Armenien ist weit mehr als ein Reiseziel im Südkaukasus – das Land überrascht mit einem beeindruckenden Reichtum an kulturellen, historischen und Natur-Highlights, von denen viele weitgehend unbekannt sind. Von uralten Weinkellern bis zu hochmodernen Seilbahnen eröffnet sich ein facettenreiches Bild einer Nation, deren Identität tief in der Geschichte verwurzelt ist und die zugleich durch bemerkenswerte Innovation und Fortschritt geprägt ist.
1. Die älteste Weinkellerei der Welt: In der Areni-1-Höhle im Süden Armeniens wurde eine über 6.100 Jahre alte Weinkellerei entdeckt – bislang die älteste weltweit bekannte. Antike Traubenpressen, Gärgefäße und Trinkbecher belegen, dass die Region schon in der Kupfersteinzeit ein Zentrum für Weinproduktion war. Diese kulturelle Tradition lebt bis heute in den zahlreichen familiengeführten Weingütern Armeniens weiter.
2. Jerewan – älter als Rom: Die Hauptstadt Jerewan wurde bereits 782 v. Chr. gegründet und ist damit älter als Rom. Als eine der ältesten dauerhaft bewohnten Städte der Welt prägt ihre jahrtausendealte Geschichte noch immer das Stadtbild. Im Stadtteil Erebuni, in dem die Grundsteine der Stadt gelegt wurden, bringen archäologische Stätten die antike Vergangenheit eindrucksvoll zum Leben.
3. Lawasch – Brot mit UNESCO-Status: Lawasch, das traditionelle armenische Fladenbrot, das in einem Tonofen (Tonir) gebacken wird, ist weit mehr als ein Grundnahrungsmittel – es ist ein Symbol nationaler Identität. 2014 wurde es in die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Über seinen kulinarischen Wert hinaus steht Lawasch für Gastfreundschaft, Gemeinschaft und Zusammenhalt. Gäste können diese Tradition hautnah erleben – bei Lawasch-Backkursen, die vom Teigkneten bis zum Backen im traditionellen Ofen nicht nur ein einzigartiges Erlebnis bieten, sondern auch tiefe Einblicke in die armenische Kultur.
4. Die längste Seilbahn der Welt: Die „Wings of Tatev“ hält den Weltrekord für die längste durchgehende reversible Seilbahn mit einer Länge von 5,7 Kilometern. Sie überquert die dramatische Worotan-Schlucht und führt zum malerischen Tatev-Kloster aus dem 9. Jahrhundert. Die Fahrt bietet atemberaubende Ausblicke und vereint moderne Ingenieurskunst mit spirituellem Kulturerbe im wunderschönen Süden Armeniens.
5. Vardavar – ein Wasserfest mit heidnischen Wurzeln: Beim Vardavar-Fest verwandelt sich ganz Armenien in ein riesiges Open-Air-Wassergefecht: Mit Flaschen, Eimern oder Schläuchen wird fröhlich Wasser verspritzt. Ursprünglich ein heidnisches Fest zu Ehren der Göttin Astghik, wurde es in den christlichen Kalender integriert und bringt auch heute noch Freude und Gemeinschaftsgeist in den armenischen Sommer.
6. Chatschkare – steinerne Zeugen der Frömmigkeit: Chatschkare, kunstvoll verzierte Kreuzsteine, sind eindrucksvolle Zeugnisse armenischer Spiritualität und Handwerkskunst. Sie dienen als Grabsteine oder Gedenksteine und sind für ihre detailreichen Ornamente bekannt. 2010 wurden sie von der UNESCO als einzigartiges Kulturerbe anerkannt. Diese ikonischen Steinkreuze finden sich im ganzen Land – von entlegenen Bergpfaden bis zu Klosterhöfen. Interessierte Reisende können in lokalen Werkstätten mehr über die Symbolik und Techniken der Steinmetzkunst erfahren, wo diese jahrhundertealte Tradition bis heute lebendig gehalten wird.
7. Pulpulaks – Armeniens unerschöpfliche Brunnen: Überall in Armenien begegnen Reisende sogenannten Pulpulaks – kunstvoll gestalteten öffentlichen Trinkbrunnen mit frischem, sauberem Wasser. Sie sind nicht nur eine praktische Erfrischung für Einheimische und Gäste, sondern stehen auch für armenische Großzügigkeit und Gemeinschaftssinn. Armenien zählt zu den wasserreichsten Ländern der Region, zahlreiche natürliche Gebirgsquellen liefern vielerorts trinkbares Wasser ganz ohne Aufbereitung. Besonders in der Hauptstadt Jerewan fällt die große Anzahl an Pulpulaks ins Auge – eine Einladung an Reisende, das Land Schluck für Schluck zu entdecken.
Foto: Tourism Committee of Armenia