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Jahrgangsweine von den Abruzzen bis Umbrien

Dass Anfang und Ende der Verkostung die berühmte Cantina Lungarotti aus Torgiano in Umbrien vorbehalten war, lag nicht nur daran, dass ihr Stand gleich am Anfang des önogastronomischen Parforceritts platziert war. Die Veranstalter hatten des schönen Frühlingswetters wegen den Event kurzerhand vor die Tür der Enoteca verlegt. So ließ es sich an den Ständen unter den Sonnenschirmen und inmitten der wärmenden Sonnenstrahlen bestens parlieren und probieren. Das für seinen Rubesco und sein önotouristisches Angebot vor Ort weltweit anerkannte Weingut Lungarotti war durch Exportmanager Francesco Zaganelli vertreten. Doch bevor es an die Degustation des neuen Rubesco Riserva Vigna Monticchio 2017 ging, widmeten wir uns erst einmal den Weißweinen. Schon der Torre di Giano Bianco di Torgiano 2021 überzeugte – und liegt preislich in sehr annehmbarem Bereich. Dann aber war der Aurento Chardonnay di Torgiano 2018 einfach ein Gedicht.

Dieser Chardonnay ist als DOC Chardonnay di Torgiano sogar geschützt! Dann der Rubesco 2017: Er kann es vielleicht nicht ganz mit den Jahrhundertweinen Rubesco 2015 und dem noch besseren Rubesco 2016 aufnehmen, dafür war 2017 ein eher schwieriges Jahr mit eventuell (zu) viel Sonne. Aber auch dieser 2017er wird hoch bewertet und dürfte, so Francesco Zaganelli, nach acht bis zwölf Jahren seine volle Vitalität entfalten. Schließlich war auch Lungarottis Sagrantino di Montefalco 2018, ein Biowein, eine wirklich gute Entdeckung.

Weine des Weinguts Torrevento. Foto: Jürgen Sorges
Weine des Weinguts Torrevento. Foto: Jürgen Sorges

Weiter ging es mit dem arrivierten Weingut Torrevento, das in Apulien nahe dem Castel del Monte produziert. Erst einmal machte der Rosé „Veritas“ Bombino Nero Castel del Monte Rosato 20221 den phantastischen Roséweinen aus Apulien alle Ehre – und ist dabei bei einem Preis von unter 10 € pro 0,75 l-Flasche zudem sogar sehr preisgünstig. Dann erfolgte die Verbeugung vor der hierzulande weniger bekannten Rebsorte Nero di Troia. Mit dem Ottagono Nero di Troia Castel del Monte Riserva 2014 und dem Vigna Pedale Castle del Monte Riserva 2016 standen zwei exzellente Rotweine bereit. Und natürlich durfte am Ende auch der Primitivo di Puglia 2019 von Torrevento nicht fehlen.

Die Weinreise über den italienischen Stiefel ging weiter in die Emilia-Romagna, wo erst einmal die 1857 gegründeten Cantine Romagnoli aus Villo di Vigolzone in der Provinz Piacenza brillierten. Winzer und General Manager Alessandro Perini präsentierte den Schaumwein Il Pigro Metodo Classico Dosaggio Zero 2018, der durch Reinheit, Dynamik und Finesse überzeugte. Vor allem aber blieb der wunderbare Weißwein „Caravaggio“ Bianco Emilia 2020 in Erinnerung. Perfekt wie auch die beiden Roten Valluna Emilia 2019 und Ape Gutturnio Superiore 2018. Schade, dass die Cantine Romagnoli bisher noch keinen Importeur in Deutschland haben. Es würde sich lohnen.

Weine aus dem Bioanbau von Romagnoli. Foto: Jürgen Sorges
Weine aus dem Bioanbau von Romagnoli. Foto: Jürgen Sorges

Hauptgesprächsthema waren dann wie zuvor bei Torrevento und danach bei Luretta die gestiegenen Preise! Tatsächlich erlebte Italien schon im Winter 20221/22 die Preissteigerungen. Glas, Aluminium, Kartonage und Verpackung, Energiekosten, schließlich das Dauerthema Korken! Alles wurde teurer. Tenor: Es gab keine Chance – bezahlen oder weichen! Doch nur die Weingüter mit teuren Spitzenweinen konnten die Preislawine auffangen. Im unteren Preissegment werden die neuen Flaschenpreise wohl auch hierzulande durchschlagen. Luretta wurde vom Sommelier Solomon Lin vertreten, der als Erstes zur Verkostung des in der Sonne strahlend gelb leuchtenden, herrlich perlenden „Principessa Metodo Classico Chardonnay“ lud. Wunderbar!

Es folgten der weiße Boccadirosa Colli Piacentini Malvasia, ehe unter den Rotweinen der „Drachenflügel“, „Ala del Drago Colli Piacentini 2018“ überzeugte. Clou war dann aber der rote Corbeau Colli Piacentini Cabernet Sauvignon 2016. Vorgestellt wurde beim Event auch die in deutscher Übersetzung erschienene „Ultimative Weinführer Italiens 2021“ von Doctor Wine. Hinter dem Pseudonym verbirgt sich der äußerst renommierte Weinkritiker Daniele Cernilli. Sehr zu empfehlen! Mit dem Weingut Venica & Venica ging es dann direkt weiter in Italiens Region Friaul-Julisch Venetien.

Das wahre Gold der Emilia Romagna. Foto: Jürgen Sorges
Das wahre Gold der Emilia Romagna. Foto: Jürgen Sorges

Unter den vier Extraklasse-Weißweinen wie Jessera Pinot Grigio Collio 2021, Ronco delle Cime Friulano Collio 2021 und L`Adelchi Ribolla Gialla Collio 2021 überzeugte vor allem der wunderbare Ronco delle Mele Sauvignon Collio 2021. Etwas in die Phalanx der Topweine „hereingemogelt“ hatte sich dann das seit 1477 existierende Familiengut Malandrone aus Pavullo nel Frignano, Provinz Modena, Region Emilia-Romagna. Es produziert, so Carlo Minelli, autark – mit Milch von den eigenen 110 Kühen – phantastischen Parmiggiano Reggiano. Mindestens 26, aber durchaus auch 120 Monate gereift, ist es das wahre Gold der Emilia Romagna. Doch hier im Familienbetrieb der Minelli werden täglich nur fünf bis sechs Käselaibe hergestellt. Für die lang Gereiften werden dann aber auch Preise von bis zu 90 Euro pro Kilo aufgerufen.

Weiter ging es mit der Azienda Agricola Fiorentino aus Kampanien, exakt aus Paternopoli in der Provinz Avellino. Hier überragte der 100 % reine rote Fiorentino Celsi Irpinia Aglianico DOC 2017, der in Barrique4s, Fässern und auf der Flasche reift und 13,5 % Alkohol mitbringt. Aber auch der weiße Coda del Volpe 2020 und die beiden Roten Taurasi Irpinia Aglianico Riserva 2016 DOCG und der Taurasi 2017 imponierten. Aus dem Latium war dann das Weingut Casale del Giglio mit den Weißweinen Satrico Lazio Bianco IGT 2021, einem Blend aus Chardonnay, Sauvignon und Trebbiano, sowie dem nach Anzio benannten Anthium Bianco Lazio IGT2021, einem reinen Bellone, sehr gut vertreten. Überzeugend waren dann der Rote Mater Matuta Lazio Rosso IGT 2017 (Syrah, Petit Verdot) und der Matidia Lazio Rosso IGT 2020, ein Cesanese-Wein. Noch jung und erst seit 2021 existent ist die geschützte Bezeichnung Roma DOC.

Azienda Agricola Fiorentino. Foto: Jürgen Sorges
Azienda Agricola Fiorentino. Foto: Jürgen Sorges

Das Weingut Vinea Domini trumpfte erst einmal mit einem weißen Frascati Superiore 2021 auf, ehe mit dem weißen Roma DOC Bianco Vinea Domini 2021 und dem roten Pendant Roma DOC Rosso Vinea Domini 2020 folgten. Am besten schnitt dann der Cesanese del Piglio 2021 ab! Schließlich war auch das renommierte Südtiroler Weingut Nals Margreid für mehrere positive Überraschungen gut. Seine Weißweine Punggl Alto Adige Pinot Grigio 2020, Mantele Alto Adige Sauvingnon 2020 und vor allem der Sirmian Alto Adige Pinot Bianco 2019 waren herrlich frisch und sind ebenso eine besondere Empfehlung wie der rote Anticus Alto Adige Merlot Cabernet Riserva 2018!

Fotos: Jürgen Sorges

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