„Töwerland“ – Zauberland wird die Insel auch genannt. Der Zauber ist überall spürbar. Das weite Meer und ein unendlich langer Strand mit beständigem Wind sorgen für eine rasche Entschleunigung. Auf der etwa 500 Meter breiten und 17 Kilometer langen Insel sind Autos nicht erlaubt. Statt Motorenbrummen ist das klangvolle Getrappel von Pferdehufen ein häufiger Begleiter. Auf der Insel wird fast alles mit dem Pferdefuhrwerk transportiert. Nicht nur Gäste und Einheimische, sondern auch Lebensmittel, Möbel und Baustoffe. Die Menschen tun es den Pferden gleich gehen etwas langsamer, scheinen allgemein ruhiger, gelassener zu sein. Schon nach kurzer Zeit wirkt diese Art der Entspannung ansteckend. Selbst der eigene Tagesablauf wird bereits nach kurzer Zeit ruhiger, wird von dieser Gelöstheit eingenommen.
Auf der Insel gibt es den Hauptort Juist am Hafen und etwas weiter westlich Loog, was auf Friesisch Dorf bedeutet. Als staatlich anerkannter Kurort verfügt Juist über ein vielfältiges Kurangebot. Besonders gesund für die Atemwege ist natürlich die staubfreie, salzhaltige Luft. Neben ausgiebigen Strandgenüssen ist ein Spaziergang zum großen Sandriff Bill am Westende der Insel empfehlenswert.
Juist ist auf Sand gegründet. Ackerbau ist deshalb schier unmöglich. Daher stammt der Name der schmalen Ostfriesischen Insel, denn im Friesischen bedeutet „güst“: unfruchtbar.
Kochen mit der Philosophie von Slow Food
Auch wenn ihnen keine reinen Inselprodukte zur Verfügung stehen, stellen sich zwei Köche ganz besonderen Herausforderungen. Matthias Bensch von der Hubertusklause im Nordseehotel Freese und Stefan Danzer von Danzer’s Feines Achter’n Diek im Hotel Achterdiek unterstützen mit ihren Restaurants die Philosophie von Slow Food. So werden unter anderem eine verantwortliche Landwirtschaft und Fischerei sowie die artgerechte Viehzucht, das traditionelle Lebensmittelhandwerk und die Bewahrung der regionalen Geschmacksvielfalt gefördert.
Wenn Matthias Bensch in dem Traditionshotel Freese am Herd steht, kann der Gast sicher sein, dass er die Speisen eines jahrzehntelang erfahrenen Profis genießen kann. Der gebürtige Bückeburger kennt sich hervorragend mit der klassischen Kochkunst aus, ergänzt aber die Gerichte immer mit pfiffigen, kreativen Ideen. „In unseren Restaurants haben wir uns bewusst für Geschmack und Nachhaltigkeit entschieden. Wir unterstützen die regionale Lebensmittelproduktion, artgerechte Tierhaltung und faire Bedingungen vom Handel bis zum Verzehr. Beim Einkauf unserer Produkte achten wir unter anderem auf hochwertige Zutaten und Produkte, die in einer Entfernung von maximal 100 Kilometern in Ostfriesland angebaut, erzeugt und verarbeitet werden“, bestätigt Joe Pütz, Geschäftsführer vom Nordseehotel-Freese. Ein ausgezeichnetes Beispiel dafür ist die Currywurst Nordessehotel mit Champagner.
Der Metzger und Schlachter Wilko Appelhagen aus Norden verwendet für diese Currywurst nur Fleisch von zertifizierten Höfen in der Nähe von Norden und für die Würzung ausschließlich natürliche Produkte. Obst, Kartoffeln und Gemüse werden direkt von Bauern rund um Norden und Hage bezogen. Das Kalbfleisch kommt ebenfalls direkt vom Produzenten, dem Adrianenhof in Dornumersiel. Der Bauer Jens Behrends überzeugt hier durch seine nachhaltige Fütterung und Haltung der Salzwiesenkälber.
So startet beispielsweise das delikate Menü mit Matjestartar an Gurken Zwiebeln, Äpfeln, kleinen Olivenscheiben, Kapern, Paprikawürfel und Zitrone. Es folgt das Möhrenmousse mit Nordseekrabben, bevor es nach einem erfrischenden Champagner-Sorbet zum Hauptgang geht. Sehr köstlich gelingt die Scholle „Büsumer Art“ mit Spargel oder Secreto vom Norder Landschwein mit Pflaumen-Sternanis-Sauce, grünem Spargel und Ziegenfrischkäse mit Papas Arrugadas. Die Harmonie in den Gerichten zeugt vom Können und der Erfahrung des Küchenchefs, der auch als ein hervorragender Saucenmeister bekannt ist. In einer Sauce von Matthias Bensch steckt ein kleines Universum an Aromen, die ins Schwärmen geraten lassen.
Erfreulich ist auch die gut sortierte Weinkarte, die vorwiegend mit Deutschen Weinen bestückt ist. Und wer es gern traditionell mag, sollte einen echten Friesengeist probieren. Wenn das Kultgetränk entzündet ist und die kleinen Flammen emporlodern, wird der Trinkspruch aufgesagt: „Wie Irrlicht im Moor, flackert’s empor, lösch aus, trink aus, genieße leise auf echte Friesenweise, den Friesen zur Ehr vom Friesengeist mehr“.
Delikat Speisen hinter dem Deich
Das Restaurant Danzer’s feines Achter’n Diek liegt direkt am Deich, ganz nah am Wattenmeer, UNESCO-Welterbe und Schutzgebiet mit einer einzigartigen Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt. „Dieser Standort verpflichtet – aus diesem Grund legen sowohl das Hotel als auch das DANZER’s Restaurant Juist größten Wert auf nachhaltiges Wirtschaften. Hotel und Restaurant beteiligen sich an dem Projekt „Klimainsel Juist“, das zum Ziel hat, den CO2-Ausstoss zu reduzieren“, sagt Küchenmeister und Inhaber Stefan Danzer. Sein Restaurant gehört zu den ausgewählten Genussadressen der Insel.
Und das zu Recht. Mit ausgezeichneter Kochkunst wird in dem geschmackvoll eingerichteten Vier-Sterne-Superior-Hotel Achterdiek verwöhnt. So weit wie möglich wird nach den Grundsätzen der Slow-Food-Bewegung gekocht. Ergänzend dazu begeistern die Gerichte durch ihre raffinierten Zubereitungen und kreativen Ideen auf den Tellern. Zu der großen Auswahl der Feinschmeckerküche gehören unter anderem Fischgerichte, Meeresfrüchte, vegane Speisen, vegetarische Kost, regionale Spezialitäten bis hin zu französisch-mediterran inspirierten Kreationen. Qualität und Frische sind bei Stefan Danzers kreativer Slow-Food-Küche selbstverständlich. Dass der Küchenchef schon als zehnjähriger Koch werden wollte, ist den Speisen anzumerken. Das Kochen ist für Stefan Danzer nicht ein Beruf, sondern eine Berufung.
Informationen:
Fliegender Holländer, http://www.fliegender-hollaender-juist.de/
Nordseehotel Freese, https://www.nordseehotel-freese-juist.de/
Romantik Hotel Achterdieck, https://hotel-achterdiek.de/de/danzers-restaurant-juist
Nordseeinsel Juist, www.juist.de
Fotos: Carola Faber