30 Jahrgänge sind mittlerweile vom Erfolgswein „Luce“ auf dem Markt erschienen. 30 Jahrgänge, die, zumindest zum Teil, Erfolgsgeschichte geschrieben haben. Und dies eben dann doch unter eher ungewöhnlichen Bedingungen. Schaut man sich die aktuellen Gran Selezinoe & Co. aus dem Chianti (Classico) an, wird kaum ein Genießer ungewöhnliche Rebsorten Kombinationen wahrnehmen. Sangiovese, klar. Und Merlot. Tatsächlich „Alltag“ im Weinbusiness. Mittlerweile.
Denn als die „Kooperative Frescobaldi-Mondavi“ den ersten Jahrgang produzierte, wurde die Vormachtstellung der Sangiovese Traube für die Top-Weine Italiens kaum infrage gestellt. Es bedurfte schon einer Menge Selbstbewusstsein, gepaart mit den notwendigen finanziellen Mitteln, andere Wege einzuschlagen, sich dem Mainstream entgegenzustellen. Die Entscheidung, Sangiovese und Merlot als kongenialen Partner zu vermählen, war somit schnell vollzogen und dürfte mittlerweile kaum noch zu einem fragenden Blick verleiten.
Spiegel des Terroirs
Natürlich gibt es sie immer noch, die 100-prozentigen Sangioveses. Nicht bei Luce, aber durchaus in der Region. Und so sehr viele Winzer zum Start der Tenuta Luce und dem ersten Jahrgang unkten, so sehr hat sich die Ausbalancierung von Sangiovese und Merlot mittlerweile ausgezahlt. Es ist ein Spiegel des Terroirs, wenn die elegante Rebsorte Sangiovese auf die reife Fülle des Merlot trifft und alljährlich die Tenuta Luce fein selektierte Trauben zu einer Wein-Komposition verarbeitet.
Die Tenuta Luce ist in Montalcino in der Provinz Siena das leuchtende Beispiel dafür, wie es Weine mit neuen Ideen schaffen sich auf dem hart umkämpften Weinmarkt zu positionieren. Mit Vittorio Frescobaldi aus Florenz und Robert Mondavi aus Napa Valley kamen ohnehin schon zwei Schwergewichte der Weinszene mit der Marke „Luce“ in den frühen 1990er Jahren auf einen Nenner. Und schnell wurde auch klar: Luce ist ein Supertoskaner, der durch seine Vielfältigkeit und Eleganz schnell seine Freunde wird finden können.
Das Unternehmen und seine verantwortlichen PR- und Marketingkräfte touren gerade durch die Welt, um den 30. Jahrgang des Luce zu zelebrieren – und natürlich auch, um die Marke noch bekannter zu machen. Wichtigster Partner für den Verkauf der verschiedenen Jahrgänge ist sicherlich in Übersee mit den Vereinigten Staaten zu finden. Wie sich jüngste Äußerungen des US-Präsidenten Trump bezüglich der angedrohten Steuern auf das Weinsegment niederschlägt, bleibt abzuwarten. Sollte es allerdings wirklich dazu kommen, dürfte gerade für die hochpreisigen Weine wie die der Tenuta Luce schnell das Aus auf dem US-Markt besiegelt sein.

Doch jenseits dieser politischen Spielchen geht es dann doch final, zumindest in Europa, einfach nur um den Wein. Und wie gesagt zog und zieht es die Mitarbeiter des Unternehmens durch die verschiedenen Gastronomien dieser Welt, um den Luce zu präsentieren. Einen 30. Jahrgang von 2022 mit den älteren Weinen zu vergleichen ist stets gewagt. Allerdings zeigte sich jüngst in Münchens Käfer, das eben doch zumindest das Potential dieses jungen Weines durchaus aufmerken lässt.
Jahrgänge der „Sol Solis“
Mittlerweile ist Lamberto Frescobaldi, Vittorios Sohn, für das Unternehmen zuständig. Seit 2005 lenkt er nunmehr die Geschicke der Tenuta Luce und hat somit schon die Mehrzahl der Jahrgänge der „Sol Solis“ direkt mitbegleiten können. In die Produktionsprozesse des Jahrgangs 2000 war Lamberto Frescobaldi sicher nicht eingebunden. Aber neben diesem waren auch die Vintages 2006, 2010, 2012, 2018 und 2022 mit auf der globalen Verkostungstour.
In dieser Riege der Top Weine aus dem Dörfchen Montalcino sticht unumwunden der 2010er heraus. Obschon sicher von den klimatischen Bedingungen nicht zu sehr begünstigt, konnten sich die Reben im Frühling 2010 trotz starker Regenfälle gut entwickeln. Denn eben der Überschuss an Wasser konnte als Reservoir für das Grundwasser der Region bestens für die heißen Phasen des Jahres genutzt werden. Nun, 67.000 abgefüllte Flaschen erscheinen wenig rekordverdächtig, dennoch resultiert aus diesem Jahr ein Wein mit charakterstarken Kanten.
Suckling: 98 Punkte
Es sind (fast) klassische Aromen, die sich in der Nase zeigen: dunkle Beere, Heidel- und Brombeere. Im Gaumen zeigt sich ein wenig Minze, Zimt, Vanille und etwas Mokka. Tiefrot und mit 14,5 Prozent Alkohol kommt der Luce 2010 schon recht imposant daher. Suckling hat für diesen Luce 98 Punkte springen lassen. 24 Monate Eichenfass hat die Tenuta dem 2010er spendiert – und die sind natürlich sorgsam eingesetzt. Ein wirklich schöner und ausbalancierter Wein.
Mit noch sportlicheren 15 Prozent Alkohol präsentiert sich der Luce 2006. Der Jahrgang, der im Kreis der sechs kredenzten Weine ebenfalls am gefälligsten daherkommt. Ohnehin war es für das Weingut ein mehr als erfolgreiches Jahr: 100.000 Flaschen konnten abgefüllt werden, gleichbedeutend mit einer positiven Ernte und einer perfekten Traubenqualität.

Schokoladig wird es hier im Glas, klassisch zeigt sich natürlich auch Vanille, eine vollmundige rote Beere präsentiert sich im Gaumen. 18 Monate schlummerte der Wein im Barrique und formte so seine intensive Farbe und die feinen Tannine. Die Trauben kamen in diesem Jahr durch die äußerst guten klimatischen Bedingungen zu einer perfekten Reifung. Das Resultat ist ein äußerst eleganter Wein.
130.000 Flaschen
Wie bereits oben angesprochen, kam natürlich zum Jubiläum auch der Wein in die Gläser, der so ein wenig das Zugpferd der Veranstaltung sein soll. Der Luce 2022 verspricht zumindest bezüglich der Flaschenabfüllung ein besonderer Jahrgang zu werden. Gut 130.000 Flaschen konnten im Weingut abgefüllt werden – das spricht unumwunden für ein Top Ernteergebnis. Auch dieser Luce kommt mit stolzen 15 Prozent Alkohol daher – inklusive 24 Monate Ausbau in Barriques.
Es liegt in der Natur der Sache, dass ein solch junger Wein noch etwas kantiger und bissiger daherkommt. Granatapfel, schwarze Beeren und Vanille- und Zimtnoten zeigen sich. In einer Blindverkostung würde der Luce 2022 im Rahmen der anderen fünf Luce Weine sicherlich eher im hinteren Bereich liegen – zumindest, wenn man den direkten Vergleich zieht. Aber bei genauerer Betrachtung ist der Jahrgang 2022 wohl sehr erfolgsversprechend. Sicher ein Wein, den man sich ein paar Jahre in das Weinregal legen sollte. Aber dann wird er sich sicher voll in den Reigen der großen Luce Weine einreihen!
Informationen:
Tenuta Luce: www.tenutaluce.it
Fotos: Tenuta Luce, Michael Schabacker