Eine halbe Autostunde südlich von Triest beginnt die 46 Kilometer lange Küste von Slowenisch Istrien. Kaum größer als 400 Quadratkilometer ist die Region zu einer beliebten Reisedestination avanciert, die vor allem Gourmets und Liebhaber des italienischen Dolce Vita lockt. Im Zentrum des ehemaligen k. u. k.-Seebades Portorož (dt. der „Rosenhafen“) Portorož befindet sich mit dem Kempinski Palace Portorož ein über 100 Jahre altes Hotel, in dem Erzherzog Franz Ferdinand während der österreichisch-ungarischen Aristokratie Walzer im großen Ballsaal tanzte. Heute steht das Gebäude, das seit 2008 zur Kempinski-Gruppe gehört, unter Denkmalschutz.
Gläserne Lobby
Es ist durchaus gewagt, einem historischen Gebäude aus dem Jahr 1910 einen modernen Flügel zur Seite zu stellen. Im Kempinski Palace ist diese Symbiose gelungen. Mit einer speziellen Glaskonstruktion gelang es dem französischen Innenarchitekten Jean-Claude Laville das Vermächtnis des alten Hotels zu bewahren und den Wandel durch unterschiedliche Epochen zu ermöglichen. Die gläserne Lobby als Bindeglied erstreckt sich über zwei Ebenen.
Die 181 Zimmer und 17 Suiten sind selbst in der kleinsten Kategorie mindestens 30 Quadratmeter groß. Feinschmecker kommen in den Restaurants „Fleur du Sel“ und „Sophia“ auf ihre Kosten. Letzteres ist eine Hommage an die italienische Filmdiva Sophia Loren, die in den 1960er Jahren zu den Stammgästen zählte. Kurios: Die Schauspielerin war bereits zur Neueröffnung des Hotels eingeladen – sagte aber ab. Ihre Liebe zum Palast und seinem Gourmetrestaurant entwickelte sich erst später. Häufig gesehen wurden auch Marcello Mastroianni, Orson Welles und Yul Brynner. Im „Sophia“ tafelt man stilvoll im mondänen k.u.k-Ambiente an vollendet eingedeckten Tischen unter den Originalgemälden vergangener prachtvoller Zeiten. Die Steinsäulen, die klassischen Kronleuchter und der große Kamin sind Originale des alten Palace Hotels und wurden sorgfältig restauriert.
Gastkoch Vilius Ručinskas
Ende September hat „Sophia“-Chefkoch Marjo Povšnar die Leitung der Küche des Gourmetrestaurants für zwei Tage mit Gastkoch Vilius Ručinskas geteilt, der üblicherweise im Grand Hotel Kempinski Vilnius die kulinarische Marschroute bestimmt. Ručinskas brachte mehr als 13 Jahre Erfahrung in Restaurants wie den sternegekrönten englischen Restaurants The Box Tree und Yorke Arms mit nach Portorož.
Die litauische Küche zeichnet sich durch Produkte aus, die an das kühle und feuchte Klima des Nordens angepasst sind und hat einige Ähnlichkeiten mit der skandinavischen Küche. Istrien hingegen stand kulinarisch lange im Schatten seiner Nachbarn Österreich, Kroatien, Italien und Ungarn, von denen es sich im Lauf der Jahre das Beste in die heimische Küche holte. Bei Genießern und Feinschmeckern ist Istrien vor allem für kulinarische Preziosen wie Olivenöl, Obst, Gemüse, Fisch, Trüffel und das feine Fleur de Sel bekannt.
Meerrettich und in Bier eingelegte Zwiebeln
Das Entrée in das litauisch-slowenische Vier-Hände-Menü zeigt eindrucksvoll, wohin die kulinarische Reise an diesem Abend gehen wird. Auf einem Cracker geben sich hauchfeine Rinderzunge-Stückchen, Staudensellerie, Meerrettich und in Bier eingelegte Zwiebeln ein feines Stelldichein, das den Gast bereits beim ersten Anblick in seinen Bann zieht.
Dem perfekt durchgearbeiteten Carpaccio vom Kalb stellt das Küchenkünstler-Duo neben geröstetem Steinpilzpüree ein herrliches Schweineschwarten-Brioche zur Seite. Ebenso überzeugend fällt die fein abgestimmte Kombination aus Gnocchetti mit Wildschweinconfit, Rotwein- und Topinambursauce aus.
Exemplarisch für die Küche Litauens steht der herrlich zarte Rehrücken, dem Vilius Ručinskas mit Schwarzwurzeln, Haselnüssen und Waldpilzen große aromatische und texturelle Breite verleiht. Gleichermaßen kreativ wie facettenreich präsentiert sich der auf den Punkt gegarte Adlerfisch mit Pastinakenpüree, Karotten-Confit und Rote-Bete-Sauce. Eine istrisch-litauische Komposition par excellence.
Pochierte Birne und gepuffter Buchweizen
Vom nahenden Abschied kündet das Pre-Dessert aus Pastinakenschaum, pochierter Birne und gepuffter Buchweizen. Zum Finale reicht das perfekte und stets hoch aufmerksame Serviceteam mit Nüssen und Trockenfrüchten gefüllte Knödel mit Bratapfelsauce sowie Quitten- und Apfelsorbet.
Glücklich schätzen darf sich, wer nach solchen Gourmandisen in der Piran-Suite im modernen Teil des Hotels übernachten darf. Sie erstrecht sich über zwei Etagen und bietet einen Traumblick auf die Adria und die namensgebende Bucht von Piran, die als Sloweniens schönste Küstenstadt gilt. Auf 80 Quadratmeter verteilen sich ein Wohn- und Esszimmer, das Schlafzimmer mit einem begehbaren Kleiderschrank sowie ein Bad mit Whirlpool-Badewanne. Nicht zu vergessen die beiden weitläufigen Balkone. Den Meerblick trübt ein wenig die laute Uferpromenade. Mehr Ruhe bieten die Zimmer mit Sicht auf die Hügel des schönen Hinterlandes.
Kleiner Tipp am Rande: Wer nach dem Aufwachen noch keinen Hunger hat, darf sich bis zwölf Uhr am großzügigen Frühstücksbuffet laben.
Informationen:
www.kempinski.com/de/istria/palace-portoroz
Fotos: Kempinski Palace Portorož, Christian Euler