Da traf es sich gut, dass Anfang Juli 2019 auch das klassische Gebiet des Prosecco Superiore DOC, die Hügel von Valdobbiadene und Conegliano, auch zum UNESCO-Welterbe erklärt wurden. Und so konnte das famose Erbe und grandiose Vermächtnis von Giuliano Bortolomiol, der das Gut 1949 gegründet hatte, von Gattin und Mutter Ottavia sowie den Töchtern Elvira, Maria Elena, Luisa und Giuliana weiterhin auf wunderbarem Kurs gehalten werden. Denn auch trotz Corona konnte Bortolomiol im Jahr 2020 die Expansion des Prosecco-Exports auf drei Kontinente erfolgreich fortsetzen. Coronabedingt lud Elvira Bortolomiol am 10.12.20 zur video-Konferenz, um über die neuesten Errungenschaften aus dem Hause Bortolomiol zu berichten und selbstverständlich auch die neuen, grandiosen Prosecco-Kreationen vorzustellen. Den Anfang machte aber der mit Goldetikett zu Ehren von und als Hommage auf Giuliano Bortolomiol gekelterte „70th Anniversary“ Valdobbiadene DOCG Prosecco Superiore Brut Nature – Millesimato Rive di Santo Stefano“, schon 2017 gekeltert, dem der renommierte Decanter 2020 umgehend eine Goldmedaille verlieh.
Überraschung Numero Uno anlässlich der vorweihnachtlichen Internetpräsentation: Es sind längst nicht mehr die traditionellen Kernmärkte Deutschland, Österreich und die Schweiz, in die Bortolomiol die quantitativ meisten Flachen ihres legendären Prosecco-Angebots liefern. Heute sind die Märkte in der Ukraine und Russland führend, erst dann folgen die historischen DACH-Märkte, heute ergänzt durch neue Absätze in Tschechien und den Niederlanden. Und natürlich sind auch die USA im Kommen. Immerhin in schon zwei Bundesstaaten, Kalifornien und Washington DC, ist Bortolomiol vertreten. Und auch auf die Märkte Asiens hat man erfolgreich ein Auge geworfen. Das Weingut Bortolomiol hat also allen Grund zu feiern! Dabei hinterließ der legendäre Giuliano Bortolomiol seinen Töchtern keineswegs eine leichte Aufgabe. Denn die Arbeit in den hügeligen Weinbergen des Prosecco-Mekkas Valdobbiadene ist höchst arbeitsintensiv und muss von Hand stattfinden. Dies erfordert pro Hektar Weinberg im Schnitt 600 Arbeitsstunden im Jahr!
Glücklich daher die Winzer, die in der Eben arbeiten. Dort fallen nur 125 bis 150 Arbeitsstunden jährlich an. Und auch sonst haben die Töchter samt dem Team um den Chefönologen Roberto Cipresso, dem Önologen Emanuele Serafin, dem Weintechniker Marco Agostinetto und dem für Landwirtschaft zuständigen Giovanni Pascarella sich vielfältige Aufgaben gestellt, um das Erbe von Gründervater Giuliano auf neue Wege und ins 21. Jahrhundert zu führen. Schon 2011 hat man daher mit dem Projekt „Green Mark“ begonnen, das der Achtsamkeit auf die Umwelt im Allgemeinem und des Terroir im Weinberg im Besonderen widmet, aber auch soziale Verantwortung und die Verbesserung der Arbeit im Weinberg mit einschließt. Und schon 2012 wurde der erste bio-Weinberg angelegt.

Heute gediehen allein zwei Hektar Biotrauben im zur Art & Wine Farm erweiterten Parco della Filandetta, dem Park der alten Seidenspinnerei in Herzen von Valdobbiadene. Und insgesamt sind es heute schon fünf Hektar Weinberge, auf denen die Grundlage für den neuen, herausragenden Bio-Prosecco „Ius Naturae“ Valdobbiadene Prosecco Superiore DOCG Brut Millesimato gelegt werden. 90 000 Flaschen werden nun jährlich abgefüllt. Und auch diese gehen erstaunliche Wege im Export. Denn Hauptabnehmer für diesen schon mit bis zu 93 Punkten bewerteten Klasse-Prosecco ist – Ungarn! Erst danach folgen die USA, Deutschland, die Ukraine und Tschechien. Aber dazu später mehr.
Denn erst einmal gilt es, Giuliano Bortolomiol zu würdigen. „Voglio far conoscere a tutti il nostro Prosecco di Colline.“ Der frühe Wunsch von Vater Giuliano Bortolomio, dem zufolge alle seinen Prosecco aus den Hügeln von Valdobbiadene und Conegliano kennenlernen sollen, ist in Erfüllung gegangen. 1949 gründete er mit den Brüdern Labano und Guglielmo, genannt Gemin, die „Cantina Fratelli Bortolomiol“. Doch die ersten Schritte begannen schon 1946. Und die waren kurz nach dem Zweiten Weltkrieg extrem mühsam und mit großen Hindernissen verbunden. Zwar waren und sind die Bortolomiol samt ihrer Weinberge in Valdobbiadene schon seit 1760 bekannt! Doch nach 1945 lag alles brach, als der junge Önologe Giuliano Bortolomiol sich aufmachte, den später weltweiten Siegeszug des Prosecco einzuläuten. Denn damals wurde die Traube noch so genannt.
Seit 2010 indes ist Prosecco eine Herkunftsbezeichnung. Der Prosecco Superiore DOCG darf gar nur in und um Asolo sowie natürlich im Gebiet Valdobbiadene-Conegliano verwendet werden. Die schon seit der Römerzeit bekannte Traube hingegen wird – nach alter Tradition – „Glera“ genannt. Daher schloss sich 1946 Giuliano Bortolomiol mit seinen Freunden Umberto Bortolotti, Isidoro Brunoro, Mario Geronazzo, Nino Franco, Italo Biasotto und Piero Berton zur „Confraternitá del Prosecco“, Zur Bruderschaft des Prosecco zusammen: Es galt, Rückständigkeit und Armut in der Hügelregion von Valdobbiadene zu überwinden und das drohende Gespenst der Emigration zu vertreiben. Heute gilt 1946 als Geburtsjahr des Prosecco, und Giuliano avancierte zum Prominentesten dieser Gründerväter. Ihm gelang mit dem Metodo Charmat das Kunststück, sogar den französischen Schaumweinen Paroli zu bieten. 1967 errang der 1922 geborene Giuliano in der Höhle des Löwen, in Montpellier (Frankreich), mit seinem Brut eine Goldmedaille.

Was alles davor geschah, wilde Ritte auf seinem Pferd mit nur einigen Flaschen im Gepäck, dazu endlose Motorradfahrten, um den Laden in Gang zu halten, ist längst so legendär, dass Italiens Papst der Weinkritik, Luigi Veronelli, sich sogar zu einer lesenswerten Buchbiographie über Giuliano entschloss: „Giuliano Bortolomiol – il sogno del Prosecco (engl. „Dreaming of Prosecco“; deutsch „Der Traum des Prosecco)“. Zu den Lebensetappen Giulianos zählen natürlich auch die Hochzeit 1956 mit Ottavia Scagliotti, Giulianos erster Brut im Jahr 1960 und die Gründung der ersten nationalen Spumante-Schau in Italien (heute Forum Spumanti d`Italia) im Jahr 1963.
1981 wurde Giuliano gar zum „Großmeister“ („Gran Maestro“) der Prosecco-Bruderschaft gekürt. 2003 wurde der erste Bortolomiol MOTUS VITAE präsentiert, 2016 dann der erste Brut Naturae. Und 2017, 2018 und 2019 erhielt der Grande Cuvée del Fondatore MOTUS VITAE, dem „Gefühlsleben“ oder besser noch „Gefühl des Lebens“, ein Valdobbiadene DOCG Prosecco Superiore Brut Nature DOCG Rive di San Pietro, der als „Grand Cuvée del Fondatore“ (des Gründers) den Vater ehrt und ein Aushängeschild von Bortolomiol ist, vom Gambero Rosso dreimal die Höchstauszeichnung: drei Gläser! Der 2019er gewann zudem eine silberne Auszeichnung beim Sommeliers Choice Award und erringt bei der Weinkritik regelmäßig über 90 Punkte.
Nun also der Jubiläums-Prosecco zum 70. Firmengeburtstag! Nur 8000 Flaschen wurden von diesem herrlichen gelbgoldenen Prosecco abgefüllt, der mit seiner Frische und optimalen Harmonie überzeugt. Nun wollten indes die „Phantastischen Vier“, die Töchter des Hauses, keinesfalls „knapsen“! Der Grund für die niedrige Auflage von 8000 Flaschen liegt einzig und allein darin begründet, dass sämtliche Trauben von nur einem Weinberg, dem von Santo Stefano di Valdobbiadene stammen. Geerntet wurde am 18. September 2017, ehe nach der ersten die zweite Fermentierung auf der Flasche folgte. Das Ergebnis ist eine hocheleganter, laut arrivierter Weinkritik mit delikaten Noten von Jasmin und Robinie überzeugender, fruchtiger Prosecco der Extraklasse. Ei 6 bis 8°C Temperatur passt er perfekt zu Reisgerichten oder Meeresfrüchten und ist tatsächlich eine gelungene Würdigung des Vaters Giuliano.
Und dank des Entscheids für den Bioanbau sozusagen direkt vor der Haustür hieven die innovations- wie experimentierfreudigen Schwestern Maria Elena, Elvira, Luisa und Giuliana mit Mutter Ottavia nun die Prosecco-Produktion in neue Qualitätssphären. Dank des 2011 gestarteten Projekts „Green Mark“ greift man nur minimal in die Natur ein sorgt so gleichzeitig für optimierte Traubenqualität. Und beim nachhaltigen Wirtschaften müssen natürlich auch die Lieferanten mitmachen. Und auch das Dorf Valdobbiadene profitiert. Denn mit dem Ausbau zur Art & Wine Farm Parco della Filandetta samt zweier Hektar Bio-Weinberge für den „Ius Naturae“, „Naturgesetz“ genannten neuen Biowein Valdobbiadene Prosecco Superiore DOCG Brut Millesimato ist auch Bortolomiols Philosophie der nachhaltigen Weinherstellung in der Prosecco-Hochburg angekommen.

Und auch die Sozialgeschichte kommt im Parco della Filandetta nicht zu kurz. Denn natürlich wird auch die Frauenarbeit in der Anfang des 20. Jahrhunderts gegründeten ehemaligen Seidenspinnerei ausgiebig gewürdigt. Zudem ist den „Phantastischen Vier“ das Jubiläumsprojekt „Female Land Artists Wanted“ wichtig, in dem auf Land Art spezialisierte internationale Künstlerinnen gefördert werden. Erste Künstlerin vor Ort war 2019 aus Deutschland kommend Susken Rosenthal, die im Park der Filandetta in der „Residenza d`Autore“ logierte und das Kunstwerk „Cocoon“ schuf.
Im Park erfüllt Bortolomiol heute alle Anforderungen des EU-Rechs an den biologischen Weinanbau. Und so ist auch der biozertifizierte „Ius Naturae“ ein Paradebeispiel für Nachhaltigkeit und den Respekt vor der Natur. Dass man sich für einen Brut entschied, ist hingegen eher der internationalen Nachfrage geschuldet. Der Glera-Wein (100 %) ist rein, fruchtig, trocken, elegant und angenehm harmonisch, beeindruckt durch seine starke Strohfarbe und Persistenz und besitzt eine angenehme, gut kontrollierte Süße. Und man versteht, warum Elvira Bortolomiol während der Internetschalte darauf hinweist, dass in dieser Neukreation „all our passion“, „all unsere Leidenschaft“ steckt.
Schließlich durfte am 10.12. natürlich auch der Bortolomiol Bandarossa“ Valdobbiadene Prosecco Superiore DOCG Extra Dry Millesimato“ nicht fehlen. Ursprünglich hatte Giuliano Bortolomiol diesen besonderen Prosecco nur für Freunde kreiert und mit einer roten Banderole versehen. Nun ist er das Schlachtschiff unter den Bortolomiol-Weinen. Geerntet wurden die Glera-Trauben auf den Weinbergen von San Pietro di Barbozza und Santo Stefano zwischen dem 15. und 30. September, um dann nach der Methode Martinotti-Charmat vinifiziert zu werden.
Und so ist Giulianos einstiges persönliches Prosecco-Label am Ende für mich der unumschränkte Sieger. Und erstaunlich: Auch die Exportzahlen zeigen, dass dieser in deutschen Landen gut ankommt. Denn exportiert wird dieser Extratrockene vorwiegend in die USA, gefolgt von Deutschland, der Schweiz und der Ukraine. Und ganz nebenbei entpuppte sich die Internetschalte auch als perfekte Werbung für Prosecco zum Frühstück. Weinkritiker, aus dem gerade munter gewordenen Chicago zugeschaltet, erhoben begeistert ihre Gläser.
Und noch ein Satz zu den vier Ladies Bortolomiol: Sie beweisen ihr Engagement mit Frauenpower auch durch ihr Engagement in Afrika, wo in Benin 60 Frauen zu Agro-Expertinnen ausgebildet werden.
Information:
Bortolomiol SPA, www.bortolomiol.com
Fotos: Bortolomiol