Prima auch, dass Letterkenny, so man durch Nordirland fährt, nur schlappe 255 Kilometer nordwestlich von Dublin liegt und somit gut per Mietwagen zu erreichen ist. Sogar Busse fahren direkt von Dublin hierher. Wer diese Route wählt, was hoffentlich auch in Zukunft trotz Brexit möglich sein wird, sollte unbedingt im Dooleys of Edmondstown im County Louth stoppen. Und dies nicht nur, weil man hier noch in Euro bezahlt. Das Dooleys gibt es schon seit 1844. Und hier wird man perfekt mit Speis und Trank verwöhnt.
Auch dank dieser nun gut funktionierenden Schnellverbindungen hat sich die Stadt Letterkenny in den zurückliegenden Jahrzehnten gemausert. Davon künden zahlreiche private und öffentliche Neubauten und gleich drei Shopping Centres rings um die 1901 errichtete neugotische katholische Kathedrale St Eunan und St. Columba an der Castle Street.
Letterkenny ist vor allem für die besonders gute Lage und seine Infrastruktur ein ideales Ziel für Reisende ins County Donegal. Von hier aus sind Irlands Nordküste und die Halbinseln Fanad und Inishowen ebenso perfekt erreichbar wie der grandiose Glenveagh National Park. Und auch Städte wie Derry/Londonderry, Lifford oder Donegal Town sind nur eine Autostunde entfernt. Zudem hat Letterkenny selbst einiges zu bieten.
The Hiring Fair
Da ist z. B. das Gebäude des Bank of Ireland Building von 1875 in 6 Main Street. Architekt Timothy Hevey schuf den schmucken Bau im viktorianischen Stil aus Sand- und Kalkstein. Stolz sind die Bürger der Stadt auch auf ihr 1995 eröffnetes, 1999 renoviertes Letterkenny Library and Arts Centre, St. Oliver Plunkett Road Ecke Lower Main Street, dessen Bau schon 1876 erfolgte. Hier finden Ausstellungen statt, hier ist der örtliche Hotspot für Visuelle Künste, Musik, Literatur und Film. Und dann findet sich am Market Square zwischen Main Street und Castle Street auch noch die lebensgroße Bronze-Skulpturengruppe „The Hiring Fair“. Sie wurde 1994 vom Bildhauer Maurice Harron geschaffen.
Viele Besucher zieht es in die Tropical World vor den Toren der Stadt, wo dank Schmetterlingshaus, Schmetterlingsgarten und Mini-Zoo ein wenig Amazonas-Atmosphäre im Norden Irlands aufkommt.
Und natürlich ist Letterkenny auch ein besonderer Hotspot in Sachen Gastronomie und Kulinarik. Dafür steht die in Upper und Lower Main Street geteilte Hauptstraße – mit Abstand die am meisten aufgesuchte Partymeile im County Donegal. Hier reihen sich Nachtclubs und Bars wie The Pulse oder Grill Music Venue aneinander. Und auch, wenn einzelne Geschäfte heute leer stehen, hat die Main Street nichts an ihrer Attraktivität eingebüßt. Nur die wilden Jahre scheinen ein wenig vorbei. Noch 2009 kam es manchmal zu heftigen Schlägereien, bei denen sogar einige von Irlands gutmütigen Polizisten attackiert wurden.
Lemon Tree Restaurant
Kulinarisch die allererste Adresse in Letterkenny, wenn nicht in ganz Donegal, ist das Lemon Tree Restaurant. Unscheinbar am Courtyard Shopping Centre untergebracht und hinter zugezogenen Rollläden versteckt, bitten hier seit 1999 Küchenchef Christopher Molloy und Team zu Tisch. Man sollte unbedingt vorab einen Tisch reservieren, denn Christopher Molloy ist nicht irgendwer: Der Mitbesitzer des Lemon Tree bewahrt die kulinarischen Traditionen Donegals auf Weltklasse-Niveau, ist offizieller Food Ambassador für das County Donegal, Für Failte Ireland und den Wild Atlantic Way ist und ergatterte für das Lemon Tree 2021 sogar eine Empfehlung im Guide Michelin.
Selbstverständlich zählt das Restaurant zu den besten in Irland. Und dies liegt vor allem an der Philosophie des Küchenchefs. Ausschließlich lokale Produkte gelangen in seine exzellenten Gerichte. Unter den Lieferanten befinden sich z. B. die Donegal Creameries, die Ballyholey Farm, Noone`s Farm Chicken oder die lokale Craft Beer-Brauerei Kinnegar Brewing. Es werden Donegal-Rapsöl und Donegal-Käse verwendet, fangfrische Schalentiere stammen von Mulroy Bay Musels, die Jakobsmuscheln von Errigal Bay Scallops. Ganz nebenbei hat Christopher Molloy auch eines der bekanntesten Food Festivals in Irland, das Off The Street Food Fest, mitbegründet.
Devils Backbone
Erst einmal erwartet uns ein herrliches Amuse-Bouche als Gruß des Küchenchefs. Einfach genial, samt herrlichem selbstgebackenem Brot! Und dann beginnt schon bei den Vorspeisen die Qual der Wahl. Wir entscheiden uns für Black Pudding an Fenchel-Confit, auf Fenchel-Püree, mit Apfel und Senf-Mayonnaise sowie angebratene Jakobsmuscheln mit geräuchertem Speck, Sellerie und Apfel – ein Gedicht. Unbedingt ein Muss ist auch der Fish Cake nach Art des Hauses, eine Spezialität des Lemon Tree Restaurant. Etwas leichter wird es bei der Wahl der Getränke: Darf es ein frischgezapftes „Murphy`s“ sein, wahlweise natürlich auch ein Pint „Guinness“? Oder doch lieber eines der fünf angebotenen Biere von Donegal Kinnegar Craft Beer, etwa das „Devils Backbone“ (Rückgrat des Teufels“), ein an Pale Ale erinnerndes Amber Ale (Amberbier) mit Malz- Und Karamell-Geschmack, das man so eher nur aus Belgien kennt, aber in Letterkenny gebraut wird?
Unter den Hauptgerichten ist dieses Gericht unschlagbar: In der Pfanne gerösteter/gebratener Seeteufel mit Zuckermais, langsam gegartem Schweinebauch, Frühlingszwiebeln, Schweineschmalz-Sauce und Dill. Es dürfen aber auch irischer Lammrücken mit Gemüse Ratatouille, Broccoli und schwarzem Johannisbeeren-Jus sein oder Ochsenbäckchen Bourguignon mit Zwiebeln, Pilzen, Elsässer Speck und Trüffelkruste sein. Unter den Desserts ragt Vanille-Panna Cotta mit Rhabarber, Blutorangen-Sorbet und Meringue. Einfach top!
Eine weitere sehr gute Adresse ist an der Lower Main Street das dank des Werbeschilds „YP 36“ nicht zu übersehende Yellow Pepper Restaurant. Hier lockt erst einmal ein frischgezapftes Pint „Murphy`s“, das seit 1856 in Cork gebraut wird und großer Gegenspieler des Guinness ist. Perfekt!
Informationen:
County Donegal, www.govisitdonegal.com
Letterkenny, www.discoverireland.ie/letterkenny
Tropical World, www.tropicalworld.ie
Radisson Blue Hotel Letterkenny, www.radissonhotels.com/en-us/hotels/radisson-blu-letterkenny
Lemon Tree Restaurant, www.thelemontreerestaurant.com
The Yellow Pepper Restaurant, www.yellowpepperrestaurant.com
Kinnegar Brewing, www.kinnegarbrewing.ie
Fotos: Ellen Spielmann