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Poznań: „Kartoffelkugeln“ und weit mehr…

1733 entstandenen Barockbauten von 1701 bis 1733, wo zeitweilig sogar Magister- und Doktortitel vergeben wurden, ehe 1793 das endgültige Aus für die Jesuiten kam und die hochehrwürdige Jesuitenschule in das bis heute existierende Gymnasium St.-Maria-Magdalena-Lyzeum umgewandelt wurde. Aber natürlich beruft sich Poznańs 1919 gegründete Adam-Mickiewicz-Universität ebenso auf diese lange akademische Tradition wie das Lyzeum selbst. Das Jesuitenkolleg selbst wird heute von der Stadtverwaltung genutzt. 

Und natürlich findet sich am Platz nach der Restaurierung nun auch wieder das berühmte Bronzedenkmal der zwei sich bekämpfenden Ziegenböcke – Poznańs Stadtsymbol schlechthin.

Zwei sich bekämpfenden Ziegenböcke – Poznańs Stadtsymbol schlechthin. Foto: Ellen Spielmann
Zwei sich bekämpfenden Ziegenböcke – Poznańs Stadtsymbol schlechthin. Foto: Ellen Spielmann

2019 war das von Robert Sobociński im Jahr 2002 geschaffene Skulpturenensemble vorübergehend in den Chopin-Park ausgelagert worden. Ebenfalls am Platz öffnet an der Hausnummer 2a auch das ausgezeichnete Café/Restaurant „Republica róż“, die „Republik der Rosen“. Hier befindet sich das Reich von Chef Andrzej Gołąbek, der seine hochmodern gestalteten Gerichte auch mit dem korrekten Titel „Autorenküche“ bezeichnet. Tatsächlich ist seine Interpretation der polnischen Küche – noch dazu zu sehr vertretbaren Preisen – ein wunderbares Entrée zur Entdeckung der Posener und polnischen Küche – traditionell in der Auswahl, indes überaus geschickt und genuin von Andrzej Gołąbek, der auch schon als Kochbuchautor reüssierte, neu interpretiert. 

Unter den Startern ragt z. B. die hausgemachte Weißwurst mit geräucherter Pflaume, Apfel, Thymian, Meerrettich, Mayonnaise, Lauchbett und Buttersauce hervor hervor. Aber auch Ceviche (Lachs, Mango, Gurke, Chili, Limone, Lauch, Kräuter) und das handgeklopfte Tartar mit Senf, Zwiebel, Champignons, Eigelb, Kräutern, Pickles, Soja und Lauch sind bemerkenswert. Natürlich darf beim Suppenangebot die klassische Sauermehlsuppe Żurek nicht fehlen, wahlweise lockt auch die Sauerkrautcrem e mit Karotte, Kumin, Joghurt, Olive und Kürbissamen. Der Star unter den Hauptgerichten ist vegetarisch: „Kugiel ziemniaczany“, die „Kartoffelkugel“, gelangt keineswegs kugelrund, sondern als veritables Tortenstück auf den Tisch.

Kugiel ziemniaczany. Foto: Ellen Spielmann
Kugiel ziemniaczany. Foto: Ellen Spielmann

Das köstliche Gericht ist eine Komposition aus französischer Sauce, Babyspinat, Austernpilzen, Zucchini, Lauch, schwarzer Olive, Mayonnaise und Kräutern. Vegetarisch sind auch die angebotenen Piroggen mit Cottage Cheese, Kartoffel, Lauch, Schalotten und Sahnecreme. Dazu trinkt man lokales Craft Beer oder Wein. Renner sind auch Ochsenbäckchen mit Trüffel, Kartoffelpüree, gelber Bete, Sellerie und Pastinakenpüree. Zur Auswahl stehen auch Farm Chicken Supreme mit Kartoffelgratin, Karotten und Erbsen oder Ente. Gerühmt werden auch das Kuchenbuffet und das Frühstückangebot.

Erstaunlich, dass den Michelin-Testern dieses Restaurant, in dem Andrzej Gołąbek auch selbst gefertigte Rosen- und Zitronenkonfitüre anbietet, entgangen zu sein scheint. Vielleicht liegt es aber auch an der Größe der Location. Denn im Sommer zieren viele Tische die lange Fensterfront zum Kollegiatsplatz.

Eine klare Michelin-Empfehlung ist hingegen das 62 Bar & Restaurant von Chef Jaroslaw „Jarek“ Kin an der ul. Swietego Michala 62. Auch das erst vor zwei Jahren nahe dem Malta-See über einem Harley Davidson-Showroom in der obersten Etage eröffnete Restaurant präsentiert polnische Küche mit modernem Pfiff und imponierte in diesem Jahr auch auf der Internationalen Tourismusbörse in Berlin. Zudem ist Jarek Kin kein Unbekannter. 20231 und 2022 fungierte er als Coach des polnischen Nationalteams beim Bocuse d`Or! Von jedem Tisch aus kann man den Köchen bei der Arbeit zusehen!

Andrzej Gołąbek. Foto: Ellen Spielmann
Andrzej Gołąbek. Foto: Ellen Spielmann

Eine Michelin-Empfehlung heimste zudem auch das seit 20 Jahren existierende, kleine Restaurant „Papavero“ an der Straße 3 Maja 46, mit seiner Mischung aus polnischer und italienischer Küche ein. Angesagt sind bei Chef Jakub Buchwald die hausgemachte Pasta und Ente. Ebenso empfohlen wird das romantische Gartenrestaurant „Delicja“ am Freiheitsplatz 5 (Pl. Wolnosci 5). Chefin Agnieszka Wawrzyniak war 2023 die einzige polnische Köchin mit einer Michelin-Empfehlung und präsentiert eine Kombination aus polnischer, französischer und mediterraner Küche. Angesagt sind beim Speisen im Patio unter der uralten Platane z. B. Jakobsmuscheln, Gänseleber, französischer Käse, aber auch Borschtsch.


Informationen:

„Republica róż“: www.republikaroz.pl

62 Bar & Restaurant: www.michala62.pl

Papavero: www.hotelmoderno.pl/restauracja-poznan

Delicja: www.facebook.com/restauracjadelicja

Info Poznań (Posen): www.poznan.travel/de

Polnisches Fremdenverkehrsamt: www.polen.travel/de

Fotos: Ellen Spielmann

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