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Oman: auf der Zig Zag Road Richtung Jemen

1970 setze Sultan Tamurs Sohn, der dann 50 Jahre regierende Sultan Qabus, seinen Vater in einer friedlichen Palastrevolte ab. Es folgte ein Wirtschaftswunder im Oman, das bis heute anhält und Schulen für beide Geschlechter, gigantische Infrastruktur und hohe Lebensqualität mit sich brachte. Davon profitierte auch das boomende, als „die Leuchtende“ beschriebene Salalah, musste aber seinen Hauptstadtstatus ins 1000 Kilometer nördlich gelegene Maskat abgeben. Und auch den Nachfolger von Sultan Qabus, den seit 2020 regierenden Sultan Haitham bin Tariq bin Taymur al-Sa’id, sieht man selten im Palast. Beide stammen indes aus der in Salalah beheimateten Bū-Saʿīd-Dynastie, die Oman seit 1746 regiert.

Doch, so mein Guide, der 36-jährige Mohad bin Achmed bin Mohad Al-Mahari, könnte der neue Sultan sich mit dem Bau einer neuen Stadt nahe Salalah ein Denkmal setzen. Denn die 330.000 Einwohner zählende zweitgrößte Stadt des Oman mit dem zweitgrößten Tiefsee-Containerhafen der arabischen Halbinsel soll mit einer neuen Skyline auch zur Wirtschaftsmetropole werden. 

Unterwegs mit Guide Mohad bin Achmed bin Mohad Al-Mahari. Foto: Jürgen Sorges
Unterwegs mit Guide Mohad bin Achmed bin Mohad Al-Mahari. Foto: Jürgen Sorges

Die Bedingungen sind exzellent. Der Hafen und die Freihandelszone brechen alle Rekorde. Als Sir Wilfred Thesiger Salalah 1944 besuchte, fand er nur eine Kleinstadt, nur ein Dorf mit verwinkeltem Gassen-Labyrinth vor. Noch 1970 war die Rückständigkeit greifbar: Das Tragen von Sonnenbrillen war untersagt, Radfahren ohne Führerschein verboten, es gab drei Schulen im Land und ganze zehn Kilometer Asphaltstraße! 

Heute rollen PKW auf tausenden Kilometern Asphalt und 25.000 Kilometer Pisten. Und zum Nationalfeiertag am 18. November, noch immer der Geburtstag von Sultan Qabus – wurde der vierspurige Ausbau des letzten Teilstücks der Schnellstraße Maskat – Salalah verkündet.

Schweiß der Götter

Mit der prächtigen schneeweißen Sultan-Qabus-Moschee hinterließ der Sultan Salalah aber ein architektonisches Meisterwerk, das auch Nicht-Moslems besichtigen dürfen. Im Inneren des Prachtbaus beeindrucken der gewaltige Swarowski-Kronleuchter und der im Iran geknüpfte Gebetsteppich!

Erhalten ist auch der alte Al-Husn-Souk. Er behauptet sich gegen den in Sichtweise errichteten neuen Souk, den aber niemand schätzt. Besucher wünschen sich das alte Flair des alten Souks, in dem der „Schweiß der Götter“, Weihrauch, und Souvenirs wie Weihrauchbrenner und omanischen Khanjar-Dolche gehandelt werden. 

Khanjar-Dolche als Souvenir. Foto: Jürgen Sorges
Khanjar-Dolche als Souvenir. Foto: Jürgen Sorges

In gleich vier verschiedenen Sorten wird der Weihrauch angeboten. Der teuerste, der weißgrünlich schimmernde Al-Hojari, kostet 80 bis 100 Euro pro Kilogramm und dient für aromatischer Düfte in Privathäusern. Tropische Gärten durchziehen das auch grüne Salalah. Denn dank des Südwestmonsuns von Mitte Juli bis Mitte September hat es ausreichend Wasser, um tonnenweise Bananen, Mangos und Papayas zu ernten, die man am Straßenrand erwerben kann. 

Blowholes

Auf der Nationalstraße 47 geht es gen Westen hinaus aus der Stadt, etwa zur Lagune von Khor Salalah, wo Flamingos ihr Habitat haben und Kamele überraschend auch im Wasser baden. Erster Höhepunkt ist 40 Kilometer von Salalah entfernte Sandstrand von Mughsayl, wo während der Monsunzeit, wenn der Charif (Khareef) alles in neblig trüben Nieseldunst taucht, tausende Menschen picknicken. In der für Europäer geeigneten Saison ab November lohnt der Besuch der sich in Mughsayl anschließenden Blowholes, jener Blaslöcher, die durch Unterspülung des Felsens durch das Arabische Meer entstanden und aus denen je nach Wellengang bis zu zwölf Meter hohe Salzwasser-Fontänen in den Himmel jagen. 

Unfreiwilliger Halt auf der Zig Zag Road. Foto: Jürgen Sorges
Unfreiwilliger Halt auf der Zig Zag Road. Foto: Jürgen Sorges

Danach geht es auf die bis 1989 von einem deutschen Baukonzern errichtete Zig Zag Road, ein Wunderwerk an Serpentinen, das bis heute Klima und Verkehr bestens standhält. Erster Stopp an der bis auf 1000 Meter über dem Meer ins Gebirge des Jebel Al Qamar führenden Straße ist der „Hidden Beach“, ein wunderbarer Sandstrand, versteckt zwischen zwei Gebirgsausläufern am Meer. 

Sandstrand von Al Fazayah

Erste Kamel queren die Straße, 170.000 leben allein in der Region Dhofar. Übertrumpft werden sie nun aber von den Kühen, von denen ca. 240.000 im Dhofar heimisch sind, und 500.000 Ziegen. Wir stoppen an spektakulären Aussichtspunkten, bewundern den 2023 abgeschlossenen Neubau einer Brücke durch ein Wadi, das nach einer Sturzflut nötig wurde. 

Von Salalah sind es auf der Zig Zag Road 147 Kilometer bis zum Jemen. Am Checkpoint des Militärs sollte man den Reisepass dabeihaben, ehe es zur spektakulären Felswand von Al-Shaat geht, die steil ins Arabische Meer abfällt. Vorbei an Weihrauchbäumen und Wüstenrosen geht es dann auf Schotterpiste hinab zum Sandstrand von Al Fazayah, einer Schönheit, auf dem man wie Robinson unter Sonnenschirmen spaziert und dem Klang der Wellen lauscht. 

Auf der Kamelfarm. Foto: Jürgen Sorges
Auf der Kamelfarm. Foto: Jürgen Sorges

Wer mit dem umsichtigen Guide Mohad fährt, besucht auch seine Familie. Die besitzt 100 Kamele, die man auch bei der Fütterung des Nachwuchses beobachten kann. Dann wartet die kulinarische Entspannung im omanischen Restaurant in Salalah, wo Kamelfleisch auf vier verschiedene Arten auf heißen Steinchen zubereitet wird. 

Dazu ordert man aus einer Vielzahl von Reissorten, bestellt Salate und Softdrinks und trinkt zum Abschluss gesüßten Tee. Ein solches Kamelfleisch-Barbecue darf man sich nicht entgehen lassen – Kamelfleisch ist exzellent und daher teurer als Rindfleisch. Aber auch die Angebote im Al Baleed Resort Salalah locken, etwa omanische und internationale Küche im Restaurant Sakalan (Weihrauchland) oder asiatische Küche im dortigen Mekong Restaurant – beides Spitze! 


Information:

Experience Oman: www.experienceoman.om

Oman Air: www.omanair.com/de_de

Al Baleed Resort Salalah by Anantara: www.anantara.com/de/al-baleed-salalah

Fotos: Al Baleed Resort Salalah, Jürgen Sorges

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