Zum Consorzio Vini Venezia gehören fünf Ursprungsbezeichnungen, die sich im Nordosten Italiens über Venetien und Friaul-Julisch Venetien, zwischen den Provinzen Venedig, Treviso und Pordenone erstrecken. Seit Jahrhunderten wird sich in dem Gebiet, das eng mit Venedig und seiner reichen Geschichte verbunden ist, dem Weinbau gewidmet. Die vom Konsortium betreuten Appellationen umfassen Lison DOCG, Malanotte del Piave DOCG, DOC Venezia, DOC Piave und DOC Lison-Pramaggiore.
Wein der Mönche
Bereits im Mittelalter förderten die Bischöfe von Concordia Sagittaria, einem kleinen Ort nahe Venedig, den Weinbau durch die Gründung der Abtei Summaga, die sie den Benediktinermönchen übergaben. Diese erweiterten das Weinbaugebiet und wurden zu einem wichtigen Zentrum für Weinbau und Önologie. Ab dem 17. Jahrhundert, während der Blütezeit der venezianischen Republik, brachten die venezianischen Adligen durch ihre Arbeit und den Austausch von Wissen und Techniken den Weinbau auf ein neues Niveau.
Das Ansehen sowie die künstlerische und kulturelle Bedeutung der Lagunenstadt und des Hinterlandes mit seinen venezianischen Villen sind bis heute erhalten geblieben. In den letzten Jahrzehnten wurde erheblicher Aufwand betrieben, um das Terroir zu schützen und zu fördern. Zahlreiche Weingüter setzen auf biologischen Anbau oder nachhaltige Produktion. Dank des Wissens der Winzer und der Ergebnisse von Zonierungsstudien konnten spezifische Weinbereitungsprotokolle sowohl für internationale als auch für autochthone Sorten, wie Refosco, Lison, Raboso und Manzoni entwickelt werden.
Besonders hervorzuheben ist die Rebsorte Tai, die gerade im östlichen Venetien sowie in Friaul-Julisch Venetien weit verbreitet ist. Sie gilt als die repräsentativste autochthone Rebsorte für die Weinbaubetriebe dieser Region.
DOCG Lison
Obwohl schon seit 1971 die Bezeichnung Lison DOC den Tocai di Lison schützte, wurde mit der Veröffentlichung der Produktionsverordnung im Januar 2011 die Bezeichnung DOCG Lison eingeführt. Das gemäßigte Klima der Region wird durch die Nähe zum Meer, die Lagunengebiete und die flache Topographie beeinflusst. Die Weinberge sind den Winden, wie der frischen und trockenen Bora sowie dem warmen und feuchten Scirocco ausgesetzt. Gerade abends fördern die Winde den Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht, was sich positiv auf die Weinqualität auswirkt.
Consorzio Vini Venezia und die Winzer
Im Jahr 1948 hielt sich Ernest Hemingway in Venedig und in der Lagune auf. Dort ließ er sich zu dem Roman „Across the river and into the trees“ inspirieren: „… und er trank einen Schluck leichten und trockenen Rotweins, der ihn herzlich empfing wie das Haus eines Bruders, wenn man gut Freund ist mit seinem Bruder“. Aber nicht nur Hemingway war von der Schönheit und dem Potenzial der Landschaft begeistert. Zunehmend sorgen immer mehr Winzer mit ihren qualitativ hervorragenden Weinen für internationale Aufmerksamkeit.
La Frassina
Die Reise zu den beispielhaften Winzern führt mit einem Fischerboot durch die Lagunenlandschaft zum Weingut La Frassina, einem Ort wo perfekte Ausgewogenheit zwischen dem Charme der unveränderten Lagunenlandschaft und Produktivität zu erleben ist. Das landwirtschaftliche Unternehmen wurde im Jahr 1940 auf einer 500 Hektar großen Fläche ursprünglichen Lagunengebietes gegründet. Dank der Entwässerungskanäle, der Einrichtung von hydraulischen Entwässerungspumpen, den Bau von neuen Deichen, konnten im Zuge dieser Urbarmachung, mit privatem Kapitaleinsatz, auch einige Rückzugsgebiete für Fische und einheimische Vogelarten erhalten bleiben. Das Landgut befindet sich zirka zehn Kilometer von der Meeresküste entfernt.
Die Leidenschaft der Familie für das Land und die kontinuierlichen landwirtschaftlichen Versuche stellen immer noch die Basis für die Qualitätsarbeit dar. Seit dem Jahr 2000 wird verstärkt auf die Produktion hochwertiger Weine gesetzt. Die langjährige Erfahrung im Weinanbau und die Beschaffenheit des Bodens ermöglichen Weine mit den typischen Eigenschaften des DOC Gebietes Lison Pramaggiore herzustellen.
Die Böden sind kalkhaltig und lehmig, von mittlerer Dichte, mit Ansammlungen von Kalziumkarbonat, wertvoll für den typischen Charakter und die Aromen der Weine. Der vollmundige, weiche und mineralische – anfangs frische – Lison D.O.C.G. überzeugt bei einer Vertikalverkostung der Jahre 2023 bis 2019 durch sein Alterungspotenzial. Es entwickelt sich zunehmend Intensität, Dichte, Komplexität und Eleganz.
Villa Bogdano
Das Weingut Villa Bogdano liegt in der Gemeinde Lison di Portogruaro und ist von einer natürlichen Umgebung umgeben, die einem kleinen Naturparadies gleicht. In der ländlichen Idylle findet man Rehe, Eulen, Sumpfschildkröten und zahlreiche seltene Vogelarten. Archäologische Funde, wie Fragmente antiker Weinamphoren, belegen eine jahrtausendealte Weinbautradition in dieser Region. Im Jahr 1880 wurde der venezianische Palast, das heutige Gutsgebäude der Villa Bogdano, umfassend restauriert und der Weinbau wurde zur wesentlichen Bestimmung des Anwesens. Seit 1993 wird das Weingut biologisch bewirtschaftet.
Heute umfasst die Villa Bogdano rund 110 Hektar Weinberge, davon sind knapp 18 Hektar besonders wertvoll. Die Rebstöcke auf diesen Parzellen stammen aus den Pflanzjahren 1880 bis 1960. Obwohl sie nur noch geringe Traubenerträge liefern, zeichnen sich die Beeren durch einen besonders intensiven Geschmack aus. Neben der regional typischen Weißweinsorte Friulano werden auch Chardonnay, Pinot Grigio und einige rote Rebsorten angebaut.
In diesem Weingut, das über hervorragende Voraussetzungen verfügt, entstehen geschmacksintensive Weine mit fruchtiger Aromatik und einer großartigen Balance von Geschmeidigkeit und Frische.
Informationen:
Consorzio Vini Venezia, www.consorziovinivenezia.it
Fotos: Carola Faber
