago.info

Fotos: Ellen Spielmann

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