Foodie

Grüne Woche 2025

Kurz vor der Messeeröffnung hieß es statt „Count down“ launig „Kaut down“, denn bekanntermaßen lieben die Berliner ihre Grünen Woche um gut zu speisen und zu trinken. Das aktuelle Problem der Maul- und Klauenseuche vor den Toren Berlins führte dazu, dass lebende Kühe, Schweine, Schafe, Ziegen von der Schau ausgeschlossen sind und rief Sprachspiele wie „Cow down“ auf den Plan. Was bietet die mit 1500 Ausstellern aus 60 Ländern in Fachkreisen als internationale Leitmesse geschätzte Veranstaltung, die bis zum 26. Januar läuft und zu der 300.000 Besucher erwartet werden?  

Die Grüne Woche zeigt kulinarische Highlights von Street-food bis zur Chef-Cuisine, Innovationen – Hightech für den Acker, aber auch im urbanen Landwirtschaftssektor und Trends. 

Auf Entdeckungstour durch Halle 8.2

Hier erwarten uns die natürlichen Geschmäcker und Aromen aus Skandinavien. Schweden wartet mit köstlich rustikalen Elch-Burgern auf, Finnland überrascht mit Pfifferling-Schokolade. Unter den Ausstellern tritt Nordnorwegen wieder einmal mit den schönsten Ständen hervor. Natürlich darf das Lavvu, das samische Zelt ausgelegt mit Rentierfellen und der mittigen Feuerstelle, nicht fehlen. Der Schlüssel für die Besonderheit der Norweger ist Corporate Identity: Norwegerpullover und Sami-Trachten bestimmen das Bild an den Ständen. Ziel sei das Land als ausgewiesene kulinarische und touristische Nation zu präsentieren, das auf lokale und regionale Identität setzt, erklärt Olga Philippenko vom Nothern Norway tourist board. 

Schwedische Elchburger. Foto: Ellen Spielmann
Schwedische Elchburger. Foto: Ellen Spielmann

Der neue Akzent sei die Vielfalt der Samikultur zu zeigen, die Sápmi im Norden, die Sábme (lule Sámi) und die Saepmie (die südlichen Sámi), ihre Sprachen, Lebens- und Arbeitsweisen sowie die gesunden und nachhaltig produzierten Speisen bekannt zu machen, sagt Antje Schlecht Valio, Sie ist Projektleiterin und Unternehmensentwicklerin einer kleinen Firma aus der Finnmark. 

Nordland, Tromsø und Finnmark

Es sind nicht nur die frischen, qualitativ hochwertigen Produkte Nordnorwegens, sondern wie sie ihre Region, Lokalität als gewichtiger Teil des Landes vorstellen. Nordnorwegen präsentiert dieses Jahr alle drei Gemeinden, die Küste und Fjorde, das Hinterland und die nördliche Hochebene sowie Svalbard (Spitzbergern), 34 Firmen, 4 Chefköche und acht Schüler aus Nordland, Tromsø und der Finnmark sind vor Ort. Ganze 30.000 kulinarische Häppchen und Gerichte werden in Berlin zubereitet und zum Kauf angeboten. Bei geschätzten 300.000 Besuchern probiert rechnerisch jeder Zehnte eine Leckerei aus Nordnorwegen.

Frischer und getrockneter Kabeljau, Lachs sind neben Meerestieren traditionelles Exportgut, im Laufe der letzten Jahre auch die „King Crab“, die Königskrabbe, die nur im kalten Ozeangewässer gedeiht, als Delikatessen in der norwegischen Küche. 

Lammroulade am Stand von Norwegen. Foto: Ellen Spielmann
Lammroulade am Stand von Norwegen. Foto: Ellen Spielmann

Wir probieren am Stand Fjordnorwegen „King Mikals Räucherlachshäppchen“, „Lyngenfjord Garnelen“, gar köstlich. Zunehmend tritt Rentierfleisch, das Grundnahrungsmittel der Finnmark auf den Plan. Es wird für seinen Geschmack und seine Gesundheit sehr geschätzt. Weil noch in den Fängen des deutschen Zolls, können wir am Eröffnungsvormittag die Delikatessen vom Rentier – Røkakjøtt, geräuchertes Fleisch – nicht kosten. Doch in den nächsten Messetagen wird das preisgekrönte Fjellgull („Berggold“) – getrocknetes Rentierherz – von Kautokeino Rein AS zu genießen sein. Es handelt sich um einen führenden Familienbetrieb der Familie Bongo aus Kautokeino.

Lamm, Käse und Craftbier

Landwirtschaftliche Produkte wie Schaf- und Ziegenfleisch stehen hoch im Kurs: Lamm-Roulade von Ingers Gårdshaí, ein Unternehmen aus dem charmanten Nyvoll in der Gemeinde Alta (Finnmark), überzeugt ungemein. Das gilt auch für den Käse vom Myrdal Hof – ein Leckerbissen. Krafkar Edel frue Camenbert Trave, Ziegen-Molkenkäse und Kardamonkäse sind verlockende Angebote. Nicht zu vergessen die reinen Aromen der Beeren und Kräuter, die an Vielfalt kaum zu übertreffen sind.

Am Stand von Estland: Elchschinken. Foto: Ellen Spielmann
Am Stand von Estland: Elchschinken. Foto: Ellen Spielmann

Birke, Wacholder, Mädesüß, Brunnenkresse, sibirischer Schnittlauch, Preiselbeeren- Molte- und Krähenbeeren werden bei salzigen und süßen Speisen und auch Getränken eingesetzt.

Das gilt etwa für die Craft Beer-Szene, die längst in Nord-Norwegen Fuß gefasst hat. So stammen leckere, mit amerikanischem wie mit deutschem Hopfen gebrauten, mit 4,7 Prozent angenehm leichten Biere aus der Brauerei Juga Mikrobryggeri AS, die ihren Sitz in Lakselv hat. Charakteristisch für Junga sind das samische Meeresflair und lokale Geschmacksnoten: Birke, Moltebeeren, aber auch Kräuter.

Am Eröffnungstag der Grünen heimste Nordnorwegen gleich zwei Preise ein: Lofotlam SA (Lofoten) bekam den europäischen „Protected Geographical Indication“ (PGI), das Siegel für hochqualifizierte agrokulturelle nachhaltige Produkte bestimmter Regionen Europas. Und Beiarmat, eine Kommune in Fylke der Gemeinde Nordland, wurde für seine Ziegenkäseprodukte mit dem norwegischen Markenzeichen „Spesialitet“ ausgezeichnet, ein offizielles Gütesiegel für beste lokale Speisen und Getränke.  

Fotos: Ellen Spielmann

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