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87. Internationale Grüne Woche in Berlin

Allein schon die nackten Zahlen sind beeindruckend: Bis zum 29.1.23 werden über 300.000 Besucher zur gewaltigen Ausstellungsfläche (113.000 m²) unter dem alten Funkturm gepilgert sein und die Produkte von 1400 Ausstellern aus 60 Ländern bestaunt und auch verkostet haben. Das ist zwar nicht Rekord: Der war 1990 mit über 600.000 Besuchern. Aber damals wie heute hatte und hat die Landwirtschaftsmesse für jedermann stets Besonderes zu bieten.

Etwa schon 1930, als ein eine rotierende Apparatur in offener Trommelform vorgestellt wurde, deren Zweck es sein sollte, über 5000 Landeier über ein komplettes Jahr frisch zu halten. Auch diesmal ist natürlich Spannendes vorzufinden: Doch statt Paraden von Landmaschinen wie noch in den 1950er Aufbaujahren kann man nun auch über roboterartige Maschinen staunen, die mühelos Convenience und Street Food produzieren können. Und natürlich stehen auch Ökologie und Klimawandel im Fokus.

So kann man beim Weinhändler Pieroth nicht nur wunderbare Weine schlürfen, man rettet hier auch gleich ein paar Bäume für die Umwelt. Und natürlich wird auch ein prominenter Hallengast, Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir, für mehr Öko-Landbau in der Zukunft.

Estland auf der Grünen Woche: Elchwürstchen. Foto: Jürgen Sorges
Estland auf der Grünen Woche: Elchwürstchen. Foto: Jürgen Sorges

Andererseits: Vielfach hat zur reinen Landwirtschaft auch der Tourismus den Weg in die Hallen gefunden. So wirbt Thüringen auch mit einem veritablen „Tiny House“ als adäquate Übernachtungsform, vor allem im Weimarer Land. Wer den Hauptparcours auf der „World Tour“ von A bis Z über das Messegelände wählt, kommt unweigerlich auch in Halle 8.2, wo eigentlich traditionell mit den Ständen aus Skandinavien, allen voran Schweden und Finnland, sowie dem Baltikum, z. B. mit leckerer Elchwurst aus Estland, stets der Höhepunkt lauert. Und auch in diesem Jahr dürfte Norwegen, allen voran mit den Ren- und Fischspezialitäten aus Nord-Norwegen und sagenhaften Käse-Entwicklungen ganz oben auf der Besucher-Hitliste stehen.

In Halle 8.2. ist es dann Polen, das erneut mit dem bewährten Werberuf „Polen schmeckt“ aufwartet und wie schon 23019 mit der Rückkehr des Störs in die nationalen Gewässer wirbt. Der ist dann auch – lebendig wie geräuchert – eine kleine Attraktion gleich neben dem Stand von Dolny Slask (polnisch = Niederschlesien). Hier wirbt man für die vielen – oft weniger bekannten Attraktionen , entlang der kulinarischen Geschmacksroute von Niederschlesien, die nun auch mit einer deutschsprachigen Broschüre aufwartet und sich bestens auf die Messebesucher vorbereitet zeigt. Eine Überraschung: ist der Anbieter Jacek Rudy vom Anbieter Pierniki Wroclawskie („Breslauer Lebkuchen“) aus Gredzina.

Spezialitäten am Stand Norwegens. Foto: Jürgen Sorges
Spezialitäten am Stand Norwegens. Foto: Jürgen Sorges

Hier lernt man, dass Pfeffer- bzw. Lebkuchen eine weitaus längere Tradition besitzt als bisher aus Thorn (Torun) oder auch Nürnberg bekannt. In Breslau und Niederschlesien geht das Traditionsbackwerk sogar bis ins 13. Jh. zurück. Signature dish ist dabei natürlich die tolle, seit 1853 von der Konditorei Müller in Liegnitz hergestellte „Liegnitzer Bombe“ („Bomba Legnicka“), ohne schädliche Zusatzstoffe, Palmöl oder Glukose-Fruktose-Sirup hergestellt und klassisch, aber auch in Varianten, etwa mit Nüssen und Mandeln erhältlich.

Polens süße Versuchung. Foto: Jürgen Sorges
Polens süße Versuchung. Foto: Jürgen Sorges

Überhaupt werden Lebkuchen auch mit Pflaumen, Apfelsine, Schokolade, Preiselbeeren oder als Honigkuchen angeboten. Direkt nebenan verführt die Brauerei Sowie aus Bielawa im Eulengebirge zum Stopp: Edler Hopfen, hochwertiger Malu und Quellwasser sorgen für prächtige Biere, von den mindestens acht zur Auswahl stehen. Tipp: das Sowie Baltischer Porter mit 22 % Stammwürze und 9,3 % Alkoholgehalt! Welche Reize Niederschlesien dann neben zig Delikatessen noch zu bieten hat, beweist die verteilte Broschüre „50 weniger geläufige Sehenswürdigkeiten – Niederschlesische Superlative“, etwa die spukenden Geister auf Burg Kynast oder das Geheimprojekt Riese im Eulengebirge.

Aber Polen hat natürlich noch mehr zu bieten, etwa Rapsöl (Olej rzepakowy) von Olej Trawinskscy aus Kozmin Wielkopolski oder Biere aus Brodnica. Natürlich dürfen nicht Wurst- und Fleischwaren, etwa von Zawistowski oder von Stefan Romanowscy, der am Stand der Woiwodschaft Kujawien-Pommern vertreten ist. Letztere wirbt zurecht mit Landurlaub in der Region – und Delikatessen wie etwa auch Gänsepastete sind dort garantiert.

Polen: Stör-Spezialitäten. Foto: Jürgen Sorges
Polen: Stör-Spezialitäten. Foto: Jürgen Sorges

Eine sehr positive Überraschung ist dann der polnische Großanbieter Krajowa Grupa Spozywcza mit Sitz in Torun (Thorn), das wunderbare Passata aus ausschließlich in Polen produzierten Tomaten (Gehalt in der Passata: 98,3 %!) herstellt. Auch im Angebot sind dort Smoothies. Gleich nebenan bietet Nadia Marcinkowska von Kaskat dairy aus Gorzow Wielkopolski herrliches Softeis, Käse und prebiotisches Milchpulver an.

Der beste Stand ist aber zweifellos der des Familienunternehmens Lesna Muszka von Malgorzata Muszynska und Waldemar Muszynski aus Zaklikow.. Sei setzen auffrische Waldfrüchte, aber auch frische wie eingelegte Pilze diverser Sorten – allen voran Steinpilze! Funghi porcini aus Polen sind also auch überhaupt kein Problem! Dazu sind auf Aufgesetzte im Angebot, etwa aus Kirsche, Moosbeere, schwarzer Johannisbeere, Stachelbeere, Zitrone, Mirabelle oder Rhabarber.

 

Informationen:

Int. Grüne Woche: www.gruenewoche.de

Fremdenverkehrsamt Polen: www.polen.travel

Fremdenverkehrsamt Norwegen: www.visitnorway.de

Fremdenverkehrsamt Estland: www.visitestonia.com

Fremdenverkehrsamt Finnland: www.visitfinland.com

Fotos: Messe Berlin GmbH, Jürgen Sorges