Foodie

Côtes du Rhône: Weine mit ausgeprägtem Charakter

Eine Vielzahl an Winzerpfaden und Radwegen lockt zu einer Erkundung der kulturellen wie auch kulinarischen Schätze am Fuße des Mont Ventoux. Eine Jahrtausend alte Weinbautradition und das ausgezeichnete Terroir sorgen für hervorragende Weine. Nachhaltigkeit und Biodiversität in Verbindung mit tief empfundenen Respekt für den Erhalt der natürlichen Ressourcen gewinnen in der Côtes du Rhône immer größere Bedeutung. Namhafte Weinproduzenten aber auch junge Winzer setzen mit ihrer Philosophie wichtige Maßstäbe.

Eleganz und Struktur

Die Domaine Montirius gehört längst zu den Vorzeigeweingütern. Denn die Inhaber Christine und Eric Saurel setzen bereits seit vielen Jahren auf biodynamischen Weinbau, verzichten auf chemischen Pflanzenschutz und verwenden für die Bodenverbesserung Kompost sowie Mist. Eine mechanische Bodenbearbeitung und sorgfältige Handlese sind selbstverständlich. Sogar die finale Feinarbeit beim Entrappen erfolgt mit der Hand. Das Ergebnis kann sich schmecken lassen. Die Weine zeigen eine ausgefeilte Eleganz und Struktur.

Im größeren Stil erfolgt der Weinausbau bei Rhonea, wo 1920 nur eine Handvoll Bauern den Grundstein legten. Heute gilt Rhonea mit 400 Winzern als ein führender Hersteller von feinen und fruchtigen Crus im südlichen Rhônetal. Dazu engagiert sich die Kooperative schon seit mehr als 20 Jahren für den Erhalt von Biodiversität in den Caves de Beaumes de Venise, Rasteau, Vacqueyras und Visan. Zum Erhalt der lokalen Weinbaulandschaften und gleichzeitig für den Schutz sowie der Entwicklung des Gebiets setzen die Mitglieder seit 2016 auf „Rhonéa Vignobles“ und können Eigentümer eines besonderen Genossenschaftsweinberges werden: „Die Société Coopérative d’Interest Collectif (SCIC) Rhonéa Vignobles bietet Privatpersonen, Institutionen und Fachleuten die Möglichkeit, einen Anteil am Weinberg zu erwerben und in das mythisches Terroir der Rhônetal-Weine Gigondas, Vacqueyras und Beaumes de Venise einzusteigen.“

Wildwuchs in den Rebgärten. Foto: Carola Faber
Wildwuchs in den Rebgärten. Foto: Carola Faber

Gras in den Rebgärten

Seit vielen Generationen ist die Familie Alary mit Cairanne verbunden. Die Geschichte des Weinguts Alary in Cairanne begann im Jahr 1692. Heute erstreckt sich der Weinberg über 29 Hektar. Die persönlichkeitsstarken Weine sind unter anderem dem vielfältigen Terroir, mit verschiedenen Lehm – und Steinböden sowie den rund 35 Jahre alten Rebstöcken zu verdanken. Der Winzer setzt zudem auf eine natürliche Bewirtschaftung nach den Prinzipien des ökologischen Landbaus. Vom Rebschnitt bis zur Ernte erhalten die Reben die bestmögliche Pflege. In den Rebgärten wächst Gras, um organische Einträge zu realisieren und die Erosion zu begrenzen.

Die Erträge sind auf etwa 30 Hektoliter pro Hektar begrenzt. Die südlichen Weinberge des Cellier des Dauphins, der 1965 gegründet wurde, erstrecken sich vom Südosten des Rhônetals bis zum Fuße des Mont Ventoux. Auf diesen sonnendurchfluteten und vom Mistral berührten Terroir werden die 12500 Hektar Rebflächen von rund 2300 Winzerfamilien sorgfältig gepflegt. Der Cellier des Dauphins legt großen Wert auf einen ökologischen Fußabdruck sowohl im Weinberg (Förderung der Politik des hohen Umweltwertes) als auch beim Ökodesign von Verpackungen, der Wasseraufbereitung, dem Abfallrecycling sowie der Photovoltaik-Energieerzeugung.

Der Cellier des Dauphins engagiert sich seit vielen Jahren im ökologischen Landbau. Heute werden 1000 Hektar biologisch bewirtschaftet. Erstmals brachte das Weingut im Jahr 2018 eine Bio-Cuvée ohne Zusatz von Schwefel auf den Markt. Der Einsatz lohnt sich. Die Weine sind komplex und aromatisch.

Prädikat Stufe 4

Die Geschichte des Weinguts Gabriel Meffre begann im Jahr 1936, als Gabriel und seine Frau, beide leidenschaftliche Weinliebhaber, ihr Geschäft „Négociant-Vinificateur“ in Gigondas gründeten. Mehr als 80 Jahre später hat das Familienunternehmen auf diesem starken Fundament aufgebaut und seinen Ruf als führendes Weingut im südlichen Rhônetal etabliert. Mit einem komplementären Know-how von ‚Négociant-Eleveur‘ und Producer ist das Weingut tief in die nachhaltige Entwicklung und soziale Verantwortung eingebunden“, erklärt Exportmanager Anthony Taylor von der Domaine Meffre.

Anthony Taylor vom Weingut Meffre. Foto: Carola Faber
Anthony Taylor vom Weingut Meffre. Foto: Carola Faber

Nicht nur die Weine sind ausgezeichnet. Schon seit Jahren engagiert sich das Management unter anderem vorbildlich um eine verantwortungsvolle Unternehmensführung, um Biodiversität und faire Praktiken, sowie um eine Abfallreduzierung, Schraubverschlüsse und eine vermehrte Produktion von Bioweinen. Der durchschnittliche Sulfitgehalt in den Weinen befindet sich deutlich unter dem biologisch zugelassenen Wert. Seit 1990 nimmt das Weingut an einem Qualitätsprozess teil. Alle Maschinen sind BRC- und IFS zertifiziert.

Im Jahr 2011 hat sich die Domaine Meffre zu nachhaltiger Entwicklung und Corporate Social Responsibility verpflichtet. Seitdem folgen immer wieder Auszeichnungen. Im Jahr 2018 erfolgte das Prädikat der Stufe 4 mit „vorbildlich“ für das anhaltende Engagement eines besonders verantwortungsbewussten Weinguts im Rhônetal zur Verbesserung der Praktiken und den damit vebundenen Einfluss auf Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten.

Pierre Amadieu ist ein weiteres Traditionsweingut, das aufhorchen lässt. Im Jahr 1929 fällt Pierre Amadieu den Entschluss, seinen Wein von sieben Hektar Rebgärten nicht mehr aus dem Fass zu veräußern, sondern selbst auf die Flasche zu ziehen. Damit erfolgreich geworden erwirbt er 1952 weitere Rebflächen in der Gemarkung Gigondas. Inzwischen sind es 120 Hektar Weinberge am Fuße der Felsenkette „Dentelles de Montmirail“, aus denen hervorragende und finessenreiche Weine aus Einzelweinbergslagen mit enormen Alterungspotential produziert werden.

Ein Vergleich zwischen dem 2004 Cotes du Rhones Grand Réserve zu dem gleichen Wein von 2019 zeigt das sehr deutlich. Die geborgen liegenden Parzellen auf Höhen zwischen 300 bis 400 Metern über dem Meeresspiegel zeichnen sich durch den Bodenreichtum, sowie die günstige Ausrichtung der Lagen aus. Die Familie setzt im Weinberg nach wie vor auf Handarbeit. Das Pflanzenalter beträgt im Durchschnitt 45 Jahre und die ältesten Rebstöcke der Domaine kommen sogar noch aus der Zeit von Pierre Amadieu. Die Weinberge werden so nachhaltig wie möglich bewirtschaftet und steile Hänge werden mit Drainagen versehen oder mit Blumenmischungen bepflanzt, um die Erosion zu begrenzen. Die Erträge sind zur optimalen Aromenkonzentration auf etwa 30 Hektoliter begrenzt.


Informationen:

Cotes du Rhone, www.cotesdurhone.com 

Inter Rhône, www.rhone-weine.com 

Domaine Montirius, www.montirius.com 

Rhonea, www.rhonea.fr 

Domaine Alary, https://www.domaine-alary.com/

Cellier des Dauphins, www.cellier-des-dauphins.com 

Gabriel Meffre, www.gabriel-meffre.fr 

Pierre Amadieu, https://www.pierre-amadieu.com/

Restaurant und Weinschule Carré du Palais, https://www.carredupalais.fr/

Gourmetrestaurant Coteaux et Fourchettes, https://www.coteauxetfourchettes.com/

Fotos: Carola Faber

Teilen: