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Malin Head: Star Wars und Alpakas

Malin Head ist sogar ein Signature Point, markiert und mit vielen Informationen bestückt, blickt man durch den künstlichen „Bilderrahmen“ unterhalb des mächtigen Wachtturms auf den legendären, aus weißen Steinen gebildeten Schriftzug „Eire 80“. Eine Reminiszenz an den Zweiten Weltkrieg, als Irland neutral war, doch alliierten Fliegern mit dieser Angabe geographische wie topographische Hilfestellung gab.

Der Wild Atlantic Way startet bzw. endet nahebei vor den Toren von Derry/Londonderry in Nordirland, zieht sich dann entlang der Küstenformationen von Norden über den Westen und Südwesten bis hin nach Kinsale an der Südküste der grünen Insel. Eine, wenn nicht die mögliche Toptour auf der grünen Insel, aber dann doch für viele zu lang.

Kein Wunder daher, dass viele aus einem ganz anderen Grund anreisen. Da sind einmal die Science Fiction Fans, denn Malin Head war auch Drehort in einigen Szenen der Star Wars-Episode „Der letzte Jedi“. Dann gibt es die Historiker, die hier her wollen, weil der Ort angeblich schon auf der Weltkarte des Ptolemäus im 2. Jh. n. Chr. als „Boreion“ auftauchte.

Signature Point des Wild Atlantic Way. Foto: Ellen Spielmann
Signature Point des Wild Atlantic Way. Foto: Ellen Spielmann

Dann gibt es die Lokalpatrioten, die hierher kommen, weil eine Gedenktafel an den Signalstationswärter Patrick Farren (1868 – 1938) erinnert, der hier jahrzehntelang die Stellung hielt. Weiter unterhalb, am Weg zurück ins Dorf Malin, öffnet im Ortsteil Slievebawn die Farren`s Bar mit Restaurant, die richtige Adresse für alle, die an windigen Tagen ihre zerzausten haare richten und gut speisen und trinken wollen.

Dann treffen sich hier natürlich auch die Wetterfreaks: An der Wetterstation auf Malin Head wird häufig Windstärke 12 gemessen! Das ist herausfordernd. Die höchste bisher hier gemessene Windgeschwindigkeit erreichte 181,5 km/h! Das ist aber schon etwas her: Am 16. September 1961 wütetet hier Hurrikan Debbie!

Und dann sind da die Sportler: Und die kommen in Scharen, Wanderer, Langstreckenläufer und vor allem Radler. Denn in Malin Head startet bzw. endet auch die Direttissima, die Renn- bzw. Radstrecke „Malin to Mizen“ bzw. „Mizen to Malin“, die Verbindung zwischen dem nördlichsten und südlichsten irischen Kap, Malin Head und Mizen Head im äußersten Südwesten des Inselfestlandes.

Im 2. Weltkrieg ausgelegter Text „EIRE 80“ aus Steinen am Malin Head, dem nördlichsten Punkt Irlands. Foto: Ellen Spielmann
Im 2. Weltkrieg ausgelegter Text „EIRE 80“ aus Steinen am Malin Head, dem nördlichsten Punkt Irlands. Foto: Ellen Spielmann

Am Wachtturm, der 1805–1809 in napoleonischer Zeit erbaut, als British Admiralty Tower und während des Zweiten Weltkriegs als Aussichtsturm der Irish Defence Forces genutzt wurde, sind heute zig Erinnerungsplaketten befestigt, die an die erfolgreiche Bewältigung dieser Strecke erinnern. Die meisten Sportler machen die Tour, die für viele eher Tortur sein dürfte, aus Charity-Gründen. Auf dem Lauf wird für gute Zwecke gesammelt!

Eine Gedenkpalette erinnert an eine Gruppe namens „The Blackbirds“, eher keine Piraten des Captain Blackbird aus der Karibik, denen dies im Juni 2022 auf ihrer Tour „Malin to Mizen“ gelang. Andre taten dies schon 2018. Direkt vor dem Wachtturm von Malin Head verläuft sogar ein weißer Strick quer über den Asphalt, eine Art Start-Ziel-Linie für alle, die die Tour „Malin to Mizen“ oder Mizen to Malin“ besonders exakt gehen oder fahren wollen.

Nur einige Schritte weiter öffnet ab und an ein Street Food-Wägelchen. Und nur einige Kurven landeinwärts stehen dann herrliche traditionelle irische Cottages, in denen man seine Ferienträume von der perfekten Urlaubsunterkunft wahr werden lassen kann. Eine regelrechte Streckenführung für Malin to Mizen gibt es indes nicht. Auf der Luftlinie wären es 466 km. Je nach gewählter Route sind es aber wesentlich mehr.

Blick vom Strand am Doagh Famine Village of Doagh Island auf den gegenüberliegenden Five Finger Strand auf der Halbinsel Inishowen, oberhalb dem sich Wild Alpaca Way befindet. Foto: Ellen Spielmann
Blick vom Strand am Doagh Famine Village of Doagh Island auf den gegenüberliegenden Five Finger Strand auf der Halbinsel Inishowen, oberhalb dem sich Wild Alpaca Way befindet. Foto: Ellen Spielmann

Die kürzeste bisher geschaffte Route auf Wegen betrug 569 Kilometer! Meist sind es aber sogar zwischen 600 und 644 Kilometer. Man lernt also: Das kleine Irland kann ganz schön groß sein!

Den Rekord für Radler hält seit 1993 ein gewisser Alex Barry. Er benötigte 19 Stunden und drei Minuten. Bei den Läufern führte seit 2011 die Waliserin Jennifer Salter, die für ihre 555 km Strecke 4 Tage, 23 Stunden, 3 Minuten und 10 Sekunden benötigte. Mittlerweile setzt aber Eoin Keith seit 2017 den Maßstab mit seiner Zeit von 3 Tagen, drei Stunden und 47 Minuten.

Weitaus gemütlicher geht es da ca. 10 km südlich Malin Head bei Wild Alpaca Way (https://wildalpacaway.com) zu. Hier, oberhalb des suggestiven Five Finger Strand, in den herrlich grünen Hügeln der Knockamanny Bends, grasen friedlich knapp zwei Dutzend Alpakas: alle männlich, denn sonst wäre es mit dem Frieden womöglich rasch vorbei.

Vor dem Aufzäumen laufen sie alle frei umher. Und aufgezäumt wird nur, wenn Gäste kommen, die mit ihnen ein paar Stündchen spazieren wollen. Es sind vor allem viele Familien mit Kindern, die sich dieses Spektakel in atemberaubender Landschaft nicht entgehen lassen wollen. Gut, manchmal herrscht auch Nebel, aber das tut der Sache eigentlich keinen Abbruch.

Gäste mit Kindern beim Spaziergang mit Alpacas von Wild Alpaca Way. Foto: Ellen Spielmann
Gäste mit Kindern beim Spaziergang mit Alpacas von Wild Alpaca Way. Foto: Ellen Spielmann

Friedlich beschwingt geht es hügelauf hügelab mit den Alpacas an der leine und dem herrlichen Panoramablick über die Bay über die Halbinsel, zwischendurch locken Stopps mit vielerlei Fotomöglichkeiten. Und schließlich fressen die friedvollen Tiere den Gästen sogar aus der Hand.

Den perfekten kulinarischen Abschluss bildet dann der Besuch beim Weltmeister von 2017 in der Zubereitung von leckerer Seafood-Chowder, Kieran Doherty. Er lädt zu diesem Meeresfrüchte-Eintopf der Extraklasse in Nancy`s Barn im schmucken Dörfchen Ballyliffin, wo die Zivilisation auf geschmacklich höchst angenehme Art wieder einkehrt.


Informationen:

Irland Information/Tourism Ireland: www.ireland.com

County Donegal: www.govisitdonegal.com

Halbinsel Inishowen: www.govisitinishowen.com

Wild Alpaca Way: www.wildalpacaway.com

Nancy`s Barn: www.nancysbarn.ie

Fotos: Ellen Spielmann

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