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Kulturhauptstadt Europas 2024

Die Studenten Tartus treffen sich regelmäßig am Rathausplatz, wo am oberen Platzende direkt vor dem imposanten, 1782 – 1789 erbauten schmucken Rathaus (mit Tourismusinformation) seit 1998 die Brunnenstatue der „Küssenden Studenten“ steht. Der Treffpunkt der Jugend schlechthin, tags wie nachts, insbesondere aber täglich um 12, 18 und 21 Uhr, wenn im Rathausturm das Glockenspiel der in Karlsruhe gegossenen Glocken läutet. 

Überhaupt ist der Rathausplatz ein guter Startpunkt für alle, die Tartu und vor allem auch den äußersten Südosten Estlands näher kennenlernen wollen. Denn seit Januar 2024 und noch mindestens bis zum 30.11.24, finden dank über 350 Projekten über 1000 Events nicht nur in Tartu und im Großraum Tartu, sondern auch in den Städten und Bezirken ringsum statt: So erhalten auch Antisa, Elva Kambja, Kanepi, Kastre, Luunja, Noo, das durch Biathlon-Weltcups bekannte Otepää, Peipisiääre, Pölva, Rouge, Räpina, Setomaa, Torva, Valga, Viljandi und Voru internationale Aufmerksamkeit.

Napoleon war zwar nie in Tartu, er konzentrierte sich 1812 mit seiner Grand Armee auf Moskau. Dafür erinnert auf dem Weg zum Rathausplatz im Park zwischen den Fußgängerzonen Küümi und Ülikooli (Hochschulstraße) eine Großbüste an Fürst Michael Andreas Barclay de Tolly (1761 – 1818), den zaristischen russischen Feldmarschall und Kriegsminister, ein Hauptgegenspieler Napoleons. Sein Palast am Rathausmarkt 18 ist als »Barclay`s Leaning House«, noch mehr als „schiefes Haus von Tartu“ berühmt. Restauriert und stabilisiert, möchte es mit Pisas berühmtem Turm konkurrieren und ist Sitz des städtischen Kunstmuseums. Vor ihm erinnert die Künstlerin Mare Mikof mit ihrer Bronzegruppe »Women from the Countryside« (1974/78) an Estlands ländliches Leben, das 2024 besonders auch im Kulturhauptstadtprogramm im Fokus steht.

Denkmal "Wilde & Wilde" (auch: "Statue of Two Wildes") zu Ehren der Schriftsteller (Eduard Wilde; 1865 - 1933) und Oscar Wilde (Irland; 1854 - 1900) von 1999; Das hier dargestellte hypothetische Gespräch zwischen dem estnischen Schriftsteller und Politiker Eduard Wilde und dem irischen Schrftisteller und Dichter Oscar Wilde hat zwar so nie stattgefunden. Foto: Jürgen Sorges
Denkmal "Wilde & Wilde" (auch: "Statue of Two Wildes") zu Ehren der Schriftsteller (Eduard Wilde; 1865 - 1933) und Oscar Wilde (Irland; 1854 - 1900) von 1999; Das hier dargestellte hypothetische Gespräch zwischen dem estnischen Schriftsteller und Politiker Eduard Wilde und dem irischen Schrftisteller und Dichter Oscar Wilde hat zwar so nie stattgefunden. Foto: Jürgen Sorges

Am unteren Ende des Rathausplatzes steht das berühmteste Stadtsymbol, die restaurierte alte Steinbrücke über den Emajõgi (Embach). Hier ankerten einmal Hanseschiffe und die extra entwickelten Embach-Lastkähne. Überhaupt: Der Rathausplatz ist dank der restaurierten Paläste, der wunderbaren Open air-Cafés, erstklassiger Konditoreien und Restaurants Seele und Nabel der Stadt.

Die großen Kunstfans dürfen derweil das ganze Jahr über Kunst beim Art Festival out of Town mit Kunst entlang der Straßen, am See, am Flughafen im Wald und am Nationalmuseum erfreuen. Fans des Surrealismus zieht es schon seit dem 15. März in die Jubiläumsausstellung „Surrealism 100“. Im ganzen Jahr finden völkerverbindende Veranstaltungen in Röpina und Setomaa steht. Schließlich befindet man sich hier hart an den Grenzen zu Russland und Lettland. 

Ein letzter Höhepunkt im Jahreslauf dürfte dann die Einzelausstellung des japanischen Künstlers und Wissenschaftlers Ryoji Ikeda sein, die am 1. November 2024 in Tartu eröffnet und dann bis zum 2. März 2025 gezeigt wird. Grund genug also, um Tartu und seinem phänomenalen Hinterland einen Besuch abzustatten. Es lohnt, denn Tartu lockt auch mit seinem UNESCO-Welterbe des Struve-Meridianbogens, den historischen Bauten auf dem Domberg und dem spektakulären Nationalmuseum, zudem ausgezeichneter Hotellerie und Gastronomie!


Informationen:

Programm Tartu 2024, www.tartu2024.ee/en/

Museum:

Estnisches Nationalmuseum, www.erm.ee/en

Übernachtung:

Hotel Dorpat, www.dorpat.ee/en

Villa Margaretha, www.margaretha.ee/en

Essen und Trinken:

Café Truffe, www.truffe.ee

Café Werner, www.werner.ee

Pierre Café & Chocolaterie, www.pierre.ee

La Dolce Vita, www.ladolcevita.ee

Pahad Poisid, www.pahadpoisid.ee 

Pazzo, www.pazzo.ee

Tartu Püssirohukelder, www.pyss.ee

Fotos: Jürgen Sorges

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