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Aurelio Lech: luxuriöses Understatement

Als eine der traditionsreichsten Wintersport-Regionen überhaupt blickt das Ski-Dorado zwischen St. Anton und Lech auf mehr als ein Jahrhundert Schneesport zurück. Mit dem Skiclub Arlberg wurde bereits 1901 der weltweit älteste Skiverein gegründet, wenig später folgte der Nachbarort Zürs mit einer der ersten Skischulen.

In dieser Saison folgte einer der bedeutendsten Meilensteine. Dank der 2016 eröffneten Flexenbahn sind sämtliche Orte am Arlberg auf Skiern zu erreichen. Lech, Zürs und Warth mit St. Anton und Stuben sind zusammengewachsen und machen die Region mit 305 Pistenkilometern zum größten Skigebiet Österreichs. Weltweit ist man damit auf Rang fünf vorgerückt. Brettl-Spaß pur also – ganz ohne muffige, in der Hochsaison mitunter an Viehtransporte erinnernde Busse zwischen St. Anton und Zürs.

Unmittelbar an der Schlegelkopf-Piste in Lech gelegen, bietet das ‚Aurelio’ mit seinen gerade einmal 18 Doppelzimmern und Suiten jenen familiären Touch, der am Arlberg fast obligatorisch scheint. Die holzverschindelte Fassade und das Interieur mit seinen gedeckten Tönen und natürlichen Materialien erinnern an amerikanische Berg-Lodges.

Der World Ski Award kürte das ‚Aurelio’ 2020 bereits zum dritten Mal als ‚World’s Best Ski Boutique Hotel’. Das Hotelbuchungsportal Luxury-Hotels.com listete das Fünf-Sterne-Superior-Hotel schon Anfang 2013 zum teuersten Skihotel der Welt.

Die Lounge des Aurelio. Foto: Aurelio
Die Lounge des Aurelio. Foto: Aurelio

„Ich hasse Restriktionen“

Daran dürfte sich bis heute wenig geändert haben: Für Suiten werden in der Hochsaison Preise bis knapp 6.000 Euro aufgerufen, das luxuriöse ‚Club Chalet‘ für bis zu 16 Personen erleichtert das gut gefüllte Portemonnaie um 44.000 Euro – pro Nacht. Im ‚Aurelio’ geht somit ein und aus, wer sich überall das Beste leisten kann, das aber – ganz im Gegensatz zu einigen Mitbewerbern im Engadin – nicht zwanghaft zur Schau stellen muss.

Wer Opulenz und Prunk erwartet, wird enttäuscht. „Wir haben Gäste, die auf der Forbes-Liste ganz oben stehen, aber wir stehen für luxuriöses Understatement und nicht für Prunk und Protz“, bringt es Gastgeber Axel Pfefferkorn auf den Punkt, der aus einer alten Lecher Familie stammt, die dort ein Sporthaus, einen Supermarkt und mehrere Hotels betreibt.

Bevor der ebenso selbstbewusste wie charismatische Hotelchef 2008 die Leitung des „Aurelio“ übernahm, sammelte er in Fünf-Sterne-Häusern wie Mandarin Oriental, Half Moon, Cambridge Beach oder Ritz-Carlton – aber nur im Sommer, denn im Winter packte er im Hotel Pfefferkorn mit an, das seinen Eltern gehört. Entspannung vom anstrengenden Alltag findet er bei seinen Alpakas, mit denen er im Sommer geführte Touren anbietet. Die feinfühligen Tiere spüren ganz genau, ob er mit seinen Gedanken bei ihnen oder seinen anspruchsvollen Gästen ist.

„Dank der höheren Marge haben wir im Aurelio nach kurzer Zeit gute Gewinne erzielt“, verrät Pfefferkorn, der 2008 die Leitung des „Aurelio“ übernahm. Rund 30 Millionen Euro soll der milliardenschwere russische Oligarch Oleg Deripaska in sein Schmuckstück gesteckt haben.

Nach einem langen Tag auf der Piste: Entspannung im Pool. Foto: Aurelio
Nach einem langen Tag auf der Piste: Entspannung im Pool. Foto: Aurelio

Natural Art Cusine

Die Gäste – die vorzugsweise mit dem Privatjet einschweben – stammen aus 40 Nationen, darunter nur jeder Zehnte aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Acht Prozent kommen aus Russland und Ukraine und sieben Prozent aus dem Vereinigten Königreich. Ihre Wünsche muten mitunter skurril an – werden aber sämtlich erfüllt, solange sie sich im Rahmen der Legalität bewegen. ‚Nichts ist unmöglich’ ist im ‚Aurelio’ keine leere Worthülse, sondern steht für grenzenlosen Service.

So wird schon mal über Nacht ein Einhorn-Kostüm besorgt, das ein Gast zur Geburtstags-Bespaßung seines Zöglings braucht. Ein anderer wollte nicht auf seine Drachenfrucht mit rotem Fleisch zum Frühstück verzichten. Auch hier wurde prompt Abhilfe geschaffen: Am nächsten Morgen landete sie auf seinem Teller, gekauft auf dem Hamburger Großmarkt. „Ich hasse Restriktionen“, lautet denn auch eine der Maximen von Hotelchef Axel Pfefferkorn, die von seinen Gästen besonders geschätzt wird – und das ‚Aurelio’ einzigartig macht.

Die „Natural Art Cusine“ vom Küchenchef-Duo Chef Christian Rescher und Markus Niederwanger wird im Gault Millau mit vier Hauben und 17,5 Punkten bewertet und steht für kreative Gaumenfreuden mit dem Schwerpunkt auf der Region. „Für uns ist es sehr wichtig, den Schwerpunkt auch auf Bekanntes zu legen“, unterstreicht Aurelio-Restaurantleiter und Sommelier Markus Winkler. So finden sich im Abendmenü handwerklich perfekt zubereitete Gerichte wie ‚Blunzn-Ravioli’ mit Portulak und Parmesan neben Red Snapper mit Süßkartoffeln und Morcheln und Beeren mit Fichtenwipfel-Honigeis.

Nobelskiort in Schnee getaucht. Foto: Aurelio
Nobelskiort in Schnee getaucht. Foto: Aurelio

Kulinariker-Empfehlung: Wer die ‚Aurelio’-Atmosphäre ohne Übernachtung kennenlernen möchte, nimmt Platz auf der Sonnenterrasse, lässt sich vom zuvorkommenden Service bewirten und beobachtet das bunte Treiben der nur wenige Meter entfernten Skifahrer.

Foto: Aurelio

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