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Immer am Polarkreis lang

Von der lappländisch-finnischen Hauptstadt Rovaniemi sind es gute 300 km bis nach Harads, eine kleine lappländisch-schwedische Ortschaft. Sie gelangte 2010 zu Ruhm als hier das spektakuläre Treehotel öffnete. Die Geschichte vom schwedischen Baumhotel geht so: Kent Lindval, der heutige Hotelbesitzer, reiste zum alljährlichen Lachsfischen nach Russland, zusammen mit drei Architekten-Freunden.

Abends am Feuer entwickelten sie die Idee ein Baumhaushotel zu errichten. Jeder der Architekten, Bertil Harström, Thomas Sandell and Mårten Cyrén, entwarfen ein Baumhaus-Modell zum Freundschaftspreis. Wald und Gelände für das innovative Unternehmen mussten angekauft werden. Kents Partnerin, Britta (eine ausgebildete Krankenschwester), hatte in ihrem abgelegenen Heimatort Harads, ein altes Gebäude geerbt in dem sie „Brittas Pensionat“ betrieb. Doch der ans Grundstück anschließende Wald sollte abgeholzt werden. Mit Glück und Chuzpe konnte ein lokaler junger Banker für das Ökoprojekt Baumhotel gewonnen werden. Und da es im schwedischen Baugenehmigungsverfahren für Baumhäuser keine feste Regelung gab, war der Freiraum das Treehotel zu gestalten ziemlich groß.

Das Baumhausensemble liegt nun in dem Waldstück mit hohen Nadelbäumen am Rande des 600 Seelendorfs Harad am Lule-Fluss. Aus Brittas Pensionat wurde ein charmantes Gästehaus mit Gourmetrestaurant und Café. Hier ist die auch Rezeption des bemerkenswerten Treehotels. Spektakuläre Untrkunft ist das Baumhaus „Spiegelkubus“. Er versteckt sich ca. 8 m über dem Boden in den Bäumen, die Außenwände sind mit Spiegeln verkleidet, die Wald, Grün und Licht reflektieren. Dann gibt es das „Vogelnest“, ein architektonisches Spiel zwischen innen und außen, auch die anderen Namen „Drachenfliege“, „Der 7. Raum“, „Ufo“ sind Programm. Zugang zu den zwischen 4 und 10 Meter über dem Boden konstruierten Baumhäusern bieten Rampe, Brücke oder elektrische Leitern.

Der 7. Raum: Ufo. Foto: Ellen Spielmann
Der 7. Raum: Ufo. Foto: Ellen Spielmann

Alle Unterkünfte verfügen über Toiletten, Strom, Unterbodenheizung, Klimaanlage, Kaffeemaschine, frisches Trinkwasser, Kühlschrank und WiFi. Ein Öko-Wassersystem sieht 3l zum Händewaschen vor. Zwei Luxus-Baumhäuser haben ihre eigene Dusche. Selbstverständlich gibt es eine große Sauna und Duschen auf dem Gelände. Zum Gästehaus mit Rezeption gelangt man in ca. 5 Minuten zu Fuß. Hier serviert das Restaurant Frühstück, Mittag- und Abendessen, auch exklusive Dinner können gebucht werden. Oder man nimmt das Angebot des Catering-Service ins Baumhaus wahr.

Für hohe Gäste aus Politik, Wirtschaft und Show-Biz wurde extra ein Hubschrauberlandplatz auf dem Gelände eingerichtet, denn zum nächsten Flughafen sind es ca. 88 km. Auch Reise-Bloggern, die mit Drohnen arbeiten kann in Pechmomenten geholfen werden. In Baumwipfeln feststeckende Drohnen werden von der Tochter des Hauses, einer ausgebildeten Stand-Frau, problemlos runtergeholt.

Kiruna, eine Bergbaustadt zieht um

Kiruna liegt in Schwedens hohem Norden 200 km nördlich des Polarkreises. Die 1900 gegründete Stadt gehört zur historischen Provinz Lappland. Der nordsamische Name der Stadt ist Giron (Schneehuhn), das Tier ist im Stadtwappen enthalten. Seinen Ursprung verdankt Kiruna dem Bergbau. Aufgrund des besonders hohen Eisengehalts des örtlichen Eisenerzes ist es das wichtigste Eisenerzbergwerk Schwedens. Die reichlichen Vorkommen, jährlich werden 24 Millionen Tonnen Roherz gefördert, führen zu großen Problemen, denn der Abbau gefährdet die Stabilität des Bodens.

Das gemütliche Restaurant serviert traditionell samische und saisonale schwedische Gerichte, vor allem Fisch und Rentier. Foto: Ellen Spielmann
Das gemütliche Restaurant serviert traditionell samische und saisonale schwedische Gerichte, vor allem Fisch und Rentier. Foto: Ellen Spielmann

Ein sensationelles Unternehmen garantiert, die Stadt zu retten: Seit 2020 wird sie peu à peu um fünf Kilometer nach Osten verlegt und in diesem Zuge entsteht ein neues modernes Zentrum mit attraktiven Neubauten. Bis 2040 soll das neue Kiruna entstehen. Noch steht die sehenswerte Holzkirche der Stadt, die 1912 in Anlehnung an die samische Kote gebaut wurde, an ihrem Platz. Gustav Wickmann war der Architekt und Bauherr. Berühmt ist das Altarbild, eine sonnige Landschaft, die Prinz Eugen von Schweden malte. Die Kirche gilt als die schönste von ganz Schweden. Beste Unterbringung bietet das Hotel Camp Ripan mit Restaurant und Spa.

Das in Familienbesitz befindliche Hotel, das im Chalet-Stil gebaut ist, liegt in der Berglandschaft. Zum Stadtzentrum sind es 10 Minuten Fußweg. Das gemütliche Restaurant serviert traditionell samische und saisonale schwedische Gerichte, vor allem Fisch und Rentier. Wir setzen auf Fisch: starten mit „Kalix Löjroe“ (regionaler Fischrogen von einem kleinen Weißfisch, eine Art Maräne) mit saurer Sahne, roter Zwiebel und „Gahkuu“ (Samisches Brot). Sehr lecker.

Ein mit Togarashi gewürzter Seesaibling als Roll (Reispapier), mit Wasabi Mayonnaise, Wakame-Alge, fermentierter roter Beete, frittierten Nori und Regenbogenforellen-Rogen, mundete bestens. Und dann die köstliche Hauptspeise: „Rotforelle serviert mit gedämpftem Wirsing, Kartoffelmandelkuchen mit Västerbotten- Käse, Karotten und getrocknetem arktischem Kohl“. Darf es noch ein Dessert sein? Z.B. Moltebeeren mit Vanilleeis und Kaffee-Käse (das ist ein nordischer Käse aus Molke, sie wird so lange erhitzt, dass der Käse eine bräunliche Farbe annimmt). Um Mitternacht gings raus aus der Stadt um in stockdunkler Nacht, die Milchstraße, den funkelnden Sternenhimmel zu sehen und Nordlichter zu jagen. Mit Erfolg!

Baumhaus Spiegelkubus. Foto: Ellen Spielmann
Baumhaus Spiegelkubus. Foto: Ellen Spielmann

Informationen:

Treehotel (Baumhaushotel), www.treehotel.se 

Hotel Camp Ripan (Restaurant, Spa), www.ripan.se 

Fotos: Ellen Spielmann

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