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Alkoholfrei – mit Zukunftspotenzial

In den letzten Jahren hat das Angebot an entalkoholisierten Weinen und Sekten aus deutschen Kellern merklich zugenommen. Laut dem Deutschen Weininstitut (DWI) bieten immer mehr Weingüter, Winzergenossenschaften und Handelskellereien diese Produkte an, wodurch eine immer größere Käuferschicht erreicht wird. 

Der Aufschwung alkoholfreier Weine lässt sich einerseits auf ein wachsendes Gesundheitsbewusstsein zurückführen, andererseits haben diese Weine in den letzten Jahren durch verbesserte Herstellungsverfahren an Qualität und Geschmack gewonnen. Wer auf Alkohol verzichten und dennoch Wein zum Essen genießen möchte, findet mittlerweile hervorragende alkoholfreie Alternativen. 

Eindrucksvoll

Eine der größten und modernsten Anlagen zur Entalkoholisierung befindet sich in Eltville in den Gebäuden der Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien GmbH. Besonders im Mumm Dry Alkoholfrei mit seinem fruchtig-trockenen und ausgewogenen Charakter sowie im Mumm Rosé Dry Alkoholfrei überzeugt der klassische, edle Genuss durch ein feingliedriges Aromenspiel. 

Johannes Trautwein. Foto: Carola Faber
Johannes Trautwein. Foto: Carola Faber

Ebenfalls über eine sehr große Anlage verfügt das Weingut J. Trautwein.  Neben dem Pinot Noir, Sauvignon Blanc und Blanc de Blancs beeindrucken die innovativen Produkte der Linie Infinitea: The Duke of Blacktea und The Duchess of Rooibos. Sie sind auf der Basis von entalkoholisiertem Chardonnay sowie Tee entstanden. Die charakterstarke Kombination aus dem zarten Teegeschmack mit dem des Chardonnays harmoniert hervorragend. 

Einen Gegensatz in puncto Größenordnung  präsentiert  Franziska Treuer. Sie gründete als erste Frau 2023 ein Startup mit ausschließlich alkoholfreien Weinen und einem Schaumweine. Die Ernte erfolgt in reiner Handarbeit. Unter dem Firmennamen „I AM NOT WINE“ werden aus den Rebsorten Riesling, Müller-Thurgau und Muskateller vier feine Cuvées angeboten: Weißwein Blanc Brilliant, Secco Mousscade, Roséwein Radiant und der Rosésekt Berry Bubble. Mit einem Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit und qualitätsorientierte Partnerschaften zeichnet sich I AM NOT WINE durch die Kooperation mit Winzern aus, die dieselben Werte von Transparenz und Innovationsfreude teilen. 

Innovativ

Das Weingut Dr. Hinkel, gelegen im traditionsreichen Weinort Framersheim in Rheinhessen, erzeugt dank exzellenter Lagen, gezielter Ertragsreduktion und feinfühliger Handwerkskunst Weine von beeindruckendem Extraktreichtum. Diese Weine wurden in den letzten Jahren immer wieder von Weinexperten gefeiert. 

„Unser Nachhaltigkeitsgedanke spiegelt sich in der Verwendung von Altglas und erneuerbaren Energien, sowie den Verzicht auf Herbizide und Insektizide in allen Bereichen des Weinguts wider“, berichtet Betriebsleiter Dr. Roland Hinkel. Von der Pflanzung bis zum Weinausbau werden traditionell alle Arbeitsschritte im eigenen Betrieb durchgeführt. Diese sorgfältige und feinfühlige Arbeitsweise resultiert in exquisiten Weinen. 

Das Angebot an entalkoholisierten Weinen und Sekten aus deutschen Kellern hat merklich zugenommen. Foto: Carola Faber
Das Angebot an entalkoholisierten Weinen und Sekten aus deutschen Kellern hat merklich zugenommen. Foto: Carola Faber

Zu den beispielhaften Produkten zählt der Orange! Trocken, der durch die Maischevergärung als Ergänzung  zum klassischen, feinen Grauburgunder an Frucht und Tiefe gewonnen hat. Dazu kommen nussige Komponenten, Kernobstnoten, Mandelaroma und ein Hauch von roten Beeren. Im Geschmack ergibt die Kombination aus Frucht und komplexer Tanninstruktur ein spannendes Zusammenspiel, das durch eine leichte Süße gestützt wird. Die feine Säure und mineralische Nuancen verleihen dem Orange! zusätzlichen Nachhall. 

Die Trauben für den Zechberg Chardonnay, der in neuem Holz ausgebaut wurde, kommen aus der ältesten Framersheimer Lage, dessen Bewirtschaftung schon ab 1303 erfolgte. Der elegante Wein ist geprägt von Aromen, wie Zitrus, Vanille und Stachelbeere.

Charaktervoll

Das Weingut Dr. Hinkel ist nicht nur für charaktervollen Rot- und Weißweine bekannt. Zu den Aushängeschildern der alkoholfreien Varianten zählt Dri.Ver! mit einer animierenden Frische. Durch die Zugabe von Verjus, dem Saft unreifer Trauben, zu entalkoholisiertem Wein (80 %) entsteht ein spannendes Spiel zwischen Süße und Säure. Und auch die schäumende Version des DriVer! überzeugt, denn hier trifft die Frische des Rieslings auf die Fruchtigkeit vom Sauvignon Blanc. Der entalkoholisierte Wein wird mit Verjus verschnitten, um eine anregende Symbiose aus Süße und Säure zu kreieren, die auch für Komplexität und Nachhall sorgt. Zu verdanken ist die innovative Kreation dem Jungwinzer und Kellermeister Peter Hinkel, der sich im Rahmen seiner Master-Arbeit intensiv mit der Herstellung und Verwendung von Verjus befasst hat. 

Weinkeller in Ingelheim. Foto: Carola Faber
Weinkeller in Ingelheim. Foto: Carola Faber

Auswahlfülle 

Im dem sehr gut sortierten Winzerkeller Ingelheim beeindruckt nicht nur die Auswahl der alkoholfreien Weine, sondern auch die Qualität, wie bei dem „Riesling free your mind of alcohol“ vom Weingut Burgberg Eimann oder dem alkoholfreien Riesling vom Weingut Mett & Weidenbach. Das Weingut Hamm an der Burgkirche beweist sein Können durch einen Rosé Zéro. „Null komma garnix“ lautet der pfiffige Titel für den feinperligen, alkoholfreien Sekt des Weinguts Gräff und Schmitt. 

„Alkoholfreie Weine und Schaumweine sind ein anderes Produkt als herkömmlicher Wein. Die Sensorik ist anders und die Herstellung ebenso. Deshalb sollte man diese Produktschiene alleine betrachten und in ihrem Geruch und Geschmack neu bewerten. Alkoholfreie Getränke sind eine hervorragende Alternative zum Wein und Sekt, da das Gefühl beim Verzehr dabei das gleiche ist und ebenso mit einem Wein- oder Sektglas angestoßen werden kann“, bestätigt die Rheinhessische Weinkönigin Annalena Baum. 

Die Rheinhessische Weinkönigin Annalena Baum. Foto: Carola Faber
Die Rheinhessische Weinkönigin Annalena Baum. Foto: Carola Faber

Wie großartig alkoholfreie Weine mit einem Menü harmonieren können, zeigt Frank Brunswig im Citadellencafé Mainz. „Bei solch einer Kombination orientiere ich mich immer erst an den Weinen und kreiere anschließend die Gerichte dazu“, berichtet der Chefkoch. 

Zu den ganz hervorragenden Zusammenstellungen gehört der Rotschmierkäse an Zwiebel-Aprikosen-Marmelade und karamellisierten Walnüssen in Kombination mit den Weinen von Berdolt-Reif & Nett. Ob der Reverse Pinot Bianco oder ein Gewürztraminer – beide Versionen bildeten eine perfekte, geschmacksintensive  Ergänzung zum Käse. Besonders der Gewürztraminer bestach mit seiner ausgeprägten Aromatik.


Fotos: Carola Faber

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