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Azienda Agricola Elvio Cogno: ein Fest der Biodiversität!

Dabei schaffen sie es nicht nur, mit diversen Barolo-Weinen die internationale Kritik zu entzücken und das kleine Weingut mit gerade 15 ha Rebfläche unter die besten 100 überhaupt zu hieven. Dies scheint erst einmal kein großes Kunststück, ist doch das Örtchen Novello eine jener elf Gemeinden, die offiziell die Barolo-Appellation nutzen dürfen. Doch sie setzen auch den Siegeszug des Barolo Ravera aus den Nebbiolo-Klonen Lampia und Michet fort. Dessen Qualität protegierte Elvio Cogno als erster ab 1991.

Heute ist der Ravera eine der wichtigsten geographischen Zusatzbezeichnungen für Barolo-Weine. Und nicht genug damit: Auch einer lokalen indigenen Weißwein-Rebsorte, Nas-cëtta, verhalf Elvio Cogno zur spektakulären Wiedergeburt. Ihn überzeugte Anfang der 1990er Jahre die Verkostung eines raren Nas-cëtta-Weins des Jahrgangs 1983! Formidabel! Seither ruht man auf der Azienda nicht, diesem im 19. Jh. vor allem als Messwein genutzten Wundertropfen alle Aufmerksamkeit zu schenken. Und überhaupt: Tradition spielt auf dem Weingut in Novello eine große Rolle. Denn mancher der Weinberge ist geradezu ein Open-air-Museum der Extraklasse. Da gibt es über 100 Jahre alte Weinberge, deren Reben schon vor der großen, verheerenden Reblaus-Epidemie der vorletzen Jahrhundertwende gediehen.

Kein Wunder daher, dass Weinenthusiasten hierher pilgern, um diese noch höchst originalen, weil aus den uralten Reben kontinuierlich weiter gezogenen Rebstöcke des „Barbera d’Alba Pre-Phylloxera“ („Vor-Reblaus-Barbera d`Alba“) zu sehen und die den wahren, weil historischen und authentischen Charakter des Barbera d`Alba offenbaren. Zudem verheißen sie eine enorme Langlebigkeit des Weins. Keine Frage daher auch, dass die umsichtig geförderte wie geschützte Biodiversität der Schlüssel zum Erfolg auf dem Weingut ist. Dies gilt natürlich auch für die Weine selbst: „Wenn einen perfekten Wein herstellen bedeutet, einen Standardwein zu machen, dann wollen wir keine perfekten Weine machen!“ Dieses Elvio Cogno zugeschriebene Zitat, Grundphilosophie des Hauses, setzen Nadia Cogno und Valter Fissore heute perfekt um. Und erzeugen naturgemäß phantastische, hochprämierte Weine.

Ihre Philosophie: Wenn einen perfekten Wein herstellen bedeutet, einen Standardwein zu machen, dann wollen wir keine perfekten Weine machen! Foto: Az. Ag. Elvio Cogno
Ihre Philosophie: Wenn einen perfekten Wein herstellen bedeutet, einen Standardwein zu machen, dann wollen wir keine perfekten Weine machen! Foto: Az. Ag. Elvio Cogno

Eigentlich began alles in einem Restaurant: Elvio Cogno, Jahrgang 1930, besaß in den 1950er Jahren das Ristorante dell’Angelo! Dies allerdings öffnete im wohl schönsten Barolo-Dörfchen La Morra, das wegen des spektakulären Amphitheaters der Weinberge ringsum heute jährlich zigtausende Fans des italienischen Spitzenweins Barolo anzieht. Damals aber war man noch längst nicht soweit. Denn der Siegeszug des Barolo startete erst ab den 1970er Jahren. Doch Elvio wollte schon Anfang der 1960er Jahre auch einen eigenen Wein. Dazu startete er eine Kooperation mit dem in La Morra ansässigen Weingut Marcarini, mit wunderbaren Weinbergen in Brunate. Und schon 1964 begriff Elvio das heute längst überall beschworene Konzept des „Terroir“ – und setzte „Brunate“ mit aufs Flaschenetikett.

Es folgten die zwei goldenen Jahrzehnte des Barolo, 1970 bis 1990. Der damals 60-jährige Elvio hätte sich danach eigentlich zur Ruhe setzen können. Doch 1990 wagte er – kurz vor dem Rentenalter – den nächsten großen Schritt mit dem Erwerb neuer Weinberge und des alten Bauernhofs Cascina Nuova in Ravera bei Novello. Der Rest ist Legende. Heute, 25 Jahre nach der Übernahme von Elvio, dürfen Nadia Cogno und Valter Fissore auf ein äußerst erfolgreiches Vierteljahrhundert Weinbau in ihrem Familienbetrieb zurückblicken. Sie stellen vier verschiedene Barolo aus den speziellen Nebbiolo-Klonen Lampia, Michet und Nebbiolo Rosé her, schützen perfekt die für Widerstands- wie Anpassungsfähigkeit stehenden Vor-Reblaus-Weinberge, die sich in Berri bei La Morra befinden, und kümmern sich um den Ausbau des Bekanntheitsgrades des zuerst 1877 erwähnten, damals süßen Messweins Nas-Cëtta. Elvio Cogno erzielte 1994 die erste eigene Nas-Cëtta-Ernte. Ganze 800 Flaschen wurden damals abgefüllt. 2010 erhielt der Nas-Cëtta dann sogar die DOC-Auszeichnung!

Nicht zuletzt verfügt Cogno heute über die größte Anbaufläche für den Barolo Ravera. Walters Credo: „Um einen Wein zu machen, muß man eine Idee haben und mit Klauen und Zähnen dafür kämpfen, mit dem Risiko, dafür als dickköpfig gescholten zu werden. Einen Wein zu machen, bedeutet eine Vision zu haben.“

Azienda Agricola Elvio Cogno Land. Foto: Az. Ag. Elvio Cogno
Azienda Agricola Elvio Cogno Land. Foto: Az. Ag. Elvio Cogno

Essentiell ist dafür natürlich die variantenreiche Nebbiolo-Traube. Basis für den Erfolg war, das Elvio Cogno jeweils einen Weinberg für eine Nebbiolo-Varietät reservierte. In Ravera sind dies Lampia and Michet, auf dem Weinberg Vigna Elena, auf den Elvio Cogno stets besonderes Augenmerk richtete, der Nebbiolo Rosé, auf dem Weinberg Bricco Pernice die Lampia-Variante. In den letzten 15 Jahren wurden beinahe alle chemischen Erzeugnisse von den Weinbergen verbannt. Dafür setzt man nun erfolgreich auf die blühende „grüne Wiese“, auf Biodiversität und die Natur. Walter dazu: „Der Wein verhält sich wie ein menschliches Wesen.“

Für die Lagerung der Weine werden große Fässer aus slawonischer Eiche genutzt. Das Resultat sind Weine großer Frische und Eleganz, mit starkem Charakter und herrlichen Aromen. Elvios eigentliches Ziel, die für das jeweilige Terroir bestmöglichen Weine zu erzeugen, wird daher heute mühelos erreicht. Zehn Weine sind im Handel, darunter natürlich der Rosato Barolo DOCG Ravera „Vigna Elena“, dessen Jahrgang 2015 James Suckling mit satten 96 Punkten bewertete. Der Klassiker des Hauses, der Barolo DOCG „Ravera“, erreichte bei James Suckling für die Jahrgänge 2013 bis 2017 93 bis überragende 97 Punkte.

Und auch für Cognos wunderbaren Traditionswein, den Barolo DOCG Ravera „Bricco Pernice“, vergab James Suckling 97 Punkte (Jahrgang 2016). Schließlich entzückt auch der Barolo DOCG „Cascina Nuova“, für dessen Jahrgänge 2016 und 2017 der Decanter 93 und 91Punkte, James Suckling indes je 95 Punkte vergab. Es gibt den Babaresco DOCG „Bordini“ (95 Punkte von James Suckling für den aktuellen Jahrgang 2017), vor allem aber den einzigartigen Barbera d`Alba DOC „Pre-Phylloxera“, den Vor-Reblaus-Wein. Der Wine Spectator vergab für den 2017er Jahrgang 92 Punkte. Und es hat den Langhe Nebbiolo DOC „Montegrilli“ (bei James Suckling für den 2016er, 2018er und 2019er je 91 Punkte!), den Barbera d`Alba DOC „Bricco dei Merli“ (James Suckling: 2016er und 2017er je 91 Punkte, 2018er 90 Punkte) und den Dolcetto d`Alba „Mandorlo“ (für die Jahrgänge 2018, 2019 und 2020 je 90 bis 91 Punkte von James Suckling und vom Wine Advocate).

Wo die Weine reifen. Foto: Az. Ag. Elvio Cogno
Wo die Weine reifen. Foto: Az. Ag. Elvio Cogno

Schließlich steht auch der auf nur 2 ha erzeugte weiße Langhe Nascetta DOC del Comune Novello „Anas-Cëtta“ auf dem Programm. Letzteren schon von Slow Wine prämierten indigenen Wein zeichnete auch James Suckling für die Jahrgänge 2018 und 2019 mit 91 bzw. 92 Punkten aus. Und man wird von diesem wie von allen Weinen von Cogno noch viel hören.


Information:

Azienda Agricola Elvio Cogno, Località Ravera 2, www.elviocogno.com/de/ 

Fotos: Az. Ag. Elvio Cogno

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