Vom 19. Oktober 2024 bis 5. Januar 2025 zeigen international renommierte Künstlerinnen und Künstler sowie neue Talente beim 15. Fotografie-Festival „Planches Contact“ ihre Sicht auf das Seebad Deauville an der normannischen Blumenküste. Vom Sandstrand bis ins moderne Kulturzentrum „Les Franciscaines“ erwarten Reisende zahlreiche Fotoausstellungen, Installationen und Projektionen. Die Hauptausstellung am Strand von Deauville ist in diesem Jahr dem Werk der französischen Mode- und Porträtfotografin Dominique Issermann gewidmet. International bekannt durch ihre Arbeiten für The New York Times Magazine und Vogue sowie für ihre Werbefilme für Chanel und Dior zeigt die Ausstellung Dominique Issermanns nostalgisch-romantischen Schwarz-Weiß-Blick auf den Strand.
20 Residenzkünstlerinnen und -künstler aus Europa, Afrika, den USA oder China zeichnen außerdem in Fotoausstellungen, Installationen und Projektionen ein facettenreiches Bild von Deauville und der Normandie. Dazu gehören die Arbeiten von Phillip Toledane, seine in Deauville erstellte Ausstellung „We are at war“ bedient sich künstlicher Intelligenz und beleuchtet das hochaktuelle Spannungsverhältnis zwischen historischen Fakten und Falschnachrichten. Sara Imloul und Julien Mignot schlagen einen anderen Weg ein und kehren mit ihren Ausstellungen „La Mémoire de l’Eau“ (dt. „das Gedächtnis des Wassers“) und „Temps Écran“ (dt. „Bildschirmzeit“) zu traditionellen Techniken der Fotoentwicklung zurück. „Une fois la folie passée“ (dt. „sobald der Wahnsinn vorüber ist“) von Huang Xiaoliang ist eine Mischung aus Fotografie, Malerei und Film und zeigt die verschiedenen Atmosphären in Deauville im Jahresverlauf. Die Fotografin Bettina Pittaluga und die Fotografen Eric Bouvet und Richard Pak zeichnen intime Porträts der Normanninnen und Normannen. Eric Bouvet, der sonst in Afghanistan, im Irak oder im Iran Menschen hinter den Konfliktlinien fotografiert, ist dafür mit dem Rad durch die Normandie gefahren und hat ihre Bewohnerinnen und Bewohner fotografisch festgehalten. Er ist einer von vier Künstlerinnen und Künstlern, die gemeinsam mit der Stiftung photo4food nach Deauville eingeladen wurden.
Am Wochenende des 5. und 6. Oktober lädt Granville, der größte Muschelhafen Frankreichs, zum Muschel- und Meerestiere-Festival „Toute la mer sur un plateau“ (dt. „das ganze Meer auf einem Tablett“) ein. Circa 30.000 Besucherinnen und Besucher feiern dann im Hafen – vom Nord-Kai bis zur Fischauktionshalle – das Meer und die Fischerei von Granville. Fischerinnen und Fischer, Fischhändlerinnen und Fischhändler, Gastronominnen und Gastronomen und viele weitere Akteurinnen und Akteure zeigen ihr Können, zum Beispiel beim Regionalwettbewerb der Muschelmeisterinnen und -meister oder im Rahmen von Workshops, Schiffsbesichtigungen und Vorführungen. Die Zukunft der Meere und die nachhaltige Fischerei bilden einen Themenschwerpunkt der Veranstaltung. Wie wird eine Miesmuschel gefischt? Wie lang braucht eine Auster zum Wachsen und ab wann darf eine Jakobsmuschel geerntet werden? Antworten auf diese und weitere Fragen, zum Beispiel nach Recycling in der Fischerei, gibt es direkt vor Ort.
Auch für das leibliche Wohl ist gesorgt: Besucherinnen und Besucher können die Muscheln, Fische und Krebstiere von Granville probieren, darunter an erster Stelle Jakobsmuscheln, Miesmuscheln und die „Meermandel“ – eine Venusmuschel – sowie Dorade, Rochen und Katzenhai, Meeresspinnen, Hummer und Taschenkrebse. Interessierte genießen die Meeresspezialitäten der Normandie mit gutem Gewissen, denn sowohl die Erzeugnisse des Verbands der normannischen Seefischerei als auch der Cotentin-Hummer und die normannische Miesmuschel sind MSC-zertifiziert. Beim Hafenfest werden die lokalen Muschel- und Fischsorten nicht nur gefeiert, sondern als bewusste Alternative zu importierten Muscheln, Fisch und Krebstieren vorgestellt.
Mit einem Tidenhub von 13 Metern verzeichnet die Bucht des Klosterbergs Mont Saint-Michel die stärksten Gezeiten Europas. Während der Springtiden (frz. „grandes marées“), die das nächste Mal vom 16. bis 20. Oktober stattfinden, zieht sich das Meer in der Bucht bei Ebbe bis zu 15 Kilometer von der Küste zurück und steigt bei Flut schnell wieder an – so schnell, dass die erste kleine Welle, „le mascaret“ genannt, sprichwörtlich „wie ein Pferd im Galopp“ auf die Küste zurollt. Bei einem Gezeitenkoeffizienten von über 90 spricht man von Springtiden, wenn der Gezeitenkoeffizient über 110 liegt, wird sogar der berühmte Klosterberg Mont Saint-Michel für einen kurzen Moment wieder zur Insel – ein magisches Schauspiel, das Reisende mehrmals im Jahr erleben, insbesondere jedoch im Frühjahr und Herbst. Die Springtiden lassen sich nicht nur am Mont Saint-Michel, sondern auch in der Bucht des Klosterbergs beobachten, zum Beispiel entlang des Fernwanderwegs „Alter Zöllnerpfad“ (GR223) oder an der Strandpromenade von Granville. Auch die normannische Westküste nördlich von Granville hat während hoher Fluten viel zu bieten: Der Naturhafen von La Vanlée füllt sich dann komplett mit Salzwasser und überflutet eine Gezeitenstraße – ein idealer Moment, um die Halbinsel im Ärmelkanal auf einer geführten Kajaktour zu entdecken. Besonders wild-romantisch wird es außerdem ganz im Norden, wenn die Wellen an den Leuchtturm des Kaps von La Hague donnern.
Foto: Huang Xiaoliang Three Youngsters Planches Contact 2024