Kein Wunder, geht es doch um ein prestigereiches Familienerbe. Bereits 1855 wurde Brane-Cantenac in Bordeaux als ‚Deuxième Grand Cru Classé’ der Appellation Margaux eingestuft: eine der exklusivsten Auszeichnungen, die in der Welthauptstadt des Weins zu erreichen sind.
Im malerischen Örtchen Margaux-Cantenac, eingebettet in einer sanft-hügeligen Rebenlandschaft, scheint man in der tiefsten Provinz Südwestfrankreichs angekommen zu sein. Doch der Schein trügt. Hier im Médoc, nahe des Atlantiks und der Flussmündung der Gironde, ist man gerade mal 20 Kilometer nordwestlich von Bordeaux entfernt mit seinem legendären Weininstitut. Koryphäen aus aller Welt gehen hier ein und aus und kooperieren mit den besten Terroirs der Region Aquitaine.
Henri Lurton begrüsst im eleganten Degustationssalon früh am Vormittag eine Önologin aus Georgien. Die hochkarätige Spezialistin vom ältesten Weinanbaugebiet unseres Planeten erzählt von Tonweinfässern mit 7.000 Jahren Tradition. Der experimentierfreudige Lurton zeigt ihr als moderne Gegenthese eine ureigene französische Erfindung – High-Tech-Fässer aus Beton und Edelstahl mit Fensterluke. "So können wir die Schalen der Trauben genau beobachten, wenn sie den Tresterhut bilden und entsprechend intervenieren. Ich übernahm diese Methode – auch für einen Teil unserer Maischegärung – als erster Winzer Frankreichs; und zwar vom Château Mouton-Rothschild im Jahr 2013." Wir Winzer pflegen einen freundlichen Austausch und ziehen für die große Sache der hochkarätigen Bordeaux-Weine an einem Strang", erklärt Lurton, als wir vor einem Fass Brane-Cantenac 2015 stehen. Der gehört zu den millésimes, den Top-Jahrgängen seines Terroirs.

Brane-Cantenac ist international: Weingut in Mexico nahe Kalifornien
Mit ehrfurchtsvollem Respekt steht Henri Lurton etwas später in seinem traditionellen Weinkeller vor 200-Liter-Fässern aus französischer Eiche, gefertigt von acht unterschiedlichen Böttcherbetrieben – darunter dem legendären Fabrikanten Nadalié: "Die besten Hölzer – sehr alte und lange gelagerte – werden für die Produktion dieser Behältnisse verwendet. Durch deren spezielle Toastung bekommen unsere Rotweine nach 18 Monaten ihre seidig-hölzerne Note."
Auf den groben Kiesböden des Terrains sind die Rebstöcke stets herausgefordert und bilden ein tiefreichendes Wurzelwerk als Wasserspeicher. Das danken die Rotweine vom Château Brane-Cantenac (55 Prozent Cabernet Sauvignon) mit würzig-lederigen Aromen – ergänzt von 40 Prozent Merlot, der einen sanften langen Abgang beschert.
Henri Lurton produziert auf 75 Hektar jährlich rund 400.000 Flaschen – als nahezu hundertprozent französisches Produkt. "Alle Trauben gedeihen auf unserem Boden. Nur die Korken importieren wir."

Da der umtriebige Winzer neueste Digital-Technik einsetzt, ist er weltweit als Beratungsexperte gefragt. Zusätzlich zu vier jährlichen Reisen nach Mexico, wo seine beiden Söhne an der Grenze zu Kalifornien seit 2015 die Bodegas Henri Lurton (www.bodegashenrilurton.com) betreiben, ist Lurton rund um den Globus auf Präsentations- und Messebesuchen unterwegs. Ausserhalb von Corona-Zeiten genauso bei Degustationen in Thailand wie in New York oder Hamburg.
Lurton, ein Sprössling der mit zehn Kindern größten und bedeutendsten Weinfamilie Frankreichs, legt höchsten Wert auf ökologischen Anbau. Seit 2010 hat er mit 18 Hektar bald ein knappes Drittel seiner Domaine auf biologisch-dynamische Landwirtschaft umgestellt. Sein hochbetagter Vater Lucien ist immer noch fast täglich auf dem Terroir unterwegs und winkt dem Sohn zu, als wir aus dem Weinkeller kommen. Henri Lurton ist Biologe und Önologe, aber auch in bester französischer Tradition von Literatur beseelt. Er erzählt, dass auf seiner Agenda heute noch der Besuch eines bekannten Philosophen stehe. "Er kommt zu einer Weintour – in Tradition unseres großen heimischen Denkers Montaigne (1533-1592). "

Feine Zigarre nach Degustationsmenü mit Wein
Dann führt Lurton zum uralten, etwas verwunschenen Turm seines Anwesens aus vorrevolutionären Zeiten, der mich an die legendäre "Adlernest-Schreibstube" des berühmten Essayisten Montaigne erinnert. "Bei uns diente er einst als Arsenal für Utensilien der traditionellen Weinwirtschaft. Doch die haben wir längst revolutioniert – angefangen mit einer eigenen Wetterstation; auch wenn die Trauben weiter per Hand gelesen werden und wir mit Schmetterlings-Dufthormonen Parasiten bekämpfen".
Als ausgeprägter Genussmensch liebt Henri Lurton auch gute Zigarren: "Derzeit überlege ich, im Turm eine kleine Cigar Lounge einzurichten." Denn mit seinem langjährigen Verwaltungs- und Finanzdirektor Hugues de Lestrange geniesst Lurton nach vollbrachtem Tageswerk gern öfters eine kubanische Zigarre. "Aficionados aus aller Welt sind zudem bei unseren Weinverkostungen mit Degustationsmenü immer öfters unter ihren Gästen. Da könnten wir eine Marktlücke füllen mit einem exklusiven Salon Cigar – mit Panorama-Sicht hoch oben von unserem geschichtsträchtigen Turm."

Ouvertüre fürs neue Weinjahr: Degustation als Ritual im Januar
Als ich dem sympathischen Weinproduzenten erzähle, im Jubiläumskatalog anno 1908 des legendären Pariser Feinkostgeschäfts Fauchon den Spitzenwein Brane-Cantenac Médoc 1886 entdeckt zu haben – in der Rubrik Vins Fins – Feinste Weine, bekommt der leidenschaftliche Bacchus-Jünger Lurton glänzende Augen: "Unsere Weine exportieren wir in die USA wie nach Asien, doch zu unseren Hauptabsatzmärkten gehört bis heute Frankreich – mit Fokus auf Paris; und die Deutschen sind traditionell treue Kunden und für uns ebenfalls eine Herzensangelegenheit."
Dann kommt Lurton zu einem seiner Lieblingsthemen – der großen Degustation im Januar jeden Jahres, die als eine Art Ritual zelebriert wird. "Das ist der Auftakt des großen "Wein-Konzerts" von Brane-Cantenac – da spielt unser top eingespieltes Team von Önologen – die Instrumente zur Ouvertüre auf – für einen neuen grossen Jahrgang wie unseren millésime 2019", betont Lurton.
Die Önologen der Sociéte Viticole Henri Lurton schöpfen ihr kreatives Potential aus rund hundert Proben verschiedener Fässer: Diese repräsentieren unterschiedliche Parzellen des Terroir, um für die drei unterschiedlichen Rotweine von Brane-Cantenac deren Geschmacksaromen mit neuer Brillanz zu komponieren: den Grand-Cru-Klassiker Brane-Cantenac, den hochkarätigen Zweitwein Le Baron de Brane und als dritte Sparte die stets mit großer Neugierde erwarteten jungen Weine.

Revolutionär: Digital gesteuerte Auslese der Trauben
Die Weinlese geht von September bis Mitte Oktober und selbstverständlich werden die Trauben traditionell von Hand gepflückt. Dank eines luftgefederten hochmodernen Transportsystems erreichen sie unbeschadet wie in Watte verpackt den Weinkeller.
Seit 2010 kontrolliert das digitale optische System Delta Vistalys zudem die entscheidende Auslese auf einem Laufband. Eine Kamera selektiert Farbe und Form der Trauben, um den optimalen Reifegrad zu bestimmen und unreine Beeren automatisch zu eliminieren. "Diese Technologie war für uns eine kleine Revolution. Seit einem Jahrzehnt können wir bei der Trauben-Selektion so höchste Qualität garantieren," freut sich Lurton.
Dem stets bescheiden auftretenden Nachkommen aus einer der bedeutendsten Wein-Dynastien Frankreichs eilt mittlerweile der Ruf voraus, zur Avantgarde der weltweit renommierten Winzer von Bordeaux zu gehören.
Henri Lurton nimmt diese Lorbeeren ganz gelassen. Er freut sich, dass mittlerweile auch seine Tochter Madeleine als Praktikantin im Unternehmen zugange war und so die Familientradition auch in weiblicher Linie weiter geht.

Informationen:
Château Brane-Cantenac
33460 Margaux-France
+33 (0)5 57 88 83 33
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www.brane-cantenac.com
WICHTIG: In Zeiten der Corona-Pandemie sind weiter Besuche möglich – dank hoher Hygienestandards.
Individuelle Führungen & Gruppen:
Montags bis Freitags, Feiertags geschlossen
Claire Pefau: This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it.
1 bis 2 Personen : 25€ mit Degustation 3 Weine
alle weiteren Personen: 20€ mit Degustation 3 Weine
Gourmet-Menü auf Anfrage
Besichtigungen:
Wie ‚Grand Cru-Weine’ gezogen werden
Unterwegs in Weinbergen & Prozess der Traubenverarbeitung.
Führung durch Anwesen, Weinkeller & Verkostung von drei Weinen mit Chef-Teller Degustation.
Zwischen Handwerk & High Tech:
Kooperation mit Fasshersteller Nadalié
Besuch der Böttcherei mit Verkostung.
Mittagessen in Brasserie le 1902.
Besichtigung Château Brane-Cantenac & Verkostung Weine
Rotweine aus dem Château Brane-Cantenac
Beste Jahrgänge:
2019–2018–2016–2015–2010
Klassifiziert auf Top-Niveau eines Gewächses "Deuxième Cru Classé":
Château Brane-Cantenac
Grand Cru: Appellation/Klassifizierung
Margaux, 2e GCC (1855)
Zweitwein – Grand Vin de Bordeaux: Le Baron de Brane
Info: https://bordeaux-kompass.de/bdx-compact/chateau-brane-cantenac/
Distribution Deutschland:
Vicampo.de GmbH /MAINZ
Tel.: +49 (0) 6131 - 30 29 30
Mail: This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it.
Tourismusbüro Bordeaux: www.bordeaux-tourismus.de
Unterkunft Bordeaux:
Boutique-Hotel de Sèze****: Familiengeführtes Traditionshaus in ruhiger Lage nahe der Place de la Bourse: exzellenter Weinkeller & Gourmet-Restaurant
http://hotel-de-seze-bordeaux.hotels-in-bordeaux.com/de/
Restaurant-Tipp:
La Tupina auf Bordeaux’ Gourmand-Meile "Rue de la Porte Monnaie":
Jean-Pierre XIRADAKIS machte aus seinem Restaurant eine kulinarische Institution. Er zelebriert deftig-deliziöse Fleischgerichte regionaler Herkunft mit Bio-Gemüse, zubereitet nach traditioneller Art der Aquitaine-Küche auf offenem Feuer.
http://www.latupina.com
Cité du Vin:
Ein Fest für alle Sinne – spektakuläre Hommage an die Weinkultur aller Fünf Kontinente; inszeniert im Rahmen einer gigantischen Architektur: auf Platz 7 unter den besten Museen der Welt (Quelle: ‚National Geographic’).
https://www.laciteduvin.com/en
Reisezeit:
Der Spätherbst und Winter sind in Südwestfrankreich nahe dem Atlantik sehr viel milder wie in Deutschland. Wer nicht mit den üblichen Besucherströmen der frühherbstlichen Weinlese und Sommerhochsaison reist, ist in Corona-Pandemie-Zeiten zudem auf der sichereren Seite.
Anreise:
Lufthansa fliegt nonstop ab Frankfurt a. M. direkt nach Bordeaux: http://lufthansa.com
Air France und die Tochtergesellschaft Hop fliegen nonstop ab Düsseldorf: http://airfrance.de und http://hop.com
Impressionen:
https://kulinariker.de/index.php/genuss/item/2616-henri-lurton-passionierter-winzer-pionier-aus-frankreichs-groesster-weinfamilie#sigProId90bb4bb59c
Fotos: Gabriela Greess, Château Brane-Cantenac & Fassmacherei Nadalié